Die finale Fassung der geplanten EU-Urheberrechtsreform wird gerade im Geheimen zwischen Vertretern von EU-Kommission, Parlament und Rat ausverhandelt. Während dabei Bestimmungen für faire und verhältnismäßige Entlohnung von Kreativen doch wieder gestrichen werden könnten, wird an der vielkritisierten Filterpflicht für Plattformen mit Upload-Möglichkeit dem Vernehmen nach festgehalten. Vor möglichen Folgen dieses Artikel 13 warnte kürzlich YouTube-Chefin Susan Wojcicki in einem offenen Brief, woraufhin YouTuber schon das baldige Ende ihrer Plattform vorhersagten.
In einem Interview in der Sendung Breitband bei Deutschlandfunk Kultur (Link zur MP3-Datei) habe ich versucht zu erklären, warum Upload-Filter zwar nicht das Ende prominenter YouTube-Kanäle bringen werden, es gleichzeitig aber durchaus Anlass zur Sorge um Netzkulturfreiheit gibt. Im Folgenden einige der zentralen Punkte daraus sowie ein paar Links mit weiterführenden Informationen:
- Das Ziel, große Plattformen wie YouTube und Facebook zu einem höheren Beitrag für die auf ihnen stattfindenden Inhalte zu zwingen ist durchaus legitim, der Weg über die Pflicht zur Filterung bei fehlender Lizenz ist jedoch falsch. Viele Inhalte, deren Beurteilung schwierig ist – zum Beispiel Satire und Zitate – oder deren Lizenzierung praktisch unmöglich ist, die aber heute toleriert werden – das sind zum Beispiel Memes, Remixes oder ähnliches – würden in so einer Situation gar nicht erst veröffentlicht werden können.
- Gleichzeitig ist zweifelhaft, ob diese Vorschrift überhaupt das Ziel erreicht, dass Google & Co mehr an die Kreativen auszahlen werden. Paradoxerweise dürften Upload-Filter die Marktposition von Giganten wie Google, Facebook und Amazon noch weiter stärken, weil nur diese in der Lage sind, diese technisch und rechtlich umzusetzen. Die Verhandlungsposition der Kreativen würde dadurch weiter geschwächt. Denn mit dieser Regelung haben die Plattformen immer die Wahl zu sagen, entweder zu ihren Konditionen oder es wird eben gefiltert.
- Sollte die Pflicht zu Upload-Filtern kommen, dürften weniger professionelle YouTuber als vielmehr Gelegenheitsnutzer betroffen sein, die über keine urheberrechtlichen Kenntnisse verfügen und Handyvideos hochladen oder ohne kommerzielle Interesse Remixes und Memes teilen wollen. Deren Inhalte könnten stärker den Filtern zum Opfer fallen.
- Die Ängste der YouTuber sind gleichzeitig aber auch nicht völlig unbegründet. Einerseits könnte älteres Material, für das Lizenzen fehlen, gelöscht oder geblockt werden. Andererseits sind YouTuber diesbezüglich bereits gebrannte Kinder. So hatte YouTube 2006 Lizenzvereinbarungen mit der Warner Music Group abgeschlossen und beide haben dazu aufgefordert, diese Inhalte zu nutzen. Keine drei Jahre später wurde diese Vereinbarung nicht verlängert und zahlreiche Videos gesperrt. Manche YouTuber haben damals sogar ihre Accounts verloren, weil sie durch die Mehrfachsperrung ihrer Videos als multiple Urheberrechtsverletzer eingestuft und deshalb gesperrt wurden. Siehe dazu auch das Video zum damaligen Protest wütender YouTuber:
- Die Kritik, dass YouTube mit dem offenen Brief versucht, prominente YouTuber vor den eigenen Karren zu spannen, trifft sicher zu. Genau dasselbe machen Musikindustrie und Verlage jedoch immer dann, wenn es um Verschärfungen des Urheberrechts wie längere Schutzfristen geht: sie setzen die Prominenz ihrer bekanntesten Künstlerinnen und Künstler für ihre Lobbyinteressen ein (z.B. besuchte 2007 Udo Jürgens Kanzlerin Merkel in Sachen Urheberrecht).
- Statt einer weiteren Verschärfung eines ohnehin übermäßig starken Urheberrechts durch Upload-Filter sollte es eine vergütete Schranke nach Vorbild der Regelung für Privatkopien geben: teilen von Inhalten über soziale Netzwerke wäre dann erlaubt, solange die Plattformbetreiber pauschal dafür entschädigen. Statt verbieten und verfolgen also erlauben und vergüten. Das ist kein völlig exotischer Vorschlag, sogar das deutsche Justizministerium hat gefordert, diese Option prüfen zu lassen.
Bleibt die Frage, ob sich Upload-Filterpflichten vielleicht doch noch auf den letzten Metern des EU-Gesetzgebungsprozesses abwenden lassen. Und wenn nicht, wie die konkrete Implementierung der Filter durch die Plattformen gestaltet wird.
Die geistige Rückständigkeit dieser ganzen alten Leuten welche entscheiden was gut ist und was schlecht ist schon erstaunlich…
Bei den meisten Vertretern des Urheberrechtes geht es einfach nur um Geld, im Prinzip ist das Urheberrecht auf das eigene Werk ein Monopol mit dem Profit generiert wird!
Das widerspricht aber der Kreativität, also dem schaffen von neuem, denn jeder der etwas neues schafft kann dies nur, weil er vorher Einflüssen anderer in Form von Geschaffenem ausgesetzt war.
Ist dieses Geschaffene aber exklusiv (zum Beispiel in dem nur Leute Zugang bekommen die bezahlen) liegt eine gewaltsame Spaltung vor, die wie so oft mal wieder zu Gunsten derer geht die (viel) Geld haben!
Bei den Verteterinnen die aus anderen als aus Profitgier bestehenden Gründen für Urheberrecht sind geht es glaube ich um Anerkennung, die Wertschätzung der eigenen Kreativität durch andere.
Jedoch ist das ja bei den meisten freien Lizenzen ebenso möglich, so sorgt doch eine Pflicht der Namensnennung der Urheberin dafür, dass Leute nachverfolgen können von wem ein Werk, oder hieraus entstandene Mixes stammt.
So primitiv diese Menschheit…
Ich schäme mich täglich ein Homo Spaiens zu sein…!
Du bist ein bisschen auf die Propaganda herein gefallen und übernimmst das Framing. Es geht eben nicht um Urheberrechte, sondern um Verwertungsrechte. Die wenigsten Urheber sind damit einverstanden wie ihre Verlage und Labels mit den Nutzern umgehen.
Rechtlich sind Verwertungsrechte Teil des Urheberrechts. Die Materie ist schon kompliziert genug, diese Unterscheidung auch noch mitzuführen würde dem Verständnis nicht dienlich sein, gleichzeitig an der Problematik nichts ändern.
Das Verwertungsrecht liegt entweder beim Urheber, oder bei denen an die der Urheber das Verwertungsrechtganz oder in Teilen abgetreten hat.
Das ein Zwischenhändler (Verlag oder was auch immer) den Part übernehmen kann den ich als Gift für die Kreativität und die Kulturfähigkeit des Menschen an sich ansehe spielt dabei keine Rolle.
Mein Vater war Autor und gewiss sehr froh über die diversen Tätigkeiten, die ihm durch verschiedene Verlage abgenommen wurden. Das gab ihm sicher viel Raum für das tatsächlich kreative Arbeiten.
Nun bin u.a. ich ererbter Nutznießer seiner Rechte und auch ganz froh, mich nicht mit dem Kram befassen zu müssen.
Es ist ein eher seltsames Gefühl, Gelder zu erhalten, ohne etwas dafür getan zu haben. Mein hauptsächliches Zutun bestand wohl darin, ihn in Ruhe arbeiten zu lassen und gelegentlich in Texten mitverwurstet zu werden.
Gern würde ich mit den Werken „freigiebiger“ umgehen. Aber als nicht alleinvertretender ist man da machtlos und so verfaulen große Teile in Archiven. Doppelt begraben. :-(
..richtig(!), mit dem Profit wird dann die Miete bezahlt, die Familie ernährt und die Wohnung geheizt, damit man weiter kreativ arbeiten kann.
..So primitiv … sie müssen alle, alle Homo Sapiens, immer noch essen, schlafen und sonstige primitive Bedürfnisse erfüllen um Leben zu können. Meistens kostet das Geld. Die Meisten müssen das selbst verdienen.
Vielleicht tragen Gedanken dazu zur Minderung des Fremdschämens bei.
Old, but classic zum thema Warner generell und Urheberrecht von coldmirror:
https://www.youtube.com/watch?v=VwuTG0puaVU
Wo sind denn die Buttons für Teilen hin? Die waren doch komplett #DSGVO-konform, warum also sind sie nicht mehr da? Wenn Ihr glaubt, dass sich viele, die diese Buttons gewöhnt sind, nun die Arbeit machen, das mühsam selbst zu posten, seid Ihr auf dem falschen Dampfer!
Lustig das man etwas teilen will weil einem etwas wichtig erscheint und dann aber die eigene Faulheit als wichtiger ansieht…
Wow…
Eine neue Dimension digitaler Faulheit…
-.-