Die früher mal Twitter genannte Plattform löscht laut einer neuen, stichprobenartigen Untersuchung nur noch einen Bruchteil von hasserfüllten Postings, die gegen die Richtlinien der Plattform verstoßen. Laut der Untersuchung blieben 98 Prozent der untersuchten Posts bei X online. Sie riefen etwa zur Gewalt auf, leugneten den Holocaust oder verherrlichten Nazis.
Das Center for Countering Digital Hate (CCDH) hatte für die Untersuchung nach dem 7. Oktober insgesamt 200 hasserfüllte Postings auf X gesammelt. Sie wurden nach den Angriffen der Hamas auf Israel veröffentlicht und bezogen sich entweder direkt auf den aktuellen Konflikt oder schienen davon beeinflusst zu sein. Die Beiträge stammten von insgesamt 101 separaten X-Konten, von diesen waren 43 sogenannte „verifizierte“ Accounts mit blauem Haken, heißt es in der Pressemitteilung zur Studie.
Vor der Übernahme durch Elon Musk war ein blauer Haken ein deutlicher Hinweis dafür, dass ein Account vertrauenswürdig und authentisch ist. Inzwischen lässt sich dieser Status einfach kaufen und wird unter anderem von Fake-Accounts genutzt.
Tausende einst gesperrte Accounts wieder aktiv
Die 200 untersuchten Postings enthielten laut CCDH unter anderem:
- die Aufstachelung zur Gewalt gegen Muslim:innen, Palästinenser:innen und jüdische Menschen
- die Behauptung, dass „Hitler die Juden als das sah, was sie waren“
- die Behauptung, dass Muslime „stinkende Ratten“ seien
- Postings, die Palästinenser in Gaza als „Tiere“ bezeichnen
- das Leugnen und Verharmlosen des Holocausts
- antisemitische Karikaturen
- antisemitische Verschwörungstheorien
- die Leugnung der Existenz der Palästinenser als Volk
- die Verherrlichung von Nazis und Nationalsozialismus
Das CCDH meldete diese 200 Postings am 31. Oktober über die offiziellen Meldetools von X. Die Stichprobe von Beiträgen wurde dann am 7. November überprüft, um zu sehen, ob X auf die Meldungen reagiert hat. Doch 196 der 200 Posts waren noch online. Erst nachdem das CCDH die Studie veröffentlichte, löschte X zumindest einige der Posts. Twitter/X hat seit der Übernahme von Elon Musk große Teile seiner Moderationsteams entlassen, zudem hat die Plattform tausende früher gesperrter Accounts wieder freigeschaltet.
Imran Ahmed vom CCDH sieht hier einen direkten Zusammenhang: „Das ist das unvermeidliche Ergebnis, wenn man Sicherheits- und Moderationspersonal abbaut [..] und jedem, der bereit ist, 8 US-Dollar pro Monat zu zahlen, mehr Sichtbarkeit bietet. Musk hat einen safe space für Rassisten geschaffen und versucht, aus der Straffreiheit, die sie dazu bringt, marginalisierte Gemeinschaften anzugreifen, zu belästigen und zu bedrohen, eine Tugend zu machen.“
Die Atmosphäre auf X wird mittlerweile weithin als katastrophal bewertet. Jüngst hatten mehrere große Medien und zahlreiche Journalist:innen der Plattform schlechte Noten gegeben. Sie überlegen, wann sie Musks Plattform den Rücken kehren. Unterdessen verlassen vermehrt auch offizielle Akteur:innen die Kurznachrichtenplattform, jüngst die Antidiskriminierungsstelle des Bundes.
X geht gegen Forschung vor
X steht mit dem Center for Countering Digital Hate auf dem Kriegsfuß. Das Unternehmen X Corp hatte am 20. Juli einen Brief an das die gemeinnützige Organisation geschickt. Darin stand der Vorwurf an das CCHD, „eine Reihe von beunruhigenden und unbegründeten Behauptungen aufzustellen, die offenbar darauf abzielen, Twitter im Allgemeinen und seinem digitalen Werbegeschäft im Besonderen zu schaden“. Im Brief drohte X bereits mit einer Klage. Ende Juli wurde dann bekannt, dass X die Organisation nun wegen Scraping verklagt. Unter Scraping wird das Sammeln von Daten im Netz verstanden. Es ist ein verbreitetes Werkzeug für Forscher:innen, vor allem wenn soziale Netzwerke keine Schnittstellen zur Verfügung stellen.
Es ist kein Einzelfall, dass X Forscher:innen das Leben schwer macht. Infolge seiner Arbeit zu Hass auf der Plattform hat X auch den Berliner Datenanalysten Travis Brown auf der Plattform gesperrt. Als Brown sich wehrte, hielt X jüngst mit Anwält:innen dagegen.
ich bekomme die Meldung, ich würde zu schnell schreiben. schreibt ChatGPt von netzpolitik.org?
das wäre ja endlich der Grund der USA-Regierung?, diesem Schein-Unternehmer die Gewerbegenehmigung für „X“ und „Twitter“ zu entziehen. denn das Ursprungsland steht in der Handlungs-Pflicht.
dieser Schein-Unternehmer bildet sich ein, mit dem Freischalten von Verbrecher-Accounts mehr Follower für „X“ und mehr Einnahmen zu bekommen. egal, wieviele Kinder jemand zeugt(e), am Geschäftsgebaren zeigt sich auch die familiäre Erziehung dessen Nachwuchses. es werden dann mindestens ZEHN Nachfolger mit dessen Moral folgen. einmal muß ein Ende sein. und nur, weil dessen Vorname aus dem alten testament stammt, ist der noch lange kein heiliger. auch die vielen Arbeitsunfälle in dem anderen Car-Unternehmen in DE sprechen Bände.
gibt es niemand anständigen, der dieses „X“ und „Twitter“ von dem abkauft und eine menschliche „Plattform“ daraus „umstrukturiert“?
»Vor der Übernahme durch Elon Musk war ein blauer Haken ein deutlicher Hinweis dafür, dass ein Account vertrauenswürdig und authentisch ist.«
Das ist falsch. Authentisch ja, vertrauenswürdig nein. Tatsächlich bedeutete der Haken offiziell nur, dass der Account tatsächlich der Person gehört, für den er sich ausgibt, er also kein Fake- oder Nachahmer-Account ist. Das war vor allem für Promis und Organisationen relevant. Aber mehr war auch nicht dahinter. Der Haken war NIE ein Garant dafür, dass der Account auch inhaltlich »vertrauenswürdig« ist.
Ok, missverständlich ausgedrückt. Mit der Vertrauenswürdigkeit ist vor allem die Echtheit gemeint und dass viele Accounts der Blauhaken bekannte Nachrichtenquellen und Journalist:innen waren. Dass die Accounts immer noch Quatsch schreiben konnten, ist auch klar. Nun aber ist der blaue Haken ja fast schon Garant dafür, dass da Bullshit kommt.
Auf seiner Plattform X stimmt Elon Musk einer antisemitischen Verschwörungstheorie zu – und erntet nun massive Reaktionen. Wichtige Werbekunden wie IBM, Disney und offenbar auch Apple stoppen ihre Anzeigen.
Das Weiße Haus hat mit scharfen Worten Stellung zum öffentlichen Zuspruch des Multimilliardärs zu einem antisemitischen Beitrag genommen. »Wir verurteilen diese verabscheuungswürdige Förderung von antisemitischem und rassistischem Hass auf das Schärfste, die unseren Grundwerten als Amerikaner zuwiderläuft«, sagte ein Sprecher.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/elon-musk-weisses-haus-wirft-x-chef-abscheuliche-foerderung-von-antisemitischem-hass-vor-a-d06b9f33-a646-47d5-9100-aced552e7eab
Wer noch immer „X“ benutzt macht mit seiner Nutzung ein Statement. Bestenfalls dass es ihn/sie nicht kümmert, wenn Hass und Hetze dort verbreitet werden.