Liebe Leser:innen,

es ist immer die gleiche Leier: Um Kriminalität zu bekämpfen, brauche es Vorratsdatenspeicherung. Seit Jahren verklären Innenpolitiker:innen verschiedener Couleur diese Scheinlösung zum Allheilmittel. So auch gestern, als Innenministerium und BKA das aktuelle Lagebild zu Sexualdelikten an Kindern und Jugendlichen vorgestellt haben. In schon wenigen Wochen, so verspricht es Innenminister Alexander Dobrindt (CSU), will die Regierung einen Gesetzentwurf vorlegen. Das würde geradewegs zu neuer Massenüberwachung führen.

Beklemmend neuartig ist dagegen, was die taz über Drohnenangriffe zu berichten weiß. Es geht um reale Überlebenstipps, die eine Stadt in der Ukraine plakatiert. Mehr dazu im Ticker.

Kommt gut ins Wochenende

Daniel

Uns fehlen dieses Jahr noch 303.670 Euro.

Unsere Artikel des Tages

Tickermeldungen

Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.

taz
Der Verein Laut gegen Nazis hat sich die Markenrechte an „Druck18“ gesichert. Der gleichnamige rechtsradikale Onlineshop muss sich nun einen neuen Namen suchen. Der Verein hatte zuvor schon die Rechte an zahlreichen rechtsradikalen Codes übernommen und so den Verkauf von Nazi-Merchandise verhindert.
Der Standard
Während die Abos für Streamingdienste immer teurer werden, steigen die Nutzungszahlen von Piratenportalen. Am deutlichsten ist der Zuspruch bei Nutzer*innen von 15 bis 24 Jahren.
tarnkappe.info
Spotify hat EeveeSpotify von Github nehmen lassen. Die iOS-App bot kostenlos alle Spotify-Premiumfunktionen. Kurz darauf stand ihr Code unter dem Namen EeveeSpotifyReborn wieder bereit.
ver.di
An dem Streik der Berliner TikTok-Beschäftigten beteiligten sich auch solche, deren Arbeitsplatz nicht an Subunternehmen oder KI ausgelagert werden soll. Einer solidarisch Streikenden wurde nun die Kündigung angedroht. Verdi sieht darin einen Einschüchterungsversuch.
Rest of World
Chatbot-Hersteller verschenken Abos und tun sich mit E-Commerce-Unternehmen zusammen, um Trainingsdaten zu generieren, die sie im Netz nicht sammeln können. Ziel sei unter anderem die Fähigkeit, hyper-personalisierte Angebote zu erstellen.
Golem
EU und USA haben eine Rahmenvereinbarung über den Handel verabredet. Die Parteien verzichten auf „digitale Handelshemmnisse“, Netznutzungsgebühren und Zölle auf elektronische Übertragungen.
Queer.de
Eine US-Studie hat die Wirksamkeit von HIV-Aufklärung in sozialen Medien untersucht. Demnach reagierten die Proband*innen besser auf positive Infovideos über HIV-Prophylaxe als auf solche, die negative Konsequenzen beschreiben.
404 Media
Eine neue Software für das Hacker-Gadget Flipper Zero kann offenbar verschiedene Automodelle elektronisch öffnen. Noch ist sie nicht allzu weit verbreitet, doch es wird erwartet, dass sie bald in großem Stil für Autodiebstähle eingesetzt wird.
FTC
Die US-Handelsbehörde FTC warnt Tech-Konzerne davor, ihre Standards wegen ausländischer Gesetze etwa aus der EU und Großbritannien aufzuweichen. Zumindest für den US-Markt solle Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nicht geschwächt werden, Inhaltsmoderation nicht verschärft.
Table Media
Die CDU-Bundestagspräsidentin Julia Klöckner wollte die CDU digitalisieren. Verantwortlich dafür sollte ein Unternehmen werden, dessen Mehrheitseigner der Nius-Eigentümer Frank Gotthardt sein sollte.
TechSpot
IT-Sicherheitsforscher Marek Tóth hat auf der Hackerkonferenz DEFCON eine Sicherheitslücke in Browsererweiterungen von sechs populären Passwortmanagern vorgestellt. Obwohl er die betroffenen Unternehmen darüber informierte, steht die Lücke weiterhin offen.
heise online
Russland will WhatsApp aus dem Land drängen. Deshalb muss nun der staatlich geförderte Messenger MAX auf neuen Mobiltelefonen und Tablets vorinstalliert sein.
Amnesty International
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warnt vor dem Einsatz von Software zur Massenüberwachung in den USA. Dienste der Anbieter Palantir und Babel Street würden etwa Inhalte aus sozialen Netzwerken und Standortdaten zusammenführen.
Golem
Vor dem Start der Fußball-Bundesliga fordert die Gewerkschaft der Polizei unter anderem automatisierte Gesichtserkennung. Der Dachverband der Fanhilfen hält dagegen: "Wer solche realitätsfernen Forderungen erhebt, hat mit Sicherheit noch nie ein Spiel im Stadion erlebt."
Politico
Immer mehr Menschen benutzen KI-Identitäten als eine Art Freunde. Wie so eine Pseudo-Beziehung funktioniert, hat ein Politico-Autor erlebt.
heise online
Wenn Autos, Handys oder Uhren automatisch Notrufe absetzen, handelt es sich in 90 Prozent der Fälle um Fehlalarme. Das ist belastend für Leitstellen und Rettungskräfte.
heise online
Mit dem Open-Source-Tool TeslaMate werten Teslafahrer:innen die Betriebsdaten ihres Kfz aus. Ein IT-Forscher hat nun herausgefunden, dass diese Daten auf hunderten Instanzen offen im Netz stehen.
The Guardian
Die Londoner Polizei will trotz Protesten Live-Gesichtserkennung beim Notting Hill Carnival einsetzen. Das System diskriminiert laut Kritiker*innen Frauen und People of Color.
Der Standard
Der Youtuber Xing Zhilei baut seit Jahren an einer funktionsfähigen Miniaturwelt für seine Katzen: Cat Town. Sein neuester Clou: Eine U-Bahn-Station mit U-Bahn, Rolltreppe und natürlich: Videoüberwachung.
Die Zeit
In modernen Mercedes-Kfz können Fahrende mit ChatGPT plaudern. Doch der Bot spricht nicht über kritische Themen wie Politik, Religion oder Gender. Auch negative Auswirkungen der Automobilindustrie thematisiert er nicht.
TechSpot
Augen auf bei der VPN-Wahl: Forscher*innen haben herausgefunden, dass hinter den meisten VPN-Apps für Android die gleiche Firma steht: Qihoo 360. Von den USA wird sie als Teil des chinesischen Überwachungs-Ökosystems sanktioniert.
Rest of World
Viele OnlyFans-Creator beschäftigen Menschen auf den Philippinen, die in ihrem Namen mit Fans flirten. Doch die sogenannten Chatter verlieren ihre Arbeit nun zunehmend an Chatbots, die mit ihren Chats trainiert werden.
taz
Vor Drohnen flieht man am besten im Zick-Zack-Lauf und wer kann, sollte zwei Wände zwischen sich und das Fluggerät bringen. Diese und weitere Überlebenstipps aus dem ukrainischen Cherson hat die taz dokumentiert.
heise online
Unter anderem Konstantin von Notz (Grüne) und Roderich Kiesewetter (CDU) kritisieren den neuen Google-Deal der Bundeswehr. Die Sicherheitspolitiker warnen vor den Risiken, wenn die Bundeswehr vom Cloud-Dienst eines US-Konzerns abhängig ist.
Golem.de
Weniger anonym als erhofft: Ein Ermittler erklärt, wie man die Beteiligten von Kryptowährungs-Transaktionen identifiziert.
Der Standard
Firefox-Betreiber Mozilla warnt vor einem drohenden Adblocker-Verbot in Deutschland. Hintergrund ist ein auf Urheberrecht basierendes Gerichtsverfahren des Axel-Springer-Verlags, das sich allerdings noch über Jahre hinziehen kann.
tagesschau.de
Warum liebäugeln deutsche Behörden ausgerechnet mit der bedenklichen Polizei-Software Palantir aus den USA? Nach Einschätzung von tagesschau.de liegt das "an Palantirs Kontakten in die deutsche Politik und an den Präferenzen der Entscheider in den Innenministerien".
Mimikama
Ein Streamer wurde regelmäßig öffentlich gefoltert, nun ist er tot. Der zehntägige Stream, an dessen Ende er verstarb, lief auf der kaum regulierten Plattform Kick. Das Publikum ist Mittäter, erklärt Mimikama.
404 Media
Ein Jobgesuch im US-Verteidigungsministerium zeigt, wie die rechtsradikale Trump-Regierung Massendeportationen vorbereitet. Gesucht werden Handlanger für Arbeit unter "widrigen" Bedingungen.
Noch 303.670 Euro für digitale Freiheitsrechte.

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