Google renoviert seinen Transparenzbericht

Seit Jahren schon liefert Google in seinen Transparenzberichten Angaben über Nutzerdaten-Anfragen von Ermittlungsbehörden oder Gerichten. Jetzt hat der Werbekonzern sein Transparenzportal umgestaltet und mit Datenvisualisierungen und neuen Funktionen angereichert.

CC-BY-SA 2.0 quinn.anya

Google hat seinen Transparenzbericht („Transparency Report“) überarbeitet und in einem Blogbeitrag die Änderungen und den „New Look“ erklärt. Die Renovierung hat sich gelohnt für diejenigen, die Informationen aus den Berichten suchen: Die Daten der Transparenzberichte der vergangenen Jahre werden durch die Überarbeitung leichter und übersichtlicher zugänglich. Die neue Visualisierung und Sortierung erweist sich als nutzerfreundlich und angereichert mit Informationen sowie etwas Kontext zum Verständnis.

Seit der Konzern im Jahr 2010 begonnen hat, Einblick in Behördenanfragen zu geben, hat er das Portal schon mehrfach überarbeitet und die Menge der zugänglichen Daten kontinuierlich erweitert. Das erschwerte aber zunehmend die Übersicht. Daher nun eine komplette Neugestaltung:

So today we’re introducing the completely revamped Transparency Report. It features clearer data visualizations, more context for the data, a Recent Updates section so you can see what’s new, and a better way to download data from our most popular reports.

(Also stellen wir heute den vollständig umgestalteten Transparenzbericht vor. Er zeichnet sich aus durch verständlichere Datenvisualisierungen, mehr Kontextangaben zu den Daten, einen neuen Bereich für Aktualisierungen, so dass Sie erkennen können, was es Neues gibt, und einen besseren Zugang zum Herunterladen der Daten aus den weitverbreitesten Berichten.)

Die Bearbeitung von staatlichen Anfragen wickelt Google über das „Law Enforcement Request System“ (LERS, Anfragesystem für Ermittlungsbehörden) ab, das es den Behörden erlaubt, Bedarf in verschlüsselter Form anzumelden und die Nutzerdaten nach Prüfung herunterzuladen.
 

bericht google deutschland
Anfragen nach Nutzerdaten von deutschen Ermittlungsbehörden und Gerichten.
Bild: „Google Transparency Report“ vom Juli 2017.

 
Das neue Nutzerportal haben wir sogleich mit den Angaben für Deutschland getestet: Insgesamt wurden für das Jahr 2016 von deutschen Stellen 18.713 Anfragen gestellt, die 26.745 Nutzer betrafen. Nach Angaben von Google wurden im zweiten Halbjahr 2016 für Deutschland 45 Prozent dieser Anfragen positiv beantwortet, also zumindest einige Daten an die anfragenden Behörden übergeben.

bericht google prozentangaben deutschland
Anfragen, bei denen Daten ausgehändigt wurden, in Prozent, nur Deutschland.
Bild: „Google Transparency Report“ vom Juli 2017.

Diese Quote ist gegenüber den letzten Jahren leicht gesunken, insgesamt für Deutschland seit Beginn der Datenaufzeichnung aber stabil um die fünfzig Prozent geblieben.

Für den ansonsten weltweit orientierten „Transparency Report“ wird auch eine FAQ in deutscher Sprache angeboten, die einige Antworten zum staatlichen Zugriff auf Nutzerdaten bietet. Allerdings sind diese Antworten knapp gehalten. Immerhin sind darin aber für Youtube, Gmail, Google Voice und Blogger auch detaillierte Angaben zu Umfang und Art der herausgegebenen Daten verzeichnet.

Transparenz nicht nur bei Datenanfragen

Eine praktische Neuheit ist das Zusammenholen aus bisher nicht integrierten Transparenzbereichen:

And while the previous version was a patchwork of different reports, designed at different times in different styles, our new report is all one consistent design, making it easier to find exactly what you’re looking for.

(Während die frühere Version ein Flickwerk aus verschiedenen Berichten war, die zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlichen Arten erstellt wurden, ist unser neuer Bericht konsistent im Design, was es einfacher macht, genau das zu finden, was Sie suchen.)

Zu diesen nun integrierten Teilbereichen gehören auch Anfragen wegen Löschens und Sperrens von Inhalten. Bei den staatlichen Löschbegehren sind für Deutschland wenige Einzelfälle angegeben, bei denen verzeichnet ist, ob dem Wunsch stattgegeben wurde oder nicht. Beispielsweise wurden bei Youtube Videos entfernt oder gesperrt, die aus Jugendschutzgründen moniert wurden. Die umgesetzten Sperrungen oder Löschungen sind so wenige, dass man sie im Einzelfall nachlesen kann.

Neben Datenanfragen von Regierungen und den staatlichen Löschbegehren lassen sich auch Unterbrechungen im Datenverkehr – geographisch aufgeschlüsselt – in einem separaten Bericht einsehen. Wenn es zu Zugangssperren oder sonstigen Einschränkungen bei der Nutzung von Google-Diensten gekommen ist, finden sind auch Gründe und Erklärungen für die jeweiligen Vorfälle – beispielsweise großflächige Internetsperren in Kongo, um Proteste gegen die Regierung zu erschweren. Für Deutschland sind aber keine Fälle verzeichnet, die Dienste von Youtube über Gmail bis zur Suchmaschine waren dauerhaft verfügbar.

7 Ergänzungen

  1. Insgesamt wurden für das Jahr 2016 von deutschen Stellen 18.713 Anfragen gestellt, die 26.745 Nutzer betrafen. Nach Angaben von Google wurden im zweiten Halbjahr 2016 für Deutschland 45 Prozent dieser Anfragen positiv beantwortet, also zumindest einige Daten an die anfragenden Behörden übergeben.

    Einige? 45 Prozent von 26.745 Nutzer/innen sind 12.035. Google hat letztes Jahr deutschen Stellen Daten von mehr Personen gegeben als Besucher/innen auf dem 33C3 waren!

    1. Das ist nicht korrekt, es wurden in dem angesprochenen oben zitierten Halbjahr 2016 von 9.925 Nutzern Daten rausgegeben (angefragt waren Daten von 13.320 Nutzern, also 45 Prozent).

      Zählt man das ganze Jahr allerdings zusammen, wurden sogar von 18.713 Nutzern Informationen übermittelt. Das liegt daran, dass im ersten Halbjahr 2016 die Quote höher lag als im zweiten, nämlich bei 59 Prozent (von 13.425 angefragten Nutzern).

    2. Noch ein Nachtrag, der Korrektheit wegen: Das „einige“ im Zitat bezieht sich nicht darauf, dass es insgesamt nur einige Nutzer gewesen seien, sondern darauf, dass Google „einige der angefragten Datensätze“ rausgibt, nicht notwendigerweise aber alles das, was pro Nutzer angefragt wurde. Angegeben ist immer nur, wenn sie irgendwas von dem jeweiligen Nutzer rausgegeben haben, nicht aber, ob sie vollständig das Gewünschte an die Behörden schickten.

  2. Seit dem NSA Super-Gau interessieren mich sämtliche Google-Dienste nicht mehr.

    Frage: Benutzt ihr für eure WebSites Google „Analytics“ o.ä.?

  3. Thx. für die Antwort.

    Sorge macht mir, wenn unsere Scheindemokraten sich im Wettstreit mit Despoten begeben nach dem Motto: Wer kann sein Land am schnellsten + am heftigsten in die Tyrannei bewegen. Von Demokratie im Allgemeinen oder vom demokratischen Prinzip kann längst nicht mehr gesprochen werden, wenn Bürger ihre Privatheit verlieren sollen. Dies ist ausnahmslos Polizeistaaten und Autokratien vorbehalten.

  4. Transparenz ist eine gute Sache, und ja nicht nur, wenn es um Behördenanfragen geht. Mein Liebling ist das hier:

    https://transparencyreport.google.com/copyright/domains/avaxbooks.me

    Wer das zu lesen weiß, sieht: Da hat eine Anwaltskanzlei im Namen wissenschaftlicher Buchverlage rund 60.000 Pornolinks abgemeldet. Honi soit qui mal y pense oder sich gar die Frage stellt, wie viele vergleichbare Fälle es noch gibt und wie viel Geld damit verdient wurde. Und falls hier irgendwelche Juristen mitlesen: Mich würde schon interessieren, ob sowas Betrug ist.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.