Heute fand in Brüssel eine Konferenz der Grünen/EFA zum Thema Kulturfinanzierung im digitalen Zeitalter statt. Ziel der Konferenz war es, verschiedene Ansätze zu diskutieren, um eine faire Vergütung der Urheber und Schöpfer zu garantieren, ohne jedoch den universellen Zugang zu kulturellen Inhalten im Netz einzuschränken. Auf dem Panel saßen Maja Bogataj Jançiç, Direktorin des Intellectual Property Institute in Ljubljana, der Sozial- und Medienwissenschaftler Volker Grassmuck, Philippe Agrain, Autor des Werkes “Internet & Creation” (höre hierzu auch den Netzpolitik-Podcast Nr. 73), Peter Sunde, Flattr & Mit-Gründer des Pirate Bay, Filmemacher & Produzent Cay Wesnigk und Rechtsanwältin Ofelia Tejerina von der spanischen Vereingung der Internet-Nutzer.
Es wurden verschiedene Wege diskutiert, wie Autoren und Künstler fairer vergütet werden können. Dabei wurde die Kulturflatrate (höre hierzu auch den Netzpolitik-Podcast Nr. 75), Mikrobezahlsysteme wie z.B. Flattr, die Idee des „digital rights fair trade“ (siehe hierzu auch das Interview mit MdEP Trüpel bei Carta) und alternative Lizenzen wie Creative Commons diskutiert. Es wurde ganz klar unterstrichen, dass es nicht nur einen einzigen richtigen Weg geben kann, sondern dass die Lösung in der Vielfältigkeit steckt. Gegen Ende der Diskussion wurde zudem die Notwendigkeit einer EU-weiten Harmonisierung (u.a. auch des Zitatrechts) und der paneuropäischen Vereinfachung der Klärung von Urheberrechten unterstrichen.
Eva Lichtenberger, MdEP, wies schließlich noch darauf hin, dass der Rechtsausschuss (JURI) des Europäischen Parlaments zurzeit das Problem der Digitalisierung von Büchern diskutiert. Das Urheberrecht wird zwar in den nächsten ein bis zwei Jahren im Mittelpunkt stehen. Durch den Einfluss verschiedenster Interessegruppen wird aber der Prozess hin zu einer wahrhaft europaweiten Harmonisierung langwierig und kompliziert.
Update: Aufzeichnungen der Diskussion sind jetzt online.
(Crossposting von vasistas?)
Sehr interessant, speziell weil die Hintergründe der Urheberrechtsstreigkeiten eindeutig heftiger Lobbyarbeit zugeschrieben werden, und betont wird, dass Vertragsrecht in vielen Bereichen viel wichtiger ist – wird so in den Medien einfach viel zu selten betont. Aber an sich ist es ja auch klar, wenn man sich darüber informiert, wie die Vergütungsmodelle bislang aussehen, inwiefern Künstler und Produzenten an Lizenzeinnahmen beteiligt werden, und wer eigentlich daran verdient.
Leider nicht untertitelt :-( Auch die Lizenz des Videos ist nicht klar, wäre schön wenn dort eindeutig eine schöne Lizenz gewählt werden würde.
Ich vermisse in der Diskussion um die Finanzierung von Kulturgütern das Bedingungslose Grundeinkommen. – Dann müssen Kulturschaffende zumindest das Grundeinkommen nicht mehr erwirtschaften sondern „nur“ noch eine darüber hinaus gehende Vergütung für ihre Leistung. Und das sollte doch mit entsprechender Kreativität, Flattr und Co kein Problem darstellen.