Der Vodafone-Deutschland-Chef erklärt im Handelsblatt-Interview (Hinter Paywall, von Golem zitiert) in Bester-Neusprech-Manier, dass er statt des Begriffs „Netzneutralität“ lieber über Qualitätsklassen reden will. Weil der Begriff „Netzneutralität“ „negativ belegt sei“:
„Deshalb brauchen wir richtig verstandene Netzqualität. Niemand darf in einer offenen Gesellschaft die freie Verfügbarkeit von Inhalten unterbinden, das ist meine feste Überzeugung. Aber wenn es um Qualitätsklassen geht, muss es möglich sein, besondere Dienste gegen Geld abzuwickeln.“ Mit dem Begriff Qualitätsklassen könne die Branche von dem „negativ belegten Wort Netzneutralität wegkommen“, das „politisch verfänglich“ sei, meint Schulte-Bockum.
Mit anderen Worten: Die Telko-Lobby versucht die ganze Zeit schon ein Neu-Framing, um vom Grundrechtsdiskurs über ein offenes Netz wegzukommen. Wir bleiben selbstverständlich bei Netzneutralität. Scheint ja zu funktionieren, auch wenn vielen der Begriff immer noch kryptisch vorkommt.
Fleissaufgabe: Welche Parteien und Fraktionen verwenden denn am liebsten den Begriff „Qualitätsklassen“ in dieser Debatte?
Eine Idee für eine NP.org-Servicepage (Stiftung Datentest): Eine Liste zur Frage „Welche Provider verhalten sich netzneutral?“ erstellen. ;)
Hatte ich schon erwähnt, wie sehr ich mich freue, bald nicht mehr bei Vodaf*** „Kundin“ zu sein?
Die Idee kam schon vielen. Können wir leider nicht so ganz überprüfen.
Selbstverständlich ist der Begriff „Netzneutralität“ negativ belegt,
bei Unternehmen, die keine mehr anbieten können oder wollen.
Da bleiben nur noch Klassen übrig. Die Holzklasse, zum Beispiel.
„Wood-a-phone“ wäre doch ein klassischer(!) Name für sowas. ;)
Wie bizarr. Netzneutralität ist keineswegs negativ belegt, was man daran sehen kann, dass die meisten Akteure bisher betont haben, sie wären natürlich auch dafür. Hier handelt es sich wohl eher um ein Eingeständnis, mit der Aneignung des Begriffs, indem man die eigene Vision vom Mehrklassennetz als Netzneutralität verkauft, gescheitert zu sein.
ich würde eher sagen, dass „Qualitätsklassen“ noch mal hervorhebt, wie gut das Netz doch ist. Während man sich bei „Netzneutralität“ wenig vorstellen kann, wenn man nicht gerade sich damit beschäftigt hat…
Aber du verstehst, dass Qualitätsklassen das Gegenteil von Netzneutralität meint?
Das ist so wie wenn ein Ölkonzern zunächst behaupten würde fossile Energieträger seien ja auch erneuerbare Energie, weil äh.. das CO2 ja auch wieder von Pflanzen gebunden wird und dann unter die Erde gerät und irgendwann wieder als Öl zur Verfügung steht. Und nachdem er mit diesem Argument gescheitert ist, dann lamentiert, dass erneuerbare Energie ja auch so negativ besetzt sei, und man doch viel besser mit dem Begriff Bodenschätze unterwegs wäre.
Wie steht ihr eigentlich zu Netzneutralität im Mobilfunk-Bereich? Dort müssen ja denke ich die Internetverbindungen gedrosselt werden, damit man keine Aussetzer beim Telefonieren hat, oder?
Schießt sich Vodafone mit Qualitätsklassen nicht ins eigene Bein? Ist hier nicht viel deutlicher, dass es dann bei Vodafone jemanden gibt, der das Internet einteilt in mehr und minder qualitativ? Ich stimme Wolf zu, dann sind wir nah bei den Holzklassen.