Liebe Leser:innen,

ein pauschales Handyverbot an Schulen zu fordern, ist gerade en vogue. Was ich daran nicht verstehe: Vielleicht lassen sich die Smartphones aus den Klassenzimmern und von den Pausenhöfen verbannen, aber nach Schulschluss bleiben doch die Probleme mit Mediennutzung und -kompetenz. Auch das Kinderhilfswerk hat sich gemeinsam mit anderen Organisationen gegen Totalverbote ausgesprochen und plädiert dafür, dass Regeln zusammen mit den Schüler:innen ausgehandelt werden sollten. Die Kinder und Jugendlichen ernst zu nehmen und mit ihnen zu reflektieren, welchen Platz Smartphones beim Lernen haben sollen, das ist vielleicht größerer Aufwand. Aber davon können alle profitieren.

Auch in meiner Schulzeit gab es Verbote. In der Mittelstufe sollten wir uns nicht in der oberen Etage der Schulbibliothek mit den Büchern für die älteren Jugendlichen aufhalten. Eine Einschränkung, die ich bis heute nicht verstehe. Und das verbannte Tamagotchi aus der Grundschule hat seine geballte Ablenkungskapazität dann eben während der Hausaufgabenzeit entfaltet. Einen Umgang damit hat mir niemand erklärt. Das digitale Haustier kehrt übrigens pünktlich zur Handyverbotsdebatte in neuer Auflage und mit Farbdisplay zurück. Und ich bin gespannt, ob bald wieder ein bedürftiges Piepen die Nerven der Lehrkräfte und Eltern strapaziert.

Liebe Grüße

anna

Uns fehlen dieses Jahr noch 303.670 Euro.

Unsere Artikel des Tages

„Digitale Souveränität“BSI-Chefin Plattner erntet Widerspruch

Die BSI-Präsidentin bekommt Gegenwind in Fragen der digitalen Unabhängigkeit. Sie schaffe mit ihren Aussagen „Verunsicherung in Politik und Wirtschaft“, so der Wirtschaftsverband OSBA. Viele Abhängigkeiten könnten sehr wohl kurzfristig abgebaut werden, wenn Lösungen aus Europa gezielter berücksichtigt würden, heißt es in einem offenen Brief. Die Angesprochene rudert zurück.

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Tickermeldungen

Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.

Handelsblatt
Im Urheberrechtsstreit um die Nutzung von Büchern für das Training von Sprachmodellen hat sich die US-amerikanische KI-Firma Anthropic außergerichtlich mit klagenden Autor:innen geeinigt.
Spotify
Spotify wird zum Messenger: Zunächst in ausgewählten Ländern sollen Nutzer:innen ab 16 Jahren künftig Direktnachrichten tauschen können, allerdings ohne Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Damit dürfte sich auch die Risikobewertung des Diensts in Sachen Jugendschutz ändern.
heise online
Das soziale Netzwerk Bluesky hat sich aus dem US-Bundesstaat Mississippi zurückgezogen. Grund seien die zu strengen Vorgaben für Alterskontrollen. Demnach müssten Plattformen alle Nutzer*innen prüfen, selbst wenn sie nur jugendfreie Inhalte sehen wollten.
Science
Blutproben von 140.000 Babys in Dänemark sollen ohne Einverständnis zur Genforschung eingesetzt worden sein. Die Proben wurden demnach von 1981 bis 2008 genommen. Bekannt wurde das Vorgehen erst, als die Betroffenen nachträglich nach Zustimmung gefragt wurden.
The Guardian
Eine Journalistin des britischen Guardian hat die "Revenge Porn Helpline" besucht, eine telefonische Anlaufstelle für Betroffene bildbasierter sexualisierter Gewalt. Im vergangenen Jahr hätten sich mehr als 22.000 Menschen gemeldet.
heise online
Eine ganze Stadt steckt im Funkloch: In Bad Wildbad gibt es seit Monaten kaum Handyempfang, da ein Schornstein abgerissen wurde. Betroffen sind alle Nutzer von O2 und Vodafone.
Rude Vulture
US-Marines überlisteten ein KI-Überwachungssystem, indem sie sich unter Kartons versteckten. Das System soll menschliche Bedrohungen in komplexen städtischen Umgebungen erkennen.
TechCrunch
Ein leitender Angestellter der US-Sozialversicherungsbehörde hat enthüllt, dass DOGE Hunderte Millionen Sozialversicherungsdaten auf einen unsicheren Cloud-Server hochgeladen hat. Die Datensätze enthalten in der Regel persönliche und finanzielle Informationen von Antragssteller:innen.
taz
Jürgen Kalwa spricht Hörbücher ein und berichtet in der taz darüber, wie mittels generativer KI erzeugte und geklonte Stimmen in den Markt dringen. "KI wird viele von uns plattmachen", fürchtet er.
Die Zeit
Die Proteste in Los Angeles gegen die rechtsradikale Trump-Regierung spiegeln sich auch auf TikTok wider. Nutzer:innen sprechen dort aber lieber von einem "Festival" – aus Sorge vor algorithmischer Herabstufung.
heise online
Das US-amerikanische Imageboard 4chan will die von der britischen Medienaufsicht verhängten Strafen nicht zahlen. Die Themen auf der wenig moderierten Plattform reichen von Memes und Pokémon bis hin zu Pornos und Hetze.
Handelsblatt
Saudi-Arabien will sich weniger abhängig von Erdölexporten machen und setzt dabei auch auf das Geschäft mit sogenannter KI. Die dem saudischen Kronzprinz unterstehende Firma Humain hat laut Medienberichten mit dem Bau erster großer Rechenzentren begonnen.
CDT
Die US-Organisation "Center for Democracy and Technology" hat mit 17 Familien über Alterskontrollen im Netz gesprochen. Die Befragten zeigten demnach Misstrauen gegenüber Altersschranken und Offenheit gegenüber gemeinsam ausgehandelten Regeln.
tagesschau.de
Die beim Lieferdienst bestellte Pizza kommt oftmals über ein Subunternehmen. Eine rbb24-Recherche zeigt die prekären Arbeitsbedingungen der Kuriere – teils ohne Arbeitsvertrag erhalten manche den Lohn demnach bar auf die Hand.
Newsweek
US-Präsident Donald Trump fordert, ABC und NBC die Sendelizenzen durch die Federal Communications Commission zu entziehen. Die Sender produzierten "Fake News" und machten parteiische Berichterstattung, so Trump.
Handelsblatt
Trotz gerade geschlossener Deals mit der Polizei in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt: Das Deutschlandgeschäft der Überwachungsfirma Palantir bleibt offenbar hinter den Erwartungen zurück.
beck aktuell
Anwält:innen, die in ihren Schriftsätzen auf frei erfundene Urteile hereinfallen und sich damit blamieren, gibt es häufiger. Doch in den USA wurden jetzt erstmals auch Gerichte beim ungeprüften KI-Einsatz erwischt.
The Independent
Will Smith wird beschuldigt, in einem Promo-Video für seine Tour KI-generierte Aufnahmen des Publikums verwendet zu haben. Zuschauer:innen bemängeln verzerrte Gesichter und Hände mit zu vielen Fingern. Sie nennen die Clips "peinlich" und "fake".
Tagesanzeiger
Nach Bekanntwerden rassistischer und diskriminierender Nachrichten in einer Chat-Gruppe von aktuellen und früheren Polizist:innen in Lausanne zieht die Stadt Konsequenzen: Vier Personen wurden suspendiert, weitere sollen folgen.
404 Media
44 US-Generalstaatsanwälte haben einen offenen Brief an Chatbot- und Social‑Media‑Unternehmen geschickt. Sie warnen: Wenn Chatbots Kindern schaden, würden die Unternehmen dafür zur Rechenschaft gezogen. Außerdem fordern sie sofortige Schutzmaßnahmen.
heise online
Der brandenburgische Polizeipräsident Oliver Stepien ist unter Bedingungen offen für den Einsatz von sogenannter KI in der Polizeiarbeit. Innenminister René Wilke fordert mehr Befugnisse und eine Reform des Polizeigesetzes bis 2027, weil KI etwa Vernehmungen erleichtern könne.
taz
Die Ukraine nutzt zu ihrer Verteidigung ausgiebig Drohnen-Technik. Das interessiert offenbar auch Mitglieder lateinamerikanischer Drogenkartelle. Einige haben sich als "Freiwillige" für die ukrainische internationale Legion gemeldet.
The Guardian
Elon Musks KI-Bude, xAI, verklagt Apple und OpenAI. Durch deren Zusammenarbeit würden sie sich wettbewerbsfeindlich verhalten, der Musk-Chatbot Grok sei benachteiligt. Es ist nicht die erste Schlammschlacht mit OpenAI, das Musk einst mitgegründet hatte.
NSA
Die Trump-Regierung ernennt den Pentagon- und Geheimdienstfunktionär Joe Francescon zum stellvertretenden NSA-Direktor. Er folgt Wendy Noble, die im April zusammen mit NSA-Chef Timothy Haugh gefeuert wurde. Der NSA-Chefposten bleibt auch 140 Tage nach der Entlassung unbesetzt.
heise online
Die Universität Melbourne hat Studierende anhand von WLAN-Standortdaten identifiziert, nachdem diese an Protesten teilgenommen hatten. Ein Datenschutzbeauftragter des australischen Bundesstaates Victoria hat dies nun als Datenschutzverstoß eingestuft.
Noch 303.670 Euro für digitale Freiheitsrechte.

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