Es gibt kein Thema, das Berlinerinnen und Berliner mehr bewegt, als der krasse Anstieg von Miet- und Wohnungspreisen. Vor allem in den vergangenen zehn Jahren seit Start der letzten Finanzkrise haben sich die Preise massiv gesteigert. In vielen Bezirken sind mittlerweile Neuvermietungen für Normalverdienende kaum noch bezahlbar. Ein Problem besteht darin, dass viele Wohnungen als Spekulationsobjekte erworben wurden. So haben plötzlich reale Mieter mit undurchsichtigen Unternehmenskonstrukten zu tun, gegen die man sich rechtlich schwer wehren kann. Die Landesregierung hat lange Zeit nur zugeschaut, anstatt eine bessere Wohnungspolitik zu gestalten.
Der Tagesspiegel und Correctiv haben deshalb zusammen die Crowdrecherche „Wem gehört Berlin“ gestartet. Ziel der Kooperation ist, dass Mieter Informationen über ihre Vermieter sammeln und mit den Redaktionen teilen. Der Fokus der Recherchen liegt dabei auf der Eigentümerstruktur und den großen Finanzinvestoren sowie Unternehmen, die fragwürdig handeln.
Mehr Hintergrund bietet der Startartikel zur gemeinsamen „Großrecherche zu Wohneigentum in Berlin: Wem gehört Berlin?“
Der Kampf um Transparenz, um ein offenes Register an Stelle des nur bei „berechtigtem Interesse“ zugänglichen Grundbuchs, ist inzwischen auch auf der politischen Agenda. Es könnte die Regulierung des Marktes erleichtern. Und verantwortungsvolle Hauseigentümer müssten weniger damit kämpfen, mit verantwortungslosen Immobilienspekulanten in einen Topf geworfen zu werden. Deswegen wollen der Tagesspiegel und das gemeinnützige Recherchezentrum CORRECTIV Transparenz in diesen Markt bringen.
Alle Berlinerinnen und Berliner sind eingeladen mitzurecherchieren und den Eigentümer ihrer Wohnung mitzuteilen. Oft steht hinter der Hausverwaltung, auf dem Mietvertrag zwar eine anonyme Firma. Es gibt aber Wege, den eigentlichen Eigentümer herauszufinden. Dafür ist ab sofort die Bürgerrecherche-Plattform wem-gehoert-berlin.de erreichbar. Ziel ist es nicht, wahllos Eigentümerlisten zu veröffentlichen. Berichtet wird nur, wenn ein berechtigtes Interesse der Öffentlichkeit vorliegt. Ziel ist es, gemeinsam die Eigentumsstrukturen Berlins aufzuklären. Nicht gegen einige – sondern für alle.
Wenn ihr in Berlin (zur Miete) wohnt: Macht da mit.
Ich finde die Aktion gut. Im Netz gibt’s aber, wie nicht anders zu erwarten, teils wütende Reaktionen. Da werde zur Denunziation aufgerufen, schreien manche Kritiker. Andere hantieren mit DSGVO-Zitaten, die das Verbot einer solchen Datensammlung belegen sollen. Ich denke, der „Tagesspiegel“ wird schon anwaltlich geprüft haben, was datenschutzrechtlich zu beachten ist. Aber es wäre im Sinne der journalistischen Methode Crowd-Recherche, gäbe es mehr Informationen dazu zu lesen – um einer Einschüchterung der Initiatoren anderer Rechercheprojekte vorzubeugen, die weniger Ressourcen haben. Das nur mal als Vorschlag für einen Netzpolitik-Artikel ;).
Ich habe versucht beim Tagesspiegel mitzumachen. Leider konnte ich aufgrund der undurchsichtigen Lage gar nicht den Besitzer ermitteln. Der Kontakt mit dem Journalisten war auch nicht toll. ich habe ihm Unterlagen geschickt und er hat sich nicht wieder gemeldet. Auf der Seite des Tagesspiegel kann man gar nichts sehen. Scheinbar wollte man nur Werbung machen aber niemandem wehtun. Hier im F-Hain gehören ganze Straßenzüge ausländischen Investoren. Es ist 5 nach 12. Ich bin enttäuscht.