Seit mehreren Tagen finden in der ukrainischen Hauptstadt Kiew massive Proteste gegen den Präsidenten Viktor Janukowitsch statt. Anlass für das Entstehen des Unmuts in der Bevölkerung ist die Außenpolitik Janukowitschs, der am 21. November ein Assoziierungsabkommen mit der EU gestoppt hat, das seit langem geplant war und eine Annäherung an die EU bewirkt hätte.
Während sich am Abend des 21. noch einige Tausend Menschen zu Demonstrationen auf der Straße versammelten, wuchs die Zahl in den folgenden Tagen auf schätzungsweise mehr als 100.000 an. Am Sonntag eskalierte die Situation bei der Besetzung des Rathauses in Kiew und es kam zu gewaltätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Um auch in kritischen Situationen eine Kommunikation der Protestierenden mit der Außenwelt zu ermöglichen, stellte der führende ukrainische Telekommunikationsanbieter Volia am Sonntag und Montag freies W-Lan im Zentrum Kiews zur Verfügung.
Wir sehen die Gewaltaktionen, die das Leben und die Gesundheit der Menschen gefährden. […] Deshalb eröffnen wir die Möglichkeit, Notrufe abzusetzen und Verwandte online zu kontaktieren … indem wir Ihnen für 2 Tage, den 1. bis 2. Dezember, die maximale Bandbreite zur Verfügung stellen.
Mit diesen Worten versuchte Volia seine Kunden dazu zu motivieren, ihr W-Lan zu teilen und alle Passwörter zu entfernen. Das hört sich zunächst einmal nach einer positiv zu bewertenden Anstregung an, es stellt sich aber die Frage, ob man durch die offenen W-Lans nicht auch der Regierungsseite die Möglichkeit bietet, weitreichendere Informationen über die Protestierenden und ihre Bewegungen zu erhalten und deren Kommunikation effektiver kontrollieren und überwachen zu können. Informationen darüber waren bisher nicht zu ermitteln, genausowenig wie, ob die Öffnung der Netzwerke auch heute andauern soll, denn die Proteste sind noch lange nicht zu Ende. Auch Anonymous hat mittlerweile angekündigt, innerhalb der nächsten Tage Aktionen gegen die ukrainische Regierung durchzuführen.
Während auf der einen Seite Infrastrukturen bereitgestellt werden sollen, versucht man mutmaßlich auf der anderen, kritische Medien zu blockieren. Michael Rotert twitterte heute morgen:
Major Internet sites waren in der Ukraine heute nacht zeitweise abgeschaltet
— Michael Rotert (@michaelrotert) December 3, 2013
Und auch auf der Facebook-Seite zu den Protesten finden sich Berichte über die Nichtverfügbarkeit kritischer Medien:
Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele Polizisten nur deshalb ihren Beruf angenommen haben, weil sie Spaß daran haben ihre Mitmenschen zu quälen und einen offiziel legalen Grund dafür suchen.