Die Herabstufung von Suchergebnissen wegen Urheberrechtsverletzungen ist „nichts anderes als Zensur light“. Das sagte der Internettheoretiker Felix Stalder gegenüber iRights.info. Die Electronic Frontier Foundation befürchtet, dass Webseiten zu unrecht bestraft werden.
Vor zwei Wochen kündigte Google an, Webseiten mit Copyright-bedingten Löschanfragen weiter hinten in den Suchergebnissen zu platzieren. Alexander Wragge berichtet auf iRights.info über eine Einschätzung von Felix Stalder:
„Da die meisten Nutzer nur die vorderen Suchergebnisse berücksichtigen, ist das nichts anderes als Zensur light“, sagte Stalder am Donnerstag iRights.info. „Entweder ein Angebot ist legal, und dann soll es wie jedes andere behandelt werden, oder es ist von einem Gericht als illegal befunden worden, dann muss man darüber sprechen, ob es ganz aus dem Index verschwinden soll.“
Auch die EFF übt Kritik:
We wish we had some more details to illustrate just what that means, but unfortunately the process is pretty opaque. What we know: sites that have a “high number of removal notices” of takedown notices that result in actual takedowns will show up lower in some search results, though they will not be removed. What we don’t know: what is a “high number”? How does Google plan to make these determinations? Oh, and one other thing we do know, one that is particularly troubling: there will be no process or recourse for sites who have been demoted.
In particular, we worry about the false positives problem. For example, we’ve seen the government wrongly target sites that actually have a right to post the allegedly infringing material in question or otherwise legally display content. In short, without details on how Google’s process works, we have no reason to believe they won’t make similar, over-inclusive mistakes, dropping lawful, relevant speech lower in its search results without recourse for the speakers.
Was mich fast noch mehr ärgert als diese Art der Zensur ist die Tatsache, dass eine Zweiklassen-Zensur eingeführt wird.
Wenn ich das richtig verstehe geht das down-ranking nur gegen kleine Urheberrechtsverletzer, grosse Verletzer wie YouTube werden von der Regelung wohl ausgenimmen.
Soll heissen das ist geschickt gemacht, es wird wohl keine grossen Konzerne geben wird, die gegen diese Zensur klagen werden.
Das ist jetzt wahrscheinlich nicht konstruktiv:
Wir brauchen weniger Internettheoretiker, wir brauchen mehr Internetpraktiker.
Glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass es wirklich „Internettheoretiker“ heißen soll…was ist denn bitte ein Internettheoretiker?
Felix Stalder arbeitet unter anderem im Bereich „network theories“ in Zürich, schätze mal iRights.info hats da mit der Übersetzung nicht ganz so streng genommen ;-)
Ich bin eher im Zweifel ob man diese Methode nun so „Verteufeln“ sollte , die Alternative „was von einem Gericht als illegal befunden wird ganz aus dem Index zu nehmen“ wäre wohl noch Schlimmer.
Schon weil fast jeder Staat seine eigenen Gesetze hat und die verschiedenen Rechtssysteme darüber anders Richten.
Google aber auch andere Suchmaschinen sind durchaus in der Zwickmühle entweder vermutlich einen Prozess zu führen mit ungewissen Ausgang oder profilaktisch Maßnahmen zu ergreifen welche nicht allzu weh tuen.
So könnte man es daher auch als „kleineres Übel“ statt einer „Zensur light“ sehen.
Auch immer Google oder andere dafür allen Verantwortlich zu machen ist nicht Fair, denn sie machen disbezüglich nicht die Gesetze oder Urteile.
Wahrscheinlich werden dann irgendwannmal auch Seiten die Kapitalismuskritisch sind, Occupy, usw nach unten Gerankt. Irgendeinen Grund wird man schon zu finden wissen um nach und nach immer mehr für das System unerwünschte Inhalte verschwinden zu lassen !
jetzt muss Google nur noch die Option einführen, sich die Suchergebnisse von hinten nach vorne anzeigen zu lassen.
Google hat seine besten Zeiten hinter sich. Die sind nur noch für Abzocker und Schmarotzer interessant.
Merke: Nichts ist Alternativlos.
> sites that have a “high number of removal notices”
Dann müsste youtube aber ganz nach hinten verschwinden, so viel wie da an einem Tag runter genommen wird, aber das wird sicher nicht eintreten…
Und was ist das herunterstufen von Webseiten, die nicht Google gehören?
Kritiker wie Stadler tun so, als ob es so etwas wie „neutrale“ / „objektive“ Suchergebnisse geben könnte. Aber ist das nicht schon theoretisch unmöglich?
Und ganz zu schweigen von der von Google Tag für Tag im eigenen ökonomischen Interesse betriebenen Verzerrung der Suchergebnisse.
Jetzt allein Google zu Baschen ist doch nur vom eigentlichen Kern der Sache Abzulenken, im derzeitigen Rechtsklima haben sie doch kaum eine Change bei einer Klage , dessen Urteil dann wohl auch leztendlich alle Suchmaschinen betreffen würde.
Zudem stimmt es schon das wer heut nach einen aktuellen Kinofilm Sucht nicht selten dort die illegalen Streaming Seiten oder P2P Portale im Ranking höher liegen , als vielleicht ein guter Filmblogger.