Die FDP versucht weiter zu erklären, wie denn ihr sagenhaftes Twitter-Follower-Wachstum entstanden sein könnte. Wir erinnern uns, gestern wurde etwas unglücklich als Möglichkeit die Ähnlichkeit mit dem portugiesischen Schimpfwort “fihlo da puta” (Hurensohn) erklärt.
Heute präsentiert die FDP eine Webseite namens Fandealer, die auf ihrer Facebook-Seite erklärte, dass ein Mailaccount von einer anderen Partei bei denen 922 reale Follower aus Deutschland geklickt habe. Und jetzt nochmal zum nachdenken: Warum sollte das eine andere Partei genau so tun? Logisch ist das nicht.
Gestern hatte ich als eine Möglichkeit präsentiert, dass eine andere Partei aus Negative-Campaigning-Gründen Fake-Follower kaufen könnte, damit das auffällt und die FDP schlecht da steht. Aber dann würde man auch richtige Fake-Accounts klicken und nicht die von „realen Followern“. Weil reale Follower nur der FDP etwas bringen, aber keinen Aufschrei verursachen. Außerdem sind Fake-Follower viel günstiger zu haben als reale Follower. Logisch wäre nur eine Leih-Follower-Kampagne von der CDU finanziert.
Und der FDP-Twitter-Account ist voller „richtiger“ Fake-Accounts, d.h. die sind nicht von realen Personen und kommen überwiegend auch nicht aus Deutschland.
Meine Vermutung ist, dass die Seite Fandealer als Trittbrettfahrer auf den Aufmerksamkeitszug aufspringt und die FDP glücklich ist, irgendwas als Ausrede verwenden zu können.
Update: Danke an Ernesto Ruge für den Hinweis in den Kommentaren, dass der Geschäftsführer von Fandealer ein FDP-Mitglied zu sein scheint (Jemand mit seinem Namen wird in FDP-Thüringen-Zeitung genannt, Fandealer sitzt in Erfurt). Das ist dann wohl eine Win-Win-Aktion.
Das sind all die Teppichhändler aus dem Ausland, denen Niebel noch Geld schuldet.
Alternativ versucht der Geschäftsführer von FanDealer, seinen Parteikollegen zu helfen. Zumindest wird jemand mit seinem Namen in einer FDP-Mitgliederzeitung seines Bundeslandes als Neumitglied erwähnt . So häufig ist der Name auch nicht. Keine Ahnung, ob es da einen Zusammenhang gibt und was genau da läuft. Aber reichlich fragwürdig ist das alles schon.
PS: Letztlich kann man daraus wunderbar Verschwörungstheorien drehen, alleine schon, weil die ganze Social Medie Kauffollower-Sparte ein einziger Sumpf ist und ich nicht erwarte, dass die ganze Sache je aufgeklärt wird. Wer kriegt als erstes die Illuminaten da rein? ;)
Viel spannender als die gekauften Tweets von hier oder Übersee: Der Mann gibt Kundendaten an seine Partei weiter, die diese dann aus Datenschutzgründen nicht veröffentlicht?
die ganze sache wirkt in der tat etwas merkwürdig. nur eine kurze anmerkung zu unerwünschtem followerwachstum (die portugal/brasilien-variante): meiner meinung nach ist das ganz gut kontrollierbar, ich habe eine gewisse erfahrung damit. mein twitter-handle ist @drbieber – damit ist man rasch ein „primary target“ von „beliebers“, den hyperaktiven fans meines namensvetters justin (zZt knapp 35 millionen follower), die twitter als zentrales element ihrer fankultur nutzen. dann und wann bekomme ich auch einige dieser follower ab (gerne auch aus brasilien oder indonesien), doch das sind nie übermäßig viele und auch nicht in einer geballten form innerhalb kurzer zeit. selbst als ein song mit dem titel „dr. bieber“ (!) erschien, war das noch einigermaßen problemlos zu regeln, durch regelmäßiges kontrollieren und entfolgen. also: bitte weitermachen mit dem hinterfragen der begründungen… ;-)
„Warum sollte das eine andere Partei genau so tun?“
Damit’s rauskommt? Und sich die anderen Parteiorgane darüber echauffieren können? So wie der ehrenwerte Markus Beckedahl, der sich selbst als „Karteileiche“ der Grünen bezeichnet? Da ist doch eines obskurer als das andere.
Fragwürdige Zusammenhänge hinterfragen ist okay. Aber was sollen das verbreiten von Vermutungen? Gilt das Prinzip „unschuldig bis die Schuld erwiesen ist“ für die FDP nicht?
Noch nie Zeitungen gelesen?
Unschuldig, bis die Schuld bewiesen wurde, gilt vor Gericht aber doch nicht, wenn man wie hier darüber spekuliert.
Es ist gut, das solch wichtige netzpolitische Themen hier behandelt werden. Ich hoffe ihr haltet uns auch in den nächsten Tagen auf dem laufenden.
Was daran „wichtig“ und „(netz)politisch“ ist, erschließt sich mir nicht. Lustig schon, aber nicht wichtig.
Ich glaube, einige Leute vergessen, dass die Anzahl von Followern/Freunden/Likern/whatever am Ende keinerlei Aussagekraft über irgendetwas hat. Halt schlicht und ergreifend der oft zitierte „virtuelle Schwanzvergleich“.
Grundsätzlich gebe ich dir Recht. Aber gerade beim Thema Wahlkampf und natürlich bei der Wahl ist die Anzahl der „Follower“ (Wähler) aber doch gerade das Entscheidende.
Könnte bitte mal jemand mir als Twitter-Nichtnutzer erklären was daran so spannend ist? Wenn ich das Konzept richtig verstehe sind „Follower“ doch einfach nur Leute, die sich dafür interessieren was jemand via Twitter ins Netz pustet. Warum sollte es mich dann interessieren wieviele davon irgendjemand anderes (und sei es die FDP) hat?
Weil Leute es als (natürlich unbrauchbares) Maß für Wichtigkeit benutzen. Und die folgern dann „boah – foo hat 3x so viele Follower wie bar, dann ist foo auch 3x besser“.
Danke! Also doch wieder viel Lärm um nichts.
… a.k.a. „Auf meiner Sch***e sitzen dreimal so viele Fliegen wie auf Deiner!!!1!1!“ – ja, das hat was…
War doch bestimmt nett gemeint, der FDP ein paar Freunde zu kaufen.
Bei mir in Niedersachsen hat sie gerade Rekordergebnisse eingefahren, als sie bei Umfragewerten um die 5% im Wahlkampfentspurt eine Führungsdebatte über ihren Vorsitzenden Rösler lostrat. Auf so etwas Irres muss man erst mal kommen.
Die Erklärungen der FDP waren nun wirklich nicht gerade gut, aber trotzdem sollte man irgendwelche Anschuldigungen stecken lassen. Den bewiesen ist erst mal gar nichts.
Und Interessant ist doch wie man bei den Oppositionsparteien darauf reagiert hätte, wenn dort so etwas passiert wäre. Da hätte man sich wahrscheinlich nicht mal ansatzweise so drauf kapriziert
Dass „Mitbewerber“ (so fandealer) Follower generieren würden, präsentiert Herr Rönsch offenbar öfter mal als Erklärung für rätselhaft Vermehrung derselben: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-87482751.html (SPIEGEL von 07/2012).
Darin heißt es:
„Bei Pit-Stop will man nichts von gekauften Fans wissen. Sollte es doch welche geben, könne es sich um eine „Initiative Dritter“ handeln. Dafür kämen „sehr viele Verursacher“ in Frage. Wettbewerber? Übereifrige Mitarbeiter? Fanatische Kunden? Theoretisch kann jeder im Namen einer Firma Kunde bei Fan-Händlern werden. Nur: Wer außer dem Unternehmen oder dessen Marketingagentur hätte daran Interesse?“
@JMS – Dieses Zitat stammt nicht vom fandealer Geschäftsführer Rönsch, sondern von einem Verantwortlichen der Firma Pitstop. Wenn du schon aus Artikeln zitierst, darf ich dich bitten dies korrekt zu tun. So viel Ordnung muss sein. Danke!
Dann lass es mich so formulieren: die Erklärung, die von Pitstop abgegeben wurde, weil man Kunde von Rönsch war und es dadurch diese Auffälligkeiten gab, kommt der jetzigen von Rönsch sehr nahe.
Woran das nun liegen mag – ob die damalige auch von Rönsch „vorgeschlagen“ wurde, ob Pitstop Rönsch inspiriert hat, oder ganz anders, sei mal dahingestellt bzw. darf sich jede/r selbst überlegen.
Bemerkenswert übrigens: auf der FB-Seite von fandealer habe ich diesen Fakt ebenfalls gepostet – eine Antwort/Erklärung gab’s dazu nicht, sondern es wurde mein Posting gelöscht und ich für weitere Kommentare gesperrt.
Schon mal die eigenen Follower angeschaut? Allein von den letzten zehn zwischen Manuel Fierland @Fierland75 und Rudolf LaBohm @Rlabeaume sehe ich sieben mit dicken Fragezeichen. https://twitter.com/netzpolitik/followers
Ja und? Mir ist das sowohl bei Netzpolitik als auch bei der FDP völlig egal. Wer weiß schon, wo der eine oder andere herkommt. Wer sich von Followerzahlen blenden lässt, ist noch nicht im Web 2.0 angekommen.
Das habe ich gerade im Netz gefunden :
http://pastehtml.com/view/ctghz4yyq.html