Was vom Tage übrig blieb: Gehirnströme, Internetausfälle und eine Merkel-Raute

China misst schülerische Gehirnströme, Kenia zentralisiert seine Identifikationsplattform, ein Projekt hat DDR-Alltagsfilme digitalisiert, Stakeholder raufen um Details der EU-Urheberrechtsreform, Deutsche klagen über Internetausfälle und ein US-Medium hat das Bild einer Merkel-Raute geIFGt. Die besten Reste des Tages.

Der Sommer will nicht aufgeben.

Under AI’s Watchful Eye, China Wants to Raise Smarter Students (Wall Street Journal)
Für den täglichen dystopischen Schocker sorgt heute die Videoreportage des Wall Street Journal über Schüler:innen in China, deren Gehirnströme gemessen und überwacht werden, damit sie besser im Unterricht aufpassen. Und Eltern erhalten dann direkt eine Nachricht, wenn die Tochter oder der Sohn unkonzentriert sind.

Kenya’s Huduma: Data commodification and government tyranny (Al Jazeera)
„Huduma“ heißt auf Swahili „Dienst“, und eigentlich soll die geplante zentrale Identifikationsplattform das Leben für Kenianer einfacher machen: Ausweis, Pass, Führerschein, Versicherungen und noch mehr in einer Datenbank vereint. Aber: Die Einführung des Diensts wurde von ominösen Drohungen der Regierung begleitet, nicht registrierte Personen von allen möglichen staatlichen Diensten auszuschließen. Das sei illegal, sagen Kritiker:innen wie Amnesty International Kenya, und Huduma eine Ausrede zum Handeln mit Bürgerdaten. Trotzdem sind inzwischen über 38 Millionen Menschen registriert.

Open Memory Box
Das Projekt Open Memory Box hat die 8mm-Filme von etwa 150 Familien aus der DDR aus den Jahren 1947-1990 digitalisiert und verschlagwortet. Das Archiv bietet einen visuellen Einblick in das Alltagsleben der DDR. Das Material ist leider durch Wasserzeichen geschützt und steht nicht unter einer freien Lizenz.

Das EU-Copyright-Karussell setzt sich wieder in Bewegung (FM4)
Im vergangenen Frühjahr endgültig verabschiedet, geht es bei der EU-Urheberrechtsreform nun an die Umsetzung im Detail – von Uploadfiltern bis zum Leistungsschutzrecht. Anfang Oktober startet der erste „Stakeholder-Dialog“, am Tisch sitzen Online-Plattformen, Rechteverwerter sowie Daten- und Konsumentenschützer. Erich Moechel gibt einen Ausblick auf die bevorstehenden Verhandlungen.

Jeder Dritte hat Ärger mit dem Internet (Tagesspiegel)
Rund ein Drittel aller deutschen Internetnutzer hatte in den vergangenen zwei Jahren mit Teil- oder Komplettausfällen ihres Anschlusses zu kämpfen. Das hat eine repräsentative Umfrage des Marktwächter-Teams des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV) ergeben. Obwohl dieses Problem hinlänglich bekannt ist, sieht die deutsche Gesetzeslage weiterhin keine wirksamen Sanktionen für schlampende Netzbetreiber vor.

I paid $125 for this photo of Angela Merkel (MuckRock)
Ein Aktivist der US-amerikanischen Informationsfreiheitsplattform MuckRock rang jahrelang mit den Polizeibehörden, um Zugriff auf Dokumente der privatisierten Sicherheitskräfte der US-Universität Harvard zu bekommen. Produkt des Wrestlingmatches war ein einziges Bild – von Angela Merkel bei einem Harvard-Besuch. Die Leute von MuckRock hoffen nun, dass sich nun als Folge der ansonsten sinnfreien Anstrengung wenigstens das deutschsprachige Internet am gemeinfreien Bild der Merkel-Raute in hoher Auflösung erfreuen kann.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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Eine Ergänzung

  1. Die Hirnstromsache ist in der Form möglicherweise apokalyptisch idiotisch. Ich nehme an, die gucken einfach auf die Kameras und nehmen sonst die ganzen Daten mit (vgl. „KI“ vs Sprachassistent).

    Mittelneulich war ganz kurz eine Meldung oben, war es Amazon oder Facebook … Sprachassistent mit Gehirnströmen. Gibt es eigentlich schon Untersuchungen, wie sich ein Mensch davor schützt, seine eigenen Passworte und Geheimnisse zu „erinnern“? Man denke an gehackte Geräte oder industrielle Installationen in Fahrstühlen u.ä. (vlt. morgen schon :p) – oder daran, dass eben mitgeschnitten werden wird, wer auch immer so eine Technologie, freiwillig oder nicht, an sich heranlässt.

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