Der Iran soll weitere Angriffsdrohnen nach Russland exportieren wollen, damit diese im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden. Die genaue Stückzahl ist nicht bekannt. Jedoch sollen die unbemannten Systeme zu einem Paket mit 1.000 zusätzlichen Waffen gehören, darunter auch Boden-Boden-Raketen mit geringer Reichweite. Das berichtet das US-amerikanische Nachrichtenmagazin CNN und beruft sich dabei auf westliche Beamte. Die Lieferung soll noch vor Ende des Jahres erfolgen. Russland will damit seine knapp werdenden, kleinen Angriffsdrohnen vom Typ Lancet-3 ergänzen.
Russische Streitkräfte setzen bereits mehrere Varianten iranischer Drohnen in der Ukraine ein. Seit mehr als zwei Monaten fliegt die Armee hauptsächlich Angriffe mit der Shahed-136, von denen Russland bereits eine vierstellige Zahl erhalten haben soll. Allein die bislang letzte Waffenlieferung aus dem Iran soll nach offiziellen Angaben etwa 450 Exemplare davon umfassen. Zuletzt haben diese Drohnen zahlreiche Energieinfrastrukturen in der Ukraine getroffen.
Russlands Dementi ist nicht glaubwürdig
Die Shahed-136 ist eine Weiterentwicklung der kleineren Shahed-131, die beiden Modelle sind auch für Expert:innen schwer unterscheidbar. Sie sollen mit Modellbau-Motoren aus Deutschland ausgestattet sein. Die Reichweite der als Nurflügler konzipierten Drohnen soll bis zu 2.500 Kilometern betragen, damit können sie weitab vom Kampfgeschehen gestartet werden. Per GPS ins Ziel gesteuert werden sie beim Angriff mit dem Sprengsatz komplett zerstört. Deshalb gelten sie als sogenannte Kamikazedrohnen.
Russland dementiert den Import iranischer Drohnen bis heute, glaubwürdig ist das aber nicht. Inzwischen gibt es zahlreiche Fotos von Wrackteilen der Shahed-Drohnen nach erfolgreichen Angriffen. Das ukrainische Militär hat zudem ein gut erhaltenes Exemplar nach einem Abschuss aus dem Meer gefischt. Vor zwei Wochen konnte eine Shahed sogar bei einem Angriff direkt vor dem Einschlag in Kiew fotografiert werden. Inzwischen sollen russische Rüstungskonzerne die Drohne auch in Lizenz fertigen, der Nachbau firmiert als Geran-2.
Nun könnte der Iran sogar noch größere Kamikazedrohnen nach Russland schicken. Darauf verwies das ukrainische Verteidigungsministerium gestern in einer Pressemitteilung. Demnach will die Regierung in Teheran auch die vier Meter langen Arash-2 liefern.
Iran kopiert Switchblade-Drohnen
Mit den Einweg-Kampfdrohnen aus dem Iran reagiert Russland unter anderem auf den Einsatz von kleineren Switchblade-Drohnen durch die Ukraine. Diese stammen von der US-Firma Aerovision, sie wurden im Rahmen der US-Militärhilfe ab Mai dieses Jahres in die Ukraine gebracht. Die auffälligen Fluggeräte mit ihren faltbaren Leitwerken sollen den russischen Besatzern schwere Verluste beigebracht und damit das Kampfgeschehen merklich beeinflusst haben.
Aerovision bietet das Modell in der 300er- und 600er-Version an. Als „herumlungernde Munition“ kann die Switchblade bis zu 40 Minuten über einem Ziel kreisen, bis sich ein günstiger Moment für einen Angriff ergibt. Nur die 600er kann Panzerungen durchschlagen, das kleinere Modell ist hingegen tragbar und wird gegen sogenannte „Weichziele“ eingesetzt. Damit sind im Militärsprech Soldat:innen im Feld gemeint.
Mittlerweile hat der Iran die US-Switchblades kopiert und nachgebaut. Im Rahmen eines Manövers wurden die Drohnen als Meraj-521 im Oktober erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Berichten zufolge sollen sie bald aufseiten Russlands im Ukraine-Krieg zum Einsatz kommen. Es könnte sich bei den die Switchblade-Klonen also um die neue iranische Lieferung handeln, über die CNN nun berichtet.
Geräte zur Drohnenabwehr
Die Rüstungsindustrie im Iran produziert mittlerweile eine ganze Palette verschiedener Kampfdrohnen. Wichtigstes Exportmodell ist derzeit die Mohajer-6, die der Iran neben Russland bereits in verschiedene Länder liefert. Bekannte Einsätze erfolgten etwa in Äthiopien, auch das in Kämpfe mit seinem Nachbarn verwickelte Kirgistan sowie Venezuela sollen zu den Empfängern gehören.
Seit der Jahrtausendwende waren die USA und Israel unbestrittene Drohnenmächte, in den vergangenen Jahren haben vor allem die Türkei und China an diesem zweifelhaften Thron gewackelt. Nun stößt der Iran zu diesem Kreis hinzu.
Mit dem zunehmenden Drohnenkrieg in der Ukraine wächst auch der Bedarf an Systemen zur Verteidigung. Verschiedene westliche Staaten, darunter auch Deutschland, liefern der Regierung in Kiew Geräte zur Drohnenabwehr. Die Ukraine will damit bereits mehr als 300 iranische Drohnen abgeschossen haben.
Geheimdienstinformationen zu Stationierung
Zur Drohnenabwehr gehört auch die Weitergabe geheimdienstlicher Aufklärung an die Ukraine zu Abschussorten der iranischen Drohnen in Russland. Diese befinden sich offenbar auf der Krim, wohin der Iran militärisches Personal zur Unterstützung russischer Truppen geschickt haben soll. Derartige geheimdienstliche Informationen zur Aufklärung russischer Drohnenaktivitäten stammen bekanntlich von US-amerikanischen und britischen Geheimdiensten. Nun hilft dabei auch Israel, berichtete jüngst die New York Times, obwohl sich das Land dazu bislang aus Rücksicht auf seine Beziehungen zu Moskau zurückhielt.
Aus einem der drei Länder könnte auch die Information über die neuen, iranischen Drohnenlieferungen stammen. CNN will diese von „Beamten eines westlichen Landes, das das iranische Waffenprogramm genau überwacht“ erhalten haben. In einem Video drohen die Iranischen Revolutionsgarden nun damit, israelische und US-amerikanische Einrichtungen im Nahen Osten mit bewaffneten Drohnen anzugreifen.
Nach den USA hat nun auch die Europäische Union Sanktionen gegen Irans Drohnenindustrie verhängt. Davon betroffen sind hochrangige iranische Militärangehörige und Shahed Aviation Industries, die als Entwickler der Shahed-136 gilt. Wenige Wochen nach dem Auftauchen der ersten iranischen Drohnen in der Ukraine hatte die US-Regierung bereits den Hersteller der Drohnen und das in Teheran ansässige Unternehmen Safiran, das die Lieferungen nach Russland koordiniert haben soll, auf die Sanktionsliste gesetzt.
„Zur Drohnenabwehr gehört auch die Weitergabe geheimdienstlicher Aufklärung an die Ukraine zu Abschussorten der iranischen Drohnen in Russland. Diese befinden sich offenbar auf der Krim, …“
Sicher nur ein Versehen, trotzdem wichtig: Die Krim gehört nicht zu Russland.
Ein aktuelles Drohnen-Update der NYT.
https://www.nytimes.com/2023/05/21/us/politics/start-ups-weapons-pentagon-procurement.html
Auch Palantir’s Karp hat es in den Artikel geschafft.