Deutsche BahnBodycam als Zugbegleiter

Die Deutsche Bahn will Mitarbeitende im Regionalverkehr ab sofort mit Bodycams ausstatten. Die tragbaren Kameras hätten sich in einer Testphase bewährt und wirkten „sehr deeskalierend“. Was das genau heißt, kann die Bahn aber nicht sagen.

Ein Schaffner beobachtet die Abfahrt einer Regionalbahn auf dem Nürnberger Hauptbahnhof.
Zugbegleiter:innen im Regionalverkehr erhalten ab sofort auf Wunsch eine Bodycam. – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / Future Image

Im vergangenen Jahr kam es laut Deutscher Bahn AG rund 3.150 Mal zu Übergriffen auf Mitarbeitende des Unternehmens. Knapp zwei Drittel der Angriffe richteten sich demnach gegen das Zugpersonal im Regionalverkehr. Insgesamt bewegen sich die Zahlen auf dem Niveau des Vorjahres.

Um die rund 5.000 Mitarbeitenden im Regionalverkehr besser zu schützen, will die Bahn diese auf Wunsch fortan mit Bodycams ausstatten. Der Einsatz soll zunächst „sukzessive und auf freiwilliger Basis bundesweit auf ausgewählten Strecken“ erfolgen, so eine Bahn-Sprecherin gegenüber netzpolitik.org. Erste Pflichtschulungen für den Einsatz und Umgang mit der Bodycam seien bereits für die kommenden Wochen geplant.

Tests „in größerem Rahmen“

Der Entscheidung seien „in größerem Rahmen“ Tests in Baden-Württemberg, Bayern und in den Regionen Nordost (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) vorausgegangen. Dabei hätten sich die Geräte „im Einsatz bei Sicherheitskräften und Zugbegleitern sehr gut bewährt“, so die Bahn-Sprecherin. „Sie haben eine deutlich präventive Wirkung, einen deeskalierenden Effekt und liefern den Strafverfolgungsbehörden notwendiges Beweismaterial.“

Mitarbeitende, die bis heute und damit über die Testphase hinaus eine Bodycam tragen, hätten seither keinen körperlichen Übergriff erfahren. Auch verbale Attacken seien stark rückläufig. „Die Bodycam hilft also, Aggressionen einzudämmen“, so die Bahn.

Wir haben bei dem Unternehmen nachgefragt, auf welcher Zahlengrundlage es zu dem Schluss kommt. Auch wollten wir wissen, welche Gründe es dafür sieht, dass der Anstieg an Angriffen im vergangenen Jahr abgebremst werden konnte. Beide Fragen hat uns die Bahn nicht beantwortet.

Nur Bild, kein Ton

Die Bodycams zeichnen ausschließlich Bild und keinen Ton auf. Außerdem würden die Mitarbeitenden die Geräte „nur in eskalierenden Situationen und nach deutlicher Ansage“ aktivieren, so die Bahn. Die Mitarbeitenden tragen die Bodycams auf der Brust. Bei einer Aufzeichnung zeigen die Geräte die Videos dann live auf einem Monitor an.

Vor Gericht sind die Bildaufzeichnungen, etwa bei verbalen Beleidigungen, nur eingeschränkt nutzbar. Allerdings dienten die Bodycams vor allem der Prävention, wie die Bahn betont. Oftmals hätte bereits die Ankündigung, die Geräte anzuschalten, eine deeskalierende Wirkung.

Bei einer Aufnahme würden die Videos verschlüsselt gespeichert und auf „geschützte Server“ übertragen. Auf die gespeicherten Daten könne nur die Bundespolizei zugreifen, so die Bahn gegenüber netzpolitik.org, nach 72 Stunden würden sie automatisch gelöscht. „Der DB-interne Datenschutz ist eingebunden“, so die Bahn.

Wann und wie viele Bodycams bei DB Regio in diesem Jahr voraussichtlich zum Einsatz kommen werden, konnte die Bahn auf Anfrage von netzpolitik.org nicht sagen. Fest steht aber, dass die Bahn im Regional- und S-Bahn-Verkehr inzwischen mehr als 50.000 Videokameras einsetzt, die „für eindeutiges Beweismaterial“ sorgen sollen. An den bundesweit 800 Bahnhöfen will die Bahn bis Ende des Jahres insgesamt rund 11.000 Kameras installiert haben, zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

Private Regional-Bahnen warten ab, BVG in Berlin rüstet ebenfalls auf

Private Regional-Bahnen etwa in Bayern sind laut BR24 bislang zurückhaltend, ebenfalls Bodycams in ihren Zügen einzusetzen. Die Zahl der Übergriffe gegen ihr Zugpersonal sei zu gering, so die Sprecher:innen zweier Unternehmen.

Auch in der Bundeshauptstadt verzeichnen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) einen deutlich Rückgang an Vorfällen. Im vergangenen Jahr kam es zu 250 Übergriffen auf BVG-Mitarbeitende, ein Viertel weniger als im Vorjahr. Die Übergriffe auf BVG-Sicherheitsmitarbeitende ging sogar um mehr als die Hälfte zurück.

„Doch: Jeder Angriff ist einer zu viel“, sagt die BVG. Sie startete am 11. März ein zwölfmonatiges Pilotprojekt, in dem sie Beschäftigte im Sicherheitsdienst stadtweit mit insgesamt 18 Bodycams ausstattet. Die Maßnahme sei als Ergänzung zu Notrufsäulen und Überwachungskameras in U-Bahnhöfen und Fahrzeugen gedacht. Auch hier würden sie „erst nach einem hörbaren Hinweis und nur in notwendigen Situationen eingeschaltet“, so die BVG. Die Videodaten würden dann für bis zu 48 Stunden gespeichert.

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35 Ergänzungen

  1. > Bodycams … hätten sich in einer Testphase bewährt und wirkten „sehr deeskalierend“. Was das genau heißt, kann die Bahn aber nicht sagen.

    Die Bahn will das nicht sagen, was jeder wissen kann: Die Deeskalierung beruht auf Abschreckung bzw. Einschüchterung. So beschreiben es Polizisten.

    Ein Unternehmen, das Personen befördert hat gewisse Hemmungen die Worte Abschreckung und Einschüchterung zu nennen, gegenüber ihren Kunden.

    1. Tja, wer sich in diesem Kontext durch moegliche Konsequenzen des beweisbaren eigenen Handelns einschuechtern laesst, der ueberdenkt vermutlich nicht zu Unrecht, was er da tut.

      1. „Tja, wer sich in diesem Kontext durch moegliche Konsequenzen des beweisbaren eigenen Handelns einschuechtern laesst, der ueberdenkt vermutlich nicht zu Unrecht, was er da tut.“

        Tja, was wollen Sie uns da nur sagen?
        „Wer nichts zu verbergen hat, …“

        Kann man das vielleicht mit KI aussortieren?

        1. Die „wer nichts zu verbergen hat“ Argumentation war zu erwarten. Ist halt unangebracht, da es hier nicht um anlasslose Erfassung geht.

          Wer gegen einen Bahnmitarbeiter eskaliert und dann wegen der Kameraankündigung zurückzieht, hat offensichtlich etwas zu verbergen.

          1. Liebes Uboot,
            natürlich ist das angebracht, es ist der Prototyp der Situation.

            Sie Framen den Zugbegleiter zum Helden, das Vorhaben als abgeschlossen, den Gast als Angreifer, und unbeteiligte Aufgezeichnete als unbeteiligt.
            Nichts davon ist angebracht!

            Was sie zu verbergen haben entscheiden andere zu anderen Zeitpunkten. Massenüberwachung ist kein
            Argument, da prinzipiell jeder nach Gusto aufgezeichnet werden kann. Das schränkt das Prinzip und Gebot der Datensparsamkeit mitnichten ein.

          2. „Die „wer nichts zu verbergen hat“ Argumentation war zu erwarten. Ist halt unangebracht, da es hier nicht um anlasslose Erfassung geht.“

            Schade, dass Sie das so sehen, denn das ist irrelevant. Sie verdünnen das Problem vermeintlich, indem Sie es mit Massenüberwachung verklammern. Das ist aber bei Kameraaufzeichnungen nicht das einzige, und nicht das Kernproblem. Ein Video neben dem Mafiakronzeugen im Zug, irgendwie ungeschwärzt in der Ermittlungsakte – wir wollen uns hier nicht totkonstruieren, aber das Prinzip des Verbergens von Informationen, die andere nicht über mich brauchen, ist mitnnichten an Massenüberwachung gekoppelt, sondern allgemein gültig. Wer was und warum mit Informationen anfängt, die irgendjemand über mich haben, entscheiden andere Leute zu einem anderen Zeitpunkt.

            „Wer gegen einen Bahnmitarbeiter eskaliert und dann wegen der Kameraankündigung zurückzieht, hat offensichtlich etwas zu verbergen.“

            Das klingt nach dem Standard für Gesetzeswerbung, wie wir ihn nicht erst seit der EU-Urheberrechtsreform kennen. „Wer Straftäter schützt“… nee, nee, es geht um alle anderen. Wer was warum eskaliert ist nicht zwingend ersichtlich, manche Menschen lassen sich auch provozieren, und es werden auch andere Reisende aufgenommen. Die Aufnahmen landen dann wo, nach welchem Standard? Das ist keine lockere Sache. Und im letzten Satz verraten Sie Ihre Position erneut: „… hat offensichtlich etwas zu verbergen.“ – das heißt Sie sind der Auffassung, dass man nichts zu verbergen haben sollte, weil auf magische Weise der Kontext dieses Vorhabens so gesetzt ist, dass der Fahrgast, der nicht aufgenommen werden will, grundsätzlich Rechtsbruch o.ä. begeht. Das ist lächerlich.

          3. „Wer was warum eskaliert ist nicht zwingend ersichtlich“

            Keinen Ton zu haben ist dabei auch nicht unbedingt beruhigend.

          4. Keinen Ton aufzunehmen koennte man als minimalinvasiv ansehen.

            Ansonsten faszinierend, in welchen Auseinandersetzungen mit Bahnpersonal sich viele Kommentatoren imaginieren. Fahren Sie gelegentlich Bahn?

          5. Jede unbequeme Wahrheit braucht bekanntlich jemanden, der sie ausspricht. Den dann als „U-Boot“ zu betiteln ist ein Zeichen für Gruppendenken. Geben Sie sich nicht auf, denken Sie darüber nach.

          6. “ weil auf magische Weise der Kontext dieses Vorhabens so gesetzt ist, dass der Fahrgast, der nicht aufgenommen werden will, grundsätzlich Rechtsbruch o.ä. begeht. Das ist lächerlich.“

            Nee, nee – wer nichts zu verbergen hat, hat einfach auch nichts zu befürchten, trotz Aufnahme, weil der Bahnangestellte zu den Guten gehört [und die Verwertungskette für die Aufnahme sicherlich auch, sowie das Datenschutzkonzept jeglichen Schaden von Menschen mit reinem Herzen abhalten wird]. So läuft das nämlich. Das kann uns aber auch egal sein, weil es nicht um Massenüberwachung geht, also ist das alles gar kein Problem.


          7. Jede unbequeme Wahrheit braucht bekanntlich jemanden, der sie ausspricht. Den dann als „U-Boot“ zu betiteln ist ein Zeichen für Gruppendenken. Geben Sie sich nicht auf, denken Sie darüber nach.

            LLM Post, Claqeur, Uboot, die 2.
            Es ist hinreichend klar dargelegt, warum das „Uboot“ hier falsch in den Kontext abgetaucht ist. Gruppendenken ist typisches en-passent Beleidigungsformgeschreibsel, „unbequeme Wahrheit“ entbehrt der Grundlage bei dem Teil mit der Wahrheit. Unbequem bei den Beleidigungs- bzw. Framing- und Verklammerungsversuchen.

          8. „Keinen Ton aufzunehmen koennte man als minimalinvasiv ansehen.“
            Es bleibt eine Abwägung. Beides hat Nachteile.
            Will man Beleidigungen nachstellen, wäre ohne Ton z.B. nutzlos. Bei Verfehlungen des Bahnpersonals, wäre ohne Ton maximal nutzlos. Sichert man zu, nur Gewalt aufzuklären, also Bahnmensch kriegt Faust ab, oder umgekehrt, könnte man es minimal nennen. Provokationen z.B. hat man so allerdings nicht auf Band .
            Ob jemand Bahn fährt ist irrelevant. Sie sind was den Kontext betrifft auf Abwegen.

          9. „Es bleibt eine Abwägung. Beides hat Nachteile.“

            Es ist auch noch nicht final in eine Form gegossen, wenn ich es richtig verstehe. BVG macht irgendwas schon. Man muss bedenken, dass Polizei selbstverständlich Gebrauch von solchen Aufnahmen machen wird, bzw. bei Anzeigen auch muss. Das wiederum sollte auch Teil der Abwägung sein, ob dauerhafte Aufnahme vorzuziehen ist oder nicht. Bahnpersonal ist nun nicht bewaffnet, und es ist in der Summe auch nicht von vielen Toten auszugehen, dennoch gibt es zu dem Kameraeinsatz an sich. Analog oder schlimmer noch zusätzlich zu typischen Gesetzeserweiterungen, bei denen dann immer mehr Kontexte mit überwacht werden, bleibt hier zu fragen, wieviel Schutz Datenschutz uns hier bieten wird, wenn die Bahn auch noch anfängt mehr mit solchen Aufnahmen zu machen. Fahrgastzählung wäre noch ein vermeintlich harmloseres beispiel. Allgemein kann man auch zu Zeugen oder Verdächtigen werden, auch wenn man nichts mit einer Situation zu zun hat, außer dort zu sitzen.

            Mißbrauch durch Bahnangestellte ist theoretisch möglich, aber auch Mitreisende können dämlich, eskalierend oder bösartig handeln. Wie man das in der polarisierten Situation außer acht lassen will, ist mir nicht klar.

          10. „LLM Post, Claqeur, Uboot, die 2.
            Es ist hinreichend klar dargelegt, warum das „Uboot“ hier falsch in den Kontext abgetaucht ist. Gruppendenken ist typisches en-passent Beleidigungsformgeschreibsel, „unbequeme Wahrheit“ entbehrt der Grundlage bei dem Teil mit der Wahrheit. Unbequem bei den Beleidigungs- bzw. Framing- und Verklammerungsversuchen.“

            Auf den Sonntag:
            Die erste Zeile würde ich noch liebevoll erklären!
            Ich möchte aber auf den Uboot-Kontext hinaus. Ich glaube es geht dabei nämlich um das Post, wo behauptet wird, es sei ja keine Massenüberwachung. Kurzgeschlossen kann man hier annehmen, als würde jemand sich als kontextbeflissen darstellen, also selbst quasi auch eine Gruppe aufmachen, in die der nichtsahnende Überwachungsgegnerfreund hier sich aus Versehen einordnen könnte. Da ist also vielleicht die Befürchtung, dass es ein typischer Propagandatrick ist. „Unbequeme Wahrheit“ geht dann wohl eher weiter ins Abseits, als hätte man einen alternativen Bot auf „Überwachungsgegner unterminieren“ umkonfiguriert, denn die Ablenkung zur Massenüberwachung hin, verwässert natürlich schon die Problematik, womit wir eigentlich schon das Fahrwasser für ein Uboot hätten. Und ob oder nicht es Massenüberwachung ist oder wird, ist noch gar nicht mal klar.

  2. Bemerkenswert ist, dass offenbar die Bahn – ein Privatunternehmen, wenn auch in Staatsbesitz – frei entscheiden kann, seine Kunden zu überwachen, und zwar auf eine Art und Weise, dass nur die Bahn Kontrolle und Zugriff hat. Das also Kunden explizit weder Mitspracherecht noch Zugriffsmöglichkeiten haben, weder um sich gegen ungerechtfertigte Vorwürfe zu wehren, noch um mögliches Fehlverhalten von Bahnangestellten oder Mitreisenden zu belegen.

    Die Pseudostudie, die offenbar für die Öffentlichkeitsarbeit angefertigt wurde, ohne auch nur minimalsten wissenschaftlichen Anforderungen – Statistische Auswertung, Vergleichsgruppen, Quellenangaben – zu erfüllen, ist dabei irrelevant, da ja offenbar die Bahn alleine entscheiden kann, ohne Zustimmung von Aufsichtsbehörden.

    1. „Das also Kunden explizit weder Mitspracherecht“

      Haben sie doch, sie können sich entscheiden, die Dienste der DB nicht nutzen.

      Außerdem verstehe ich nicht, was das nun soll, an den fest installierten Kameras in Bahnhöfen und Zügen, hat sich bis jetzt auch noch niemand gestört. Ich fahre werktäglich mit den SWEG und REs der DB, sobald ich durch die Einstiegstür gehen, nimmt mich eine Kamera im Zug auf. Und davor eine an den Eingängen.

      Wichtiger wäre, mal den Grund anzugehen, warum die DB das machen muss. Es vergeht kein Monat, wo ich nicht eine Sauerei in den Zügen mitbekomme und das sind weniger als 60 Fahrten pro Monat. Aggressivität, Trunkenheit, andere Drogen, Rauchen/Vaping im geschlossenen Zug, Belästigung, Diebstahl, ein Mann hat mal so gestunken, das alle das Abteil geräumt haben, Streit, Pinkler, Ausraster bei Kleinigkeiten, Ignorieren der einfachsten Regeln zum Zusammenleben,…

      Aber DB Bashing ist natürlich geiler, kein Mitleid für die Zugbegleiter/Sicherheitsdienstmitarbeiter, die tagtäglich angegiftet werden, weil sie ihren Job tun.

      1. Also ich störe mich jedes mal daran, dass überall Kamers installiert sind. Nicht nur bei der DB, bei allen öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich weiß schon gar nicht mehr wie ich von A nach B kommen soll, ohne gefilmt zu werden. Bin ich innerhalb der Stadt unterwegs, versuche ich es mit dem Fahrrad. Das Stadtzentrum meide ich, da öffentliche Kameras der Stadt. Aber auch im normalen Straßenverkehr gibt es immer mehr Kameras an Autos, ob nun für Unfallaufzeichnung oder für KI-gestütztes Fahren (halbautonome Fahrzeuge). Würde ich ein Auto kaufen, weiß ich nicht was mit allen aufgezeichneten Daten (Mikrofon, Kameras, Navi, …) passiert.

        Irgendwo muss dieser Überwachungswahnsinn mal ein Ende haben. Ich habe nichts gegen Bodycams beim Zugpersonal, wenn diese a) so eingesetzt werden wie derzeit vorgesehen und diese Vorgehensweise nicht ausgebaut wird und b) eine optisch sichtbare Blende vor dem Gerät im ausgeschalteten Zustand ist, damit ich weiß, dass nicht doch heimlich alles gefilmt wird. Alleine schon um den Überwachungsdruck auf die Psyche zu senken und es nicht zur Normalität verkommen zu lassen, dass man überall gefilmt werden darf.

        Ich bin in den letzten Jahren einmal mit einem Bus einer regionalen Busgesellschaft abseits der großen Städte gefahren – ohne installierter Kamera – das empfand ich als sehr angenehm und entspannend. Ich hatte keine Sorge, dass irgendetwas auf meinem Handy mitgefilmt wurde (PIN oder andere private Daten) oder das eine Handlung von mir gefilmt wird und irgendein Fremder Zugriff darauf hat. Also Handlungen wie durch den Bus fliegen, wenn es eine Notbremsung gab etc – Dinge die gerne auf YouTube o.ä. geteilt werden.

        Und als Nachtrag: selbst mein Handy kann alle Sensoren (insbesondere Kamera und Mikrofon ist mir wichtig) mit Hardwareschalter von der Stromzufuhr trennen. Ich denke das belegt die Ernsthaftigkeit meines Anliegens.

        1. huhu, mich würde sehr interessieren was das für ein handy ist bei dem man mit einem schalter die sensoren killt und nicht bloß in den einstellungen deaktiviert. verraten sie das? oder jemand anderes?

      2. „Haben sie doch, sie können sich entscheiden, die Dienste der DB nicht nutzen.“

        Das sehe ich anders. Die Bahn und z.T. auch Verkehrsbetriebe halten eine „quasi hoheitliche“, besonders previligierte Position inne, der man sich mitnichten ohne weiteres entziehen kann. Es gibt keine nennenswerte Konkurrenz zur Bahn, außer im Regionalen +-. Daher muss die Bahn wie ein – *tadaa* – Staatsbetrieb betrachtet werden, was Überwachung und Zugang betrifft.

        Naja muss, kann jeder machen wie wo will, dennoch wäre das offensichtlich wieder mal die private Hintertür für die ganzen Überwachungssachen. Vgl. Amazons „Sicherheitskameras“.

        Und das Appeasement war schon bei Totalüberwachung, es sei ja nur für böseste Straftaten, nur die Straftäter, nur bei aggressiven Kunden, etc.p.p. – da höre ich auch hier nichts Neues.

    2. Willkommen im Sozialschlauch, ein abwertendes Wort aber es Trifft es leider auf dem Punkt.

      Es ist das Spiegelbild der Gesellschaft und der Ausverkauf der Leistungen durch das 49€ Ticket hat seinen Preis. Was nichts kostet ist auch nichts Wert und dann kann man damit machen was man will.

      Genau diese Wahrnehmung macht die Nutzung des ÖPNV keinen Spaß mehr, es zerrt neben der Unzuverlässigkeit ein den Nerven. Da helfen auch keine Bodycams, da muss man seine Gesellschaft schon erziehen wie man sich im Öffentlichen Raum benimmt.

    1. Das steht im Artikel.

      Steht auch drin, dass die Bahn Fragen nicht beantwortet hat, was nicht zwingend bedeutet, dass sie die nicht beantworten konnte. Qualitaetsjournalismus.

    2. „Außerdem würden die Mitarbeitenden die Geräte „nur in eskalierenden Situationen und nach deutlicher Ansage“ aktivieren, so die Bahn.“

      Ein imho völlig falscher Ansatz, zumal so das Machtgefälle sich damit weiter gegen den Bürger richtet. Eine bessere Lösung wäre das permanente offline Aufzeichnen und dann alles vor den letzten 30 Minuten automatisch löschen. Ein Knopfdruck deaktiviert dann das Löschen und zeichnet durchgehend auf. So würde man auch mögliches Fehlverhalten des Mitarbeiters aufnehmen.

      1. Diesem Gedanken folgend müsste man im Zug flächendeckend alles erfassen und bei Bedarf entsprechend festhalten, warum nur eine bodycam?

        1. „Diesem Gedanken folgend müsste man im Zug flächendeckend alles erfassen und bei Bedarf entsprechend festhalten, warum nur eine bodycam?“

          Sie abstrahieren hier etwas weit. Der Fokus des Vorhabens und auch der Kritik liegt nämlich auf den Zugbegleitern. Die Argumente sind hier Verfehlungen durch Fahrgäste wie auch durch Bahnpersonal. Dem Bahnpersonal nun asymmetrisch die Macht der Provokation zu geben, wird statistisch gesehen mindestens zu relativ gemeinen Mißverständissen führen, wenn auch vielleicht nicht sehr oft.

          Natürlich hat der dauernde Mitschnitt ein großes Problem, ließe sich aber kryptographisch regeln, so wie es einige Polizeibehehördenteile bei irgendeiner Gelegenheit bzw. Diskussion dazu auch nicht hatten machen wollten. Deswegen war mein erster Gedanke, bereits beim Lesen der Überschrift, in Richtung der Frage gerichtet, ob nun die gleichen Maßstäbe wie bei der Polizei angesetzt würden.

          Ich lasse immer gerne etwas Raum für Quantifizierung, nicht mißverstehen. Leute, die mit Kameras herumlaufen sind bei mir einfach nicht locker, und das gilt sicherlich zuallererst für nicht wenige unter den Fahrgästen, und die ganzen Smartphonerückseitenschwenker, wie wir sie sicherlich alle täglich im Augenwinkel haben. Dennoch ist jede Überwachungsschicht mit einseitiger Machtbefugnis ein Problem.

          Man sollte bei Überwachung nicht an den persönlichen Kameramann denken, es reichen einzelne Aufnahmen, Daten zu irgendwas wie Ort/Aktion etc., selbst wenn es nur Spotlights sind. An eskalierende Konflikte denken, eine Prise McCarthy, usw. usf…

          1. „Die Argumente sind hier Verfehlungen durch Fahrgäste wie auch durch Bahnpersonal.“

            Das Argument sind aggressives Verhalten und Angriffe durch Fahrgäste.

            Sie imaginieren oder bauen einen Strohmann.

          2. Nein, sie spezialisieren sich auf die RamaWerbung, ignorieren offensichtlich den Diskussionsverlauf. Sonnenschein und was wir sagen. Ungeeigneter Ansatz!
            Das kennen wir aus den Diskussionen zu IT-Themen aus der GROKO-Politik. Nachteile existieren nicht.

          3. „Das Argument sind aggressives Verhalten und Angriffe durch Fahrgäste.“
            In Ihrer Phantasie?
            Einfach mal ein paar Posts oder am Besten gleich alle Nachteile eines Vorhabens ausblenden.

            „Sie imaginieren oder bauen einen Strohmann.“
            Lesen, was oben steht.
            Ein Akteur macht Werbung für ein Vorhaben, in der Diskussion werden Nachteile eingebracht. Sie wiederum…

          4. Argument oder Werbung?
            Oh, die Werbung hat ein bischen von Beidem. Da kann man sicherlich kaum widerstehen, jegliches weiteres Argument als Nichtig zu sehen. Ich sage mal, wie man einem LLM beibringt, im Kontext zu bleiben, und den Kontext dabei recht exklusiv setzt. Dann der Prompt…

          5. „Das Argument sind aggressives Verhalten und Angriffe durch Fahrgäste.“
            Also, so dummdreist das jetzt daherkommt, will ich dennoch erwiedern:
            Das ist ein Argument einer Person, dann kam die Erwiderung, die auf Machtgefälle und denkbares Fehlverhalten von Bahnangestellten hinweist.
            Bzgl. einer Diskussion, die hier stattfinden könnte, ist also Wahrheit, das es mehrere Argumente gibt. Sie fallen jetzt auf eines zurück, das Ihnen vielleicht Spass bringt, ohne zu begründen, warum das legetim sein sollte. Es ist hier im Konkreten nicht zu legitimieren. Da muss ich durchaus auch den Ergänzungscharakter in Frage stellen.

  3. „Ansonsten faszinierend, in welchen Auseinandersetzungen mit Bahnpersonal sich viele Kommentatoren imaginieren. Fahren Sie gelegentlich Bahn?“
    Wieso sich? Wieso ohne Statistik und ohne Grundsätze?
    Sie zeigen für Analyse gesellschaftlicher Nachteile von Vorhaben völlig ungeeignete Ansätze.
    Offensichtlich ergibt sich im jew. Szenario ein potentielles Machtgefälle, das es zu analysieren gilt.
    Sie haben noch nie erlebt:
    – Streit.
    – Rassistische Ansätze auf Uniformseite.
    – Schlichtungsversuche durch Bahnpersonal.

    1. „in welchen Auseinandersetzungen mit Bahnpersonal sich viele Kommentatoren imaginieren“

      Warum SICH darin wähnen?
      1. Assis sind immer die anderen.
      2. Es gibt viele Wege der Eskalation, ohne klare Schuldige (fabriziert wie emergent).
      3. Überforderung. Gibt es auch. Alles voll, überdurchschnittlich viele Spinner unter den Fahrgästen, oder vielleicht persönliche Ereignisse. Es gibt Fälle wo mal kaputtgeprüft wird, Professoren, Lehrer, Fahrprüfer… Nicht repräsentativ, aber menschlich!
      4. Zu einem sich ergebenden Machtgefälle mit Manifestation (Aufnahmehoheit), gehört die Möglichkeit, den Kontext zu setzen (z.B. den Zeitpunkt der Aufnahme), die Möglichkeiten der Eskalation gegenüber der Dokumentation (kein Ton, andere, „Mitverschwörer“), Ermessensspielräume (ganz wichtig bei Eskalation, vgl. Richtervorbehalt, Einweisungen), u.a. Dabei geht es um das Potential und die Erfahrung mit solchem Potential.

      Dazu die Aufnahme selbst, sowohl von mutmaßlichen Übertretern, als auch von Unbeteiligten. Bei der BVG gehen Aufnahmen wohl an die Bundespolizei. Welche Verfahren da wohl angewandt werden? Vielleicht auch mal Gesichtserkennung, auch für mutmaßlich unbeteiligte oder Zeugen? Ja, vielleicht nicht jetzt, auf dem Papier, Gestern. Morgen vielleicht. Solche Sachen „kampflos“ bzw. ungeprüft durchzuwinken, um dann ohne womöglich adäquate Evaluierung oder nur mit Onkel-Doktor-Statistiken dazustehen, sollte man sich sparen, als modernerer Staat.
      Zusätzlich interessiert mich, ob das Datenschutzkonzept nach Übergabe der Daten an die Bundespolizei wirkt, denn dann ist es ja eine Behörde (…).

  4. Wenn man mal blauäugig draufschaut, könnte man versuchen zu klären, was wir und die Polizei/en tun müssten, wenn wir das Projekt einfach mal so machen, ohne auf potentielle Nachteile einzugehen, vielleicht weil wir annehmen, dass die Zahl der Nachteile gering ist.

    Statistik vorher/nachher kann man vielleicht vergessen. Aber man könnte vielleicht feststellen, dass alle Fälle zu sammeln und unabhängig transparent aufgearbeitet werden, mit dem ausgesprochenen Ziel, eben Situationen zu identifizieren, wo wir ein anderes Konzept oder mehr Schutz davor bieten müssen. Im Moment hat bei dem einen Projekt nur die Bundespolizei Zugriff.

    Tatsächlich sind wir aber laut Artikel bei Massenaufzeichnung, was die Bahn allgemein betrifft. Offenbar sind tausende Kameras bereits verbaut und bieten dieses Potential. Das sollte nicht untergehen.

    Was Ton betrifft, nochmal – man verzeichnet zwar Rückgänge, ich vermute aber, dass die Leute gar nicht wissen, dass kein Ton aufgezeichnet wird. Dementsprechend ist es eine Abschreckungsmaßnahme, und damit das Prinzip der Einschüchterung. Das kann man ja nüchtern feststellen, manchmal hilft auch nur die Drohung, die Polizei zu rufen o.ä., das ist nicht immer das schlechteste Konzept.

    Wie gut/böse was wird, bleibt abzuwarten. Erinnern wir uns an die Erkennungswünsche der Bundes(?)polizei im Zsh. mit Bahnhöfen in Berlin? War da was?

    1. „ohne auf potentielle Nachteile einzugehen“

      Sollte heißen: Ohne von ANFANG AN auf potentielle Nachteile einzugehen
      [i.e. by design]

      In jedem Falle bleibt die Frage, wie man Gesetze begleitet, korrigiert und in diesem Kontext die Randbedingungen für die Gültigkeit setzt. Systematisch, als Merkmal einer zivlisierten Struktur.

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