Co:Lab Netz-Radar: Vergleich netzpolitischer Standpunkte der Parteien im Bundestagswahlkampf

In nicht so ferner Zukunft, am 22. September 2013, finden die nächsten Bundestagswahlen in Deutschland statt. Auch wenn man bisher nicht das Gefühl hat, dass der Wahlkampf bereits richtig begonnen hääte, sind die Wahlprogramme der jetzigen Bundestagsparteien natürlich längst fertig. Auch zu netzpolitischen Themen wie dem Leistungsschutzrecht, der Vorratsdatenspeicherung oder Netzneutralität haben die Parteien Stellung bezogen. Damit man sich nicht durch die einzelnen Wahlprogramme wühlen muss, hat Co:llaboratory das Online-Tool „Co:Lab Netz-Radar“ entwickelt, mit dessen Hilfe man die einzelnen Standpunkte der Parteien zu bestimmten Themen vergleichen kann.

Auf der ersten Blick hat das Online-Tool „Co:Lab Netz-Radar“ Ähnlichkeit mit dem „Wahl-O-Mat“ der Bundeszentrale für politische Bildung. Der Nutzer wird jeweils mit vier Aussagen konfrontiert und wählt eine davon aus, die seiner eigenen Meinung entspricht. Am Ende der insgesamt 14 Thesen die es zu bewerten gilt, bekommt der Nutzer ein direktes Feedback darüber, mit welchem Wahlprogramme seine gewählten Aussagen am meisten harmonieren. Anders als der „Wahl-O-Mat“, der versucht ein möglichst breites Themenspektrum abzudecken, zielt das „Co:Lab Netz-Radar“ einzig auf den Bereich der Netzpolitik ab.

netzradar2

Was bei einem ersten Test der Anwendung sofort auffällt ist, dass die möglichen Antworten teilweise sehr ähnlich klingen, aber keineswegs das gleich meinen. Dabei geht es nicht darum dem Nutzer die Auswahl zu erschweren. Es geht viel mehr darum aufzuzeigen wie ähnlich sich die Wahlprogramme teilweise sind, ohne dass die Parteien dabei die selben Ziele verfolgen. Projektleiter Tobias Schwarz sagte dazu laut poltik-digital.de:

Die Aussagen in den Wahlprogrammen hören sich teilweise sehr ähnlich an. Es ist nicht leicht, die teils doch erheblichen Unterschiede in den netzpolitischen Forderungen herauszulesen. Das wollen wir mit dem Co:lab Netz-Radar dokumentieren.

Doch das „Co:Lab Netz-Radar“ weist noch eine weitere Besonderheit auf. Das Online-Tool ist nämlich unter einer Open-Source-Lizenz (der Quellcode ist auf github zu finden) veröffentlicht worden. Damit möchten die Macher dazu anregen, sich an dem Diskurs zu beteiligen und weitere Vergleichsportale zu erschaffen. Tobias Schwarz:

Jeder, der das Tool verwenden möchte, ist herzlich eingeladen, dies zu tun. Wer das gleiche etwa für andere politische Themenfelder erstellen will, der hat mit dem Netz-Radar die ideale Vorlage. Selbst ohne Programmierkenntnisse lassen sich die Inhalte sehr leicht verändern, der entsprechende Text muss einfach nur kopiert und eingefügt werden.

13 Ergänzungen

  1. Und wieso werden die Piraten in dem Test nicht erwähnt und nur die etablierten Parteien ? Was soll das ?

    Ein Dienst bei dem alternative Parteien diskriminiert werden ist für mich rein gar nichts wert.

    1. +1

      Ich finde die Idee grundsätzlich sehr gut und habe interessiert alle Fragen beantwortet. Es sollten dann aber auch wirklich alle Parteien berücksichtigt werden.

    2. Da wirft man den Piraten vor, sie hätten ja außer Netzpolitik nichts auf der Pfanne, und dann ignoriert man sie bei einem Umfragetool zu eben diesem Thema… Qualität und Seriösität sieht anders aus.

      1. Guten Abend zusammen

        Man muss, mit wenig Ressourcen wie wir sie für dieses Projekt zur Verfügung hatten eine Entscheidung zur Einschränkung treffen. Somit haben wir uns in diesem ersten Schritt auf die im Bundestag vertretenen Parteien erstmal beschränkt.

        Ein oder zwei weitere Parteien hinzuzufügen wäre willkürlich, alle zugelassenen konnten wir nicht leisten.

        Zwei Möglichkeiten also: a) auf Basis des offenen Quellcodes eigenes Radar mit allen oder mehreren Parteien entwerfen oder b) sich mit dem CoLab in Verbindung setzen und wir treiben zusammen Ressourcen auf um eine Version 2.0 zu machen.

        Grüße,
        Sebastian, Geschäftsführer
        collaboratory.de

    3. Die Piraten mitreinzunehmen wäre nicht willkürlich, man könnte z.B. alle Parteien, die in Landtagen vertreten sind, aufnehmen. Ich sehe das wie die Mehrheit hier, gerade die Piraten außen vor zu lassen lässt die Sache in einem merkwürdigen Licht erscheinen.

      1. Wieso soll es willkürlich sein die Piraten mit reinzunehmen ? Das ist doch eine lächerliche Argumentation. Ich denke eher das ihr sie aus politischen Gründen nicht haben wollt, die Piratenpartei hinzuzufügen wäre schließlich wohl kaum so schwer.

      2. Hallo in die Runde,

        was hier als „willkürlich“ bezeichnet wird, entspricht nun einmal nicht meinem Arbeitsethos als Politiloge. Willkürlich wäre es gewesen, nur die Piratenpartei mit aufzunehmen, aber nicht die anderen Parteien. Wird euch jeder Politologe bestätigen, der den Grundkurs „Wissenschaftliches Arbeiten“ belegt hat.

        Man nimmt alle Parteien oder versucht vernünftige Grenzen zu ziehen. Eine wäre „Alle Parteien im Bundestag und in Landtagen“, aber das hätte eine zu große Belastung für uns bedeuten, denn es sind auch die Freien Wähler und die NPD in Landtagen. Drei Parteien mehr ging einfach nicht.

        Die nächste Grenze war „Nur im Bundestag vertretende Parteien“ und die war schaffbar. Hier mein das Problem erklärende Blogpost dazu: http://blog.collaboratory.de/2013/08/was-hat-es-mit-unserem-colab-netzradar.html

  2. Schade dass auch FREIE WÄHLER keine Möglichkeit hatten daran teilzunehmen. Als Bundestagskandidat, Wirtschaftsinformatiker und Netzpolitiker, hätte ich mich schon sehr gerne zu diesen Themen geäußert…

  3. Piraten und AFD sind die einzigen anderen Parteien, die überhaupt noch Chancen haben, insofern schlechte Ausrede.

    doppel minus

  4. Also das Ergebnis überrascht mich persönlich jetzt:
    Platz1 = Linke (48%)
    Platz2 = Grüne (29%)

    Schwarz-Geld ist unter ferner liefen, was zu erwarten war.

  5. Also, eine Anmerkung auf der Ergebnisseite, dass auch andere Parteien eventuell passende Meinungen zu diesem Thema haben könnten, wäre doch wirklich nicht zu viel verlangt.

    Es geht doch nicht an, dass den Wählern mal wieder die gesamte Aufmerksamkeit auf einige wenige Parteien gelenkt wird.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.