ZAPP: Wie Wikipedia die BND-Transparenzoffensive ausgelöst hat

Der BND hat bekanntlich vor ein paar Tagen einige Schilder an ausgewählten Aussenstellen angebracht und das Ganze „Transparenzoffensive“ genannt. Was früher mal das „Amt für Schadensabwicklung“ oder das „Ionosphäreninstitut“ war, nennt sich jetzt schlicht „Bundesnachrichtendienst“.

Zur Transparenzoffensive gehörte auch, dass einige Journalisten mit BND-Chef Gerhard Schindler Radome besichtigen durften.

Die eher skurrile Veranstaltung hat das NDR-Magazin ZAPP dokumentiert. Um das depublikationssicher zu machen, hier mal ein paar Zitate aus dem wenige Minuten langen Beitrag. Schindler erklärt hier, der Bundesnachrichtendienst sei ein moderner Dienstleister, der sich nicht verstecken wolle. Ob dafür die Schilder reichen? Schindler:

Das ist ja nur ein Modul unserer Transparenzoffensive. […] Wir werden ein Besucherzentrum in Berlin einrichten, wir haben eine moderne Homepage.

Ein kleines bißchen ausweichend dann die Antwort auf die Frage, ob der BND Daten an die NSA weitergegeben habe:

Ich würde mal folgendes vorschlagen, wir verlieren ein bißchen an Zeit und deshalb müssen wir uns jetzt auf den Weg zu den Antennen machen. Machen wir noch ein Foto?

Auch der Anlass für die „Transparenzoffensive“ wird aufgeklärt. Bekanntlich waren einige Stellen auf verschiedenen Internetseiten dem Bundesnachrichtendienst zugeordnet worden. Darauf angesprochen, ob er denn selber auch mal bei Wikipedia nachgeschaut habe, antwortet Schindler:

Ja. Deshalb bin ich ja drauf gekommen, dass wir es enttarnen, denn da steht ja alles.

Den ganzen Beitrag gibt es auf YouTube und in der ARD-Mediathek. Die ganze Sendung gibt’s hier.

Hier klicken, um den Inhalt von www.youtube.com anzuzeigen

Ähnlich wie bei öffentlichen Äußerungen von Verfassungsschutzchef Maaßen oder auch den befremdlichen Auftritten des Generalbundesanwalts wirkt das alles eher unbeholfen und erheiternd. Aber es gilt natürlich, was Anna neulich schon in ihrer Rezension des Bildbands „Nachts schlafen die Spione – Letzte Ansichten des BND in Pullach“ beschrieben hat:

[Der Bruch am Ende] holt den Leser zurück in die Realität und macht ihm notwendigerweise bewusst, dass der BND […] heute wie nie über massive Überwachungskapazitäten verfügt. Nicht nur in Pullach, das mittlerweile aufgrund des Umzugs in die neue BND-Zentrale in Berlin noch leerer als zur Zeit der Fotos ist. Sondern an über 100 Standorten in Deutschland und im Ausland, von denen man jetzt an sechs (sic!) im Rahmen einer Transparenzoffensive Schilder mit der Aufschrift “Bundesnachrichtendienst” anbringen will. Doch dieses bisschen Transparenz, das sich selbst spottet, reicht nicht aus. Schlüters Buch, auch wenn es selbst ein Teil dieser offiziellen Initiative ist, zeigt uns deutlich, dass da vieles verborgen sein muss, das wir uns gar nicht vorstellen. Und wir müssen, nachdem sich die amüsant humoristische Befremdung des Anschauens und Staunens gelegt hat, darüber nachdenken, wie wir echte Einblicke in diesen Geheimdienstapparat bekommen können, nicht nur die Häppchen, die uns als Versuch der Ruhigstellung von der Behörde vorgeworfen werden.

(via Wikipedia:Kurier)

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8 Ergänzungen

  1. Die Transparenzoffensive ist alternativlos. Besonders im demokratenverseuchten Deutschland, wo es gewaltig viel Kinderporno und Terrorismus zu bekämpfen gibt und wir für hundertzehn Prozent Sicherheit auf ein paar wenige Prozent Freizeit gerne verzichten.

  2. „Ionosphäreninstitut“ ist ein sehr genialer Name, finde ich gut.

    Woher kommt eigentlich diese ganze Feindseligkeit gegenüber dem BND. Dass dessen Repräsentanten etwas unbeholfen sind, macht sie doch eher sympathisch.

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