als ich die Recherche meiner Kolleg:innen Chris und Martin heute las, ist mir gleich mehrfach die Spucke weggeblieben. Sie haben zusammen mit Matthias Mehldau und dem SWR zehntausende Nachrichten ausgewertet, die deutsche Nutzer:innen an den Support einer Spionage-App geschickt haben. „Ich vertraue meiner Freundin nicht, ich muss unbedingt ihr snapchat sehen.“ Nachrichten wie diese finden sich in dem geleakten Datensatz zuhauf.
mSpy tarnt sich als Anwendung, mit der besorgte Eltern ihre Kinder schützen können. Offenbar wird sie aber hauptsächlich von Menschen genutzt, die ihre Partner:innen überwachen wollen. Der freundliche Kunden-Support gibt praktische Tipps, wie sie die Software heimlich auf deren Geräte bringen.
Das ist digitale Partnerschaftsgewalt. Zu den Täter:innen gehören Fitness-Trainer und Unternehmer genauso wie ein Polizist und eine Staatsanwältin. Sie machen sich strafbar, und der App-Anbieter macht sich vermutlich der Beihilfe schuldig. Wieso bin ich nicht überrascht, dass deutsche Cyber-Staatsanwaltschaften trotzdem maximal schnarchig reagieren?
Empörte Grüße, Ingo
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Die Union fordert in einem parlamentarischen Antrag die Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikationsdaten, eine Ausweitung der automatisierten Gesichtserkennung, mehr Staatstrojanereinsätze und mehr Befugnisse für die Polizei. Zugleich will sie die Geheimdienste aufrüsten.
Mit mSpy soll man fremde Handys rundum überwachen können. Das Unternehmen ermöglicht damit nicht nur Straftaten – es zieht auch Menschen über den Tisch. Oft hält die Spionage-App nicht, was sie verspricht.
Die Spionage-App mSpy vermarktet sich als Werkzeug für besorgte Eltern. Aber geleakte Nachrichten belegen: Kund:innen, die ihre Partner:innen illegal überwachen wollen, bekommen nicht Ärger, sondern Ratschläge. Die Profiteure verstecken sich hinter einem Netz aus Tarnfirmen.
Mit der Spionage-App mSpy überwachen Menschen heimlich die Handys ihrer Partner:innen. Das ist illegal. Jetzt gibt ein Leak Einblick in die Kommunikation mit Kund:innen. Die zeigt, wie skrupellos die Täter:innen ihre engsten Bezugspersonen ins Visier nehmen – auch in Deutschland.
Wenn es um KI-Anwendungen geht, lässt sich die Bundeswehr ungerne in die Karten schauen. Im KI-Labor gibt es einen begrenzten Einblick – und den Verweis auf den Grundsatz: „erst befolgen – dann beschweren“.
Die 4. Kalenderwoche geht zu Ende. Wir haben 10 neue Texte mit insgesamt 71.229 Zeichen veröffentlicht. Willkommen zum netzpolitischen Wochenrückblick.
Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.
The Verge
Politisch zahlt sich der Kauf von X für Elon Musk aus, finanziell ist er wohl weiterhin ein Desaster. Der Milliardär ist laut internen Mails unzufrieden, weil Nutzer:innenzahlen stagnieren und der Gewinn "wenig beeindruckend" sei.
heise online
Das FBI darf nicht ohne Richter:innenbeschluss auf Basis eines Gesetzes zur Auslandsaufklärung die Kommunikation von Menschen im US-Inland überwachen. Das hat ein Bezirksgericht in New York entschieden. Die Electronic Frontier Foundation hatte die Praxis lange kritisiert.
Journal of Marketing
Wer weniger über sogenannte Künstliche Intelligenz weiß, lässt sich von deren Ergebnissen leichter beeindrucken und "verzaubern". Ein besseres Verständnis von KI könnte dazu führen, dass das Interesse an ihrer Nutzung sinkt, so die Forschenden.
Landtag Rheinland-Pfalz
Auf eine Kleine Anfrage hin veröffentlicht die Landesregierung von Rheinland-Pfalz eine kurze, positive Evaluation des Landestransparenzgesetzes. Seit Einführung im Jahr 2015 hat es lediglich 2,74 Millionen Euro gekostet. Die Zahl der Anfragen hat sich auf gut 2600 im Jahr 2024 vervierfacht.
TechCrunch
UnitedHealth bestätigt, dass der Ransomware-Angriff auf Change Healthcare im Februar vergangenen Jahres etwa 190 Millionen US-Amerikaner:innen betrifft - fast doppelt so viele wie zuvor geschätzt. Die gestohlenen Daten umfassen Namen, Adressen und Gesundheitsdaten.
Handelsblatt
Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hält es für illegal, dass Lidl und Penny mit Spezialpreisen für Nutzer:innen ihrer Apps werben, ohne dazuzuschreiben, was das Produkt normalerweise kostet. Eine Petition sammelt parallel Stimmen gegen Einzelhandels-Tracking-Apps.
Vsquare
Nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin konnte sich der slowakische Premier Robert Fico über eine wundersame Vermehrung von Liebesbekundungen in sozialen Medien freuen. Es dürfte sich um von Russland gesteuerte Bots gehandelt haben.
The New York Times
Instagram und Facebook hatten zeitweise Postings und Accounts entfernt, die zu Anbietern von Abtreibungspillen führten. Eigentlich wollten die Unternehmen laut eigener Aussage weniger und besser moderieren.
The New York Times
Palantir, Cellebrite, Clearview und viele weitere: Die New York Times hat aufgeschrieben, wer am Abriegeln der US-Grenzen verdient. Und wie Trump Überwachungstechnologie für seine Deportationspläne nutzen könnte.
t3n
Reddit-Nutzer:innen mit Adblocker berichten, dass ihnen auf YouTube stundenlange Werbe-Videos ausgespielt wird. Google spricht von einer Kampagne, die Zuschauer:innen dazu bringen soll, Werbung zuzulassen oder für das Angebot zu bezahlen.
ORF
Die FPÖ will die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Österreich drastisch umbauen und damit Journalismus aushungern. "Die Zerstörung des ORF beginnt", warnt der ORF-Redaktionsrat.
The New York Times
Zuletzt ist es etwas stiller rund um die Verschwörungsideologie QAnon geworden. Das könnte sich ändern: Mit Kash Patel soll ein Mann neuer FBI-Chef werden, der allerlei paranoiden Schwurbel-Erzählungen anhängt.
CCC
"Durch eine Kombination aus Versehen, Inkompetenz und mangelnder Sorgfalt" sind Kund:innendaten des Unternehmens d-trust an die Öffentlichkeit gelangt. Der CCC empfiehlt einen Fünf-Punkte-Plan.
LTO
Viele Asylbewerber:innen leiden unter psychischen Erkrankungen. Wie können Behörden damit umgehen? Einerseits müssten Betroffenen mehr Hilfe erhalten. Andererseits versuchen Sicherheitsbehörden, die Öffentlichkeit vor erkrankten Menschen mit Gewaltpotenzial zu schützen.
Liebe Leser:innen, der Datenschutz steht gerade enorm unter Druck. Nicht nur die schwarz-rote Bundesregierung, sondern auch die EU-Kommission will bestehende Regeln schleifen. Wir haben mit der Bundesdatenschutzbeauftragten Louisa Specht-Riemenschneider, die seit gut einem Jahr im Amt ist, darüber gesprochen, wie sie auf die aktuelle in Teilen hitzig geführte Debatte blickt. Sie kritisiert Teile der EU-Kommissionspläne, […]
Liebe Leser*innen, wer schon mal Geld an die falsche Person geschickt hat, kennt das Gefühl: Man ärgert sich – und schämt sich obendrein, wenn man dabei auch noch auf Betrüger*innen reingefallen ist. Gut, dass es nun eine Funktion gibt, die solchen Fehlüberweisungen entgegenwirken soll. Mit der sogenannten Empfängerüberprüfung sollen Bankkunden prüfen, ob die eigene Überweisung […]
Liebe Leser*innen. 50.000 Menschen werden am Wochenende in Gießen erwartet, um dort gegen die Neugründung der rechtsextremen AfD-Jugend zu protestieren. Werden sie das in Hör- und Sichtweite von der Messehalle tun können, in der sich die Parteijugend neu formieren will? Darf die Stadt sie aus „Sicherheitsgründen“ gleich auf die andere Flussseite verlegen? Darum liefen mehrere […]
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