US-Cyber-Koordinator spricht sich für freies, offenes Internet aus

Hakan Tanriverdi hat für die Süddeutsche ein Interview mit dem Cyber-Koordinator des US-Außenministeriums, Christopher Painter, geführt. Darin geht es um die übertriebene Angst vor einem Cyber-Krieg, Regulierungen im Internet, die Möglichkeit eines Cyber-Notfalltelefons und Aufsicht über die NSA. Was er sagt, klingt vernünftig. Die Realität, wie von der US-Regierung mit den angesprochenen Themen umgegangen wird, stimmt damit aber nicht immer überein:

Es ist für uns und für jede demokratische Gesellschaft wichtig, sicherzustellen, dass man die richtige Aufsicht und die richtigen Verfahren einsetzt. Ich glaube, die USA haben ein gutes System dafür. Aber wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, was unser eigentliches Ziel ist. Wir müssen das Internet frei, offen und für alle nutzbar halten.

2 Ergänzungen

  1. Ich glaube ja auch eine Menge, doch ich würde einen Satz, der so wichtig ist, vermutlich nicht mit der Betonung auf das, was ich glaube, beginnen. Es könnte meinen Glauben an das was für mich Demokratie bedeutet zu sehr ins Wanken bringen. Aber zum Glück gibt es doch für fast alles ein Aber. Oder nennt man das inzwischen ein offenes Hintertürchen?

  2. Ich bin mir da nicht so sicher, ob man „freies, offenes, für alle nutzbares Internet“ so interpretieren sollte, wie es mit „unseren“ Zielen vereinbar ist. Ich gehe davon aus, dass das Interview auf Englisch geführt wurde, d.h. die erste Schwierigkeit sehe ich in der Begrifflichkeit „frei“. Wenn von „free“ die Rede war, ist damit nicht zwangsläufig „frei“ im Sinne von Freiheit gemeint – kostenloser Zugang zum Netz für alle kann aus militärischer Sicht ebenfalls sehr sinnvoll sein. Mag zwar weit hergeholt klingen, aber ich wäre dennoch vorsichtig bei einer Gleichsetzung von „free“ mit dem deutschen „frei“, da man damit letztlich Intentionen unterstellt, die u.U. gar nicht vorhanden sind (so wie auch Freeware nichts mit freier Software zu tun hat). „Offen“ ist auch so eine Sache – hierzulande begeistert man sich schnell für „OpenSource“, obwohl man eigentlich „freie Software“ meint. Ein „offenes Internet“ kann man m.M.n. auch einfach als Plädoyer dazu verstehen, keine landesweiten Intranets und Firewalls aufzubauen, was ebenfalls aus Sicht der NSA usw. Sinn macht, andernfalls würde es einen Kontrollverlust bedeuten. Schlussendlich „für alle nutzbar“, was eigentlich selbsterklärend ist und IMO auch nicht der „Realität, wie von der US-Regierung mit den angesprochenen Themen umgegangen wird“, widerspricht: umso leichter das Internet durch Dinge wie Facebook für alle nutzbar wird, umso mehr Leute gehen „ins Netz“.

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