Beschwerde gegen AppleiOS nutzt Tracking-Codes ohne Einwilligung der Nutzer:innen

Drittanbieter können Nutzer:innen durch eindeutige IDs über verschiedene iPhone-Apps hinweg tracken, ohne dass diese dem jemals zugestimmt haben. noyb hat deshalb gegen Apple zwei Beschwerden eingelegt.

Eine Montage aus Keksen und einem Apfel
Laut noyb verwendet Apple illegal Cookies. Auch wenn sie nicht so heißen. – Public Domain Montage netzpolitik.org

Die österreichische NGO noyb („none of your business“) hat wegen des Vorwurfes illegaler Datensammlung in Deutschland und Spanien Beschwerde gegen Apple eingelegt. Laut der Initiative um den Datenschutzaktivisten Max Schrems verwendet der Konzern ein mit Cookies vergleichbares Identifizierungssystem, ohne dafür das erforderliche Einverständnis von Nutzer:innen einzuholen.

Die Beschwerde betrifft den sogenannten Identifier for Advertisers (IDFA) – eine einzigartige ID, die Apple für jedes iPhone generiert. Anhand dieser können Drittanbieter Endnutzer über verschiedene Apps tracken, um beispielsweise das Kaufverhalten zu tracken.

Die Installation oder das Auslesen von Tracking-Codes sollte nur mit Einwilligung der Nutzer:innen möglich sein, doch den meisten davon dürfte IDFA kein Begriff sein. Dass es sich dabei streng genommen nicht um Cookies handelt, ist für den noyb-Juristen Stefano Rossetti kein Argument: „Diese sehr einfache Regel gilt unabhängig von der verwendeten Tracking-Technologie. Während Apple sogar in ihrem Browser vorsieht Cookies zu blocken, platzieren sie selber ähnliche Codes in ihre Handys, ohne jegliche Zustimmung der User. Dies ist ein klarer Verstoß gegen EU-Datenschutzgesetze.“

Versprochene Verbesserungen verschoben

Apple hatte bereits im Juni angekündigt, die Funktionen von IDFA einzuschränken. Mit iOS 14, das im September erschien, sollten Apps von Drittentwicklern über ein Pop-Up um Erlaubnis zur Verwendung des IDFA fragen, ähnlich der Pop-Ups für Kamera- oder Mikrofonnutzung. Doch Apple verschob das Feature ohne weitere Angabe von Gründen auf Anfang 2021.

Anleitung Tracking für iPhones gänzlich auszuschalten.
So lässt sich das personalisierte Tracking in den iPhone-Einstellungen komplett abschalten.

Zeitgleich mit der Verschiebung der angekündigten Maßnahmen startete das Unternehmen eine Marketingkampagne, an deren Zentrum Apples Commitment zur Privatsphäre steht. Für den zwei Billionen US-Dollar schweren Konzern kommt die Beschwerde von noyb also sicherlich ungelegen.

Wie Stefano Rossetti gegenüber netzpolitik.org ergänzt, wären selbst die jetzt verschobenen Maßnahmen nicht ausreichend gewesen: „Wir glauben nicht, dass die angekündigten Änderungen das spezifische Problem beheben werden. Außerdem muss ich sagen, dass dieses Gesetz seit 2009 existiert. Die Planung, die Dinge 11 Jahre nach der Verabschiedung eines europäischen Gesetzes zu beheben, ist kaum etwas, worauf Apple stolz sein sollte“.

Apple dementiert die von noyb vorgebrachten Vorwürfe in einem Statement an netzpolitik.org als sachlich falsch: „Apple greift auf den IDFA der Nutzer-Geräte nicht zu und nutzt ihn in keinerlei Weise. […] Unsere Praxis steht im Einklang mit dem europäischen Recht, sie unterstützt und fördert die Ziele der DSGVO und der Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikation, die darauf abzielen, den Menschen die volle Kontrolle über ihre Daten zu geben.“

Damit liegt es am Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit und der spanischen Datenschutzbehörde AEPD, bei denen die Beschwerden eingebracht wurden, weitere Schritte einzuleiten.

Bisher kaum Alternativen

Schon länger suchen die großen Tech-Unternehmen unter zunehmendem Druck vom Verbraucher:innenschutz nach Alternativen zu eindeutig zuordenbaren Tracking-Codes. noyb hatte bereits im Mai Beschwerde gegen Google eingelegt.

Apple entwickelt seit einigen Jahren eine Technologie, die sie SKAdNetwork nennen, durch die Tracking über Apple selbst laufen soll, sodass Dritte nie Zugriff auf identifizierende Daten der Nutzer:innen Zugriff haben. Auch Google will in Zukunft direktes Tracken durch Werbefirmen überflüssig machen und das Targeting stattdessen in den Browser auslagern.

Die Welle der Marketing-Tools, die sich verstärkt dem Schutz der Privatsphäre widmen, bringt freilich neue Probleme mit sich. Zum Beispiel scheinen Google und Apple sich hier noch größere Abhängigkeiten von den eigenen Diensten zu schaffen. Zudem sich der tatsächliche Gewinn an Privatsphäre erst noch zeigen wird.

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