Zwei ehemalige Twitter-Mitarbeiter sollen persönliche Daten tausender Nutzer:innen an saudi-arabische Behörden weitergegeben haben, darunter die Daten zahlreicher Dissident:innen und Kritiker:innen des Monarchenregimes. Im Tausch soll es dafür Luxusgüter, sechsstellige US-Dollarbeträge und die Aussicht auf Jobs gegeben haben, behauptet das US-Justizministerium.
Gegen einen der Männer hat vergangene Woche ein Gerichtsverfahren begonnen. Ahmad Abouammo, so die Anklageschrift, soll zwischen 2013 und 2015 unerlaubt Daten wie IP- und E-Mail-Adressen, Telefonnummern und Geburtsdaten pseudonymer Twitter-Accounts abgefragt und an seine Kontakte in Saudi-Arabien weitergereicht haben. Der andere Beschuldigte, Ali Alzabarah, lebt inzwischen wieder in Saudi-Arabien, wo er für eine Stiftung des Kronprinzen Mohammed bin Salman arbeitet.
Harte Gangart gegen Kritiker:innen
Die absolute Monarchie geht hart gegen ihre Kritiker:innen vor. Für satirische Tweets drohen jahrzehntelange Haftstrafen, Folter und Hinrichtungen von Regimegegner:innen sind keine Seltenheit. Internationales Aufsehen erregte etwa die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi im Jahr 2018, der unter einem Vorwand in die Botschaft in der Türkei gelockt und dort hingerichtet wurde.
Die Daten eines Vertrauten von Khashoggi, des im kanadischen Exil lebenden Omar Abdulaziz, sollen vom geflohenen Alzabarah abgefragt worden sein. Abdulaziz steht wegen seiner Khashoggi-Nähe schon lange im Visier Saudi-Arabiens: So wurde er auch mit der berüchtigten Spionagesoftware Pegasus gehackt, zwei seiner Brüder landeten im Gefängnis.
Im Dienste des Königs
Der nun in San Francisco vor Gericht stehende Abouammo weist die Vorwürfe zurück. Die Abfrage solcher Daten habe zu seinem Job gehört. Als Manager kümmerte sich Abouammo etwa darum, prominente Nutzer:innen im arabischen Raum zu verifizieren. Dabei stellte er unter anderem Kontakt zum Team des Königs Salman ibn Abd al-Aziz her.
Laut der Anklage begannen die Abfragen im Jahr 2014, nachdem sich Abouammo mit einem saudischen Regierungsvertreter in London getroffen hatte. Er soll Listen mit Accountnamen erhalten und diese anschließend ausspioniert haben. Um Geldflüsse zu verschleiern, habe Abouammo eine eigene Firma gegründet. Dorthin habe die saudische Regierung mindestens 300.000 US-Dollar überwiesen, so das US-Justizministerium.
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