Die Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit nutzt nun auch den alternativen Mikroblogging-Dienst Mastodon für ihre Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Die Behörde folgt damit einigen anderen staatlichen Institutionen, die mit einer Präsenz im föderierten, nicht-kommerziellen sozialen Netzwerk ein Zeichen setzen und kommunizieren wollen.
So sagt Volker Brozio, kommissarischer Dienststellenleiter der Datenschutzbeauftragten: „Mit unserem neuen Mastodon-Profil wollen wir zeigen, dass soziale Netzwerke auch datenschutzkonform genutzt werden können.“ In der Vergangenheit hatte es immer wieder Auseinandersetzungen gegeben, ob Behörden überhaupt auf den großen kommerziellen Plattformen wie Facebook, Twitter oder Instagram sein dürfen. Es gibt gewichtige Datenschutzargumente dagegen.
Im Jahr 2020 hat der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber die Mastodon-Instanz bund.social geöffnet, auf der sich interessierte Behörden seit letztem Jahr einen Account machen können. Das haben unter anderem der Bundesdatenschutzbeauftragte selbst, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), die Stiftung Datenschutz und nun eben auch die Berliner Datenschutzbeauftragte getan.
Als weiterer Vorreiter des kleinen Behörden-Trends zu Mastodon darf der baden-württembergische Datenschutzbeauftragte Stefan Brink gelten. Seine Behörde setzte eine Instanz auf und kommuniziert dort mit einem eigenen Account. Auf bawü.social tummeln sich neben der Datenschutzbehörde mittlerweile Universitäten, Stadtverwaltungen und das Umweltministerium des Landes.
Föderiertes System
Mastodon ist derzeit die wohl ernstzunehmendste freie Alternative für soziale Netzwerke. Es handelt sich bei Mastodon um eine freie Software mit offenem Programmcode. Was die Funktionalitäten angeht, ist Mastodon Twitter sehr ähnlich. Die Architektur ist aber eine andere: Statt eines zentralen Unternehmens, das alle Accounts verwaltet, ist Mastodon ein föderiertes System. Das heißt: Es gibt viele dezentrale Server, auf denen Mastodon läuft und bei denen sich Nutzer:innen einen Account machen können.
Die Instanzen sind dabei unabhängig, sie können selbst entscheiden, ob sie nur staatliche Behörden aufnehmen wie bund.social oder ob sie für alle offenstehen. Auch können sich die einzelnen Instanzen eigene Regeln geben, was auf ihnen erlaubt ist. Obwohl die Instanzen unabhängig voneinander sind, können sie miteinander kommunizieren. Nutzer:innen einer Instanz können grundsätzlich den Nutzer:innen einer anderen Instanz folgen und deren Inhalte lesen. Zusammen bilden sie das Fediverse – mit mehreren tausend Instanzen und Millionen von Nutzer:innen weltweit.
Gut.
Ähnlich Twitter (wo es ein ungelöstes Problem ist): Wie stellt man als Leser:in fest, ob der Sendende der ist, für den er sich ausgibt?
Die Lösung ist, wie immer, ein externer Vertrauensanker. Der simpelste wäre natürlich, das Gegenüber selbst zu fragen.
Mastodon hat eine Verifizierung von angegebenen Homepages eingebaut: Wenn auf der im Profil angegebenen Webseite das Mastodonprofil mit einem speziellen Link referenziert wird, ist der Link im Profil als grün und verifiziert markiert. Diese Überprüfung wird auch durch jede der Instanzen separat vorgenommen.
Solange du also einer Website bzw. Domain als Anker vertraust, ist dies ein probates Hilfsmittel.
Ich hatte das auch so verstanden, sehe aber keinen ‚grünen‘ Link in den Beispielen.
Die Behörden haben das wohl nicht umgesetzt. Bei diesem Account z.B. sieht man wie es aussehen sollte: https://social.tchncs.de/@kuketzblog
Ich mastodiere seit der ersten Stunde mit. Die vielen anregenden Momente haben mich zutiefst befriedigt.
„Zusammen bilden sie [die Mastodon-Instanzen] das Fediverse – mit mehreren tausend Instanzen und Millionen von Nutzer:innen weltweit.“
Der Artikel bezieht sich lediglich auf Mastodon, der zitierte Satz impliziert für mich jedoch, dass das Fediverse (nur) aus Mastodon bestünde. Es gibt noch Pixelfed, Mobilizon und (wahrscheinlich) andere Dienste.
> einen Account machen können
Die Formulierung klingt etwas albern im Kontext „netzpolitik.org“. So eine Sprache verwenden vor Allem Jugendliche oder auch wenig technikaffine Menschen. Wie wäre es mit „sich einen Account erstellen können“ oder „sich anmelden können“?
Ich gebe dir recht, technikaffine Menschen sprechen davon sich „einen Account zu klicken“.
Fachsprache, so wichtig!
Technikaffen denken gar nicht erst darüber nach, was sie tun, und können es folglich hinterher auch nicht richtig formulieren. Und davon gibt es soooo viele…
Hier wäre vor allem eine Selbstanzeige angebracht, wenn man schon so dick mit „Bundessprachpolizei“ aufträgt:
„So eine Sprache verwenden vor Allem Jugendliche …“
Vor allem Jugendliche lernen in der Schule, dass „vor allem“ klein geschrieben wird.
Wie Thorsten korrekt anführt sollten die Mastodon-Alternativen nicht unerwähnt bleiben. Dazu zählt auch friendi.ca (liste öffentlicher Instanzen: https://dir.friendica.social/servers), welches zwar weniger populär als Mastodon ist, aber von seinem Funktionsumfang her deutlich flexibler.
Ich empfinde Pleroma (https://pleroma.social) als sehr viel bessere Twitter-Alternative als Mastodon, weil Mastodon eine Zeichenbegrenzung von 500 hat, während die meisten Pleroma-Instanzen (je nach Anpassung des Instanz-Betreibers) eine in 5- oder gar 6-stelliger Höhe haben.
Die niedrige Zeichenbegrenzung macht viele Diskussionen zwischen Mastodon-Nutzern zu einer anstrengenden Leseerfahrung. Denn sobald sie weiter ausholen müssen, müssen Mastodon-Nutzer die Postings immer aufteilen.