IFG-Ablehnung des Tages: Smart-City Abmachung zwischen Huawei und der Stadt Duisburg (Frag den Staat)
Auf Frag den Staat fragte jemand ein „Memorandum of Understanding“ zwischen Huawei und der Stadtverwaltung Duisburg an, doch seit über einem Jahr mauert die Stadt. Auch nachdem die Landesbeauftragte für Datenschutz in NRW eingeschaltet wurde, weigerte sich die Verwaltung, das Dokument herauszugeben: Huawei habe die Veröffentlichung unter Androhung von Schadensersatzforderungen verboten. Es gehe um den Schutz von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen, kann man im Verlauf der Anfrage nachlesen. Dabei haben andere Städte ähnliche Dokumente, die übrigens traditionell schwamming sind (es sind ja keine bindenden Verträge!), auf Anfrage rausgegeben oder einfach selbst veröffentlicht. Das ändert zwar nichts daran, dass Bürger:innen bei solchen Absichtserklärungen wenig zu melden haben, ist aber immerhin ein Schritt in Richtung mehr Transparenz. Der Anfragensteller will jetzt klagen. Und es gibt eine neue Anfrage: Zu den E-Mails, die nach der ersten Anfrage wohl zwischen Huawei und der Verwaltung hin und her geschickt wurden.
Why You Can No Longer Get Lost in the Crowd (New York Times)
„Obskurität“ hat uns in der Offline-Welt vor Übergriffen durch Behörden, Unternehmen oder einfach nur neugierigen Nachbarn bewahrt. Doch diese Zeiten sind bis auf Weiteres vorbei – selbst wenn europäische Bürger deutlich besser geschützt sind als etwa US-Amerikaner (von beispielsweise Chinesen ganz zu schweigen). Die Uni-Professoren Woodrow Hartzog und Evan Selinger plädieren für einen radikal neuen Ansatz: „Erst Obskurität macht sinnvolle und intime Beziehungen möglich, die Solidarität, Loyalität und Liebe bieten. Sie erlaubt uns zu wählen, mit wem wir welche Informationen austauschen. Sie schützt uns davor, dass alle wissen, welche unterschiedlichen Rollen wir in unterschiedlichen Teilen unseres Lebens spielen“. Wenn nichts mehr vergessen wird und etwa „intelligente“ Videoüberwachung in Echtzeit uns auf Schritt und Tritt verfolgt, sei dies nicht nur eine Gefahr für unsere individuelle Freiheit und Entfaltung, sondern auch für unsere Demokratie.
Phänomene des Big-Data-Zeitalters (ABIDA – Assessing Big Data)
Scoring, Sprachassistenten, Preisdiskriminierung, Nudging, Microtargeting: Die Liste der gesellschaftlich relevanten Anwendungsfelder von Big Data ist lang. Seit 2015 forscht das interdisziplinäre Projekt „Assessing Big Data“ (ABIDA) zu diesen und anderen Aspekten des Themas. Jetzt haben die Verantwortlichen einen Sammelband mit mehr als einem Dutzend wissenschaftlicher Dossiers veröffentlicht. Das Ganze ist nicht nur auf Papier, sondern auch Online und Open Access verfügbar – so mögen wir das.
You’re thinking about smart cities in completely the wrong way (Wired)
Francesca Bria, die IT-Verantwortliche der Stadt Barcelona, schreibt für Wired UK in einem Gastbeitrag, wie man Technologie nutzen kann, um Städte offener, inklusiver und demokratischer zu gestalten. Also das Gegenteil von dem zu machen, was das Konzept „Smart City“ verspricht. Darüber wird sie auch auf der kommenden re:publica diskutieren.
Cambridge Analytica to be Liquidated and May Now Die With Its Secrets (Daily Beast)
Cambridge Analytica wird wegen Insolvenz liquidiert, das hat gestern ein britisches Gericht entschieden. Damit geht die Escape-Strategie der Verantwortlichen hinter dem größten Datenskandal der Geschichte auf. Der Versuch von Wissenschaftlern und Aktivisten, die Firma dazu zu zwingen, so lange weiter aktiv zu bleiben, bis der Fall umfassend aufgeklärt ist, ging nicht auf. David Caroll, ein Kommunikationsprofessor aus den USA, der durch eine Datenauskunft die tatsächlichen Praktiken der dubiosen Wahlkampffirma detailliert beleuchten wollte, zeigte sich enttäuscht: „I’m so sorry to say this but it looks like Cambridge Analytica got away with it.“
EU-Parlament für zugängliche Algorithmen-Bibliotheken und mehr Open Source (Heise)
Das EU-Parlament hat gestern einem Verordnungsentwurf zugestimmt, mit dem die digitalen Forschungsschwerpunkte im Rahmen von „Digitales Europa“ für den Zeitraum 2021 bis 2027 definiert werden. Dazu gehören Hochleistungsrechnen, Künstliche Intelligenz (KI), Cybersicherheit und die „optimale Nutzung sowie Interoperabilität digitaler Kapazitäten“.
EU-Urheberrechtsreform: Der Kampf war nicht umsonst (Julia Reda)
Die EU-Abgeordnete und ehemalige Piraten-Politikerin Julia Reda blickt in einem Blogpost auf die vergangene Urheberrechtsdebatte zurück und macht Hoffnung auf die Zukunft.
Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.
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