Im Mai letzten Jahres hatte Nicole Ebber, damals verantwortlich für den globalen Strategieprozess „Wikimedia 2030“, im Interview mit netzpolitik.org berichtet, dass an einem weltweit einheitlichen „Code of Conduct“ gearbeitet wird:
Die Auseinandersetzungen um einen „Code of Conduct“ gibt es schon sehr lange, die Lager sind sehr gespalten, und man konnte sich bisher nicht auf eine Lösung einigen.
In den 20 Jahren, seit es die Wikipedia mittlerweile gibt, fehlte demnach ein „Universeller Verhaltenskodex“, wie die offizielle Übersetzung in Wikipedia-Deutsch lautet. Jede der über 300 nach Sprachen gegliederten Wikipedia-Communities hatte zwar Regeln für den Umgang untereinander. Ein gemeinsamer Mindeststandard über Sprachversionen hinweg fehlte jedoch – vor allem in Bereichen, die nicht von den Nutzungsbedingungen abgedeckt waren.
Wikipedia „einladender und inklusiver“ machen
Seit dem 2. Februar 2021 ist das anders. Auf Basis eines ausgedehnten Konsultationsprozesses mit den Wikipedia-Communities wurde ein „Universal Code of Conduct“ (UCoC) erarbeitet und vom Vorstand der Wikimedia Foundation offiziell verabschiedet. Im Blogeintrag zum neuen Regelwerk lässt sich Kathrine Maher, CEO der Wikimedia Foundation wie folgt zitieren (meine Übersetzung):
Unser neuer Universeller Verhaltenskodex schafft bindende Standards, die den Umgang in Wikimedia-Projekten verbessern und unsere Community ermächtigen sollen, Belästigung und negatives Verhaltensweise über die Wikipedia-Bewegung hinweg zu adressieren. Durch diese Bemühungen können wir eine einladendere und inklusivere Umgebung für Autor:innen und Leser:innen schaffen, ebenso wie eine repräsentativere Wissensquelle für die Welt.
Schon in diesem Statement wird deutlich, dass der Verhaltenskodex den jüngsten Anlauf der Wikimedia Foundation darstellt, die Wikipedia und ihre Schwester-Projekte weiblicher und diverser zu machen. Der Verhaltenskodex unterscheidet grob zwischen „erwartetem Verhalten“ (z.B. gegenseitiger Respekt, Höflichkeit oder Kollegialität) und „inakzeptablem Verhalten“ (z.B. Belästigung, Machtmissbrauch, Vandalismus).
Durchsetzung zunächst unklar
Noch unklar ist auch mit der offiziellen Verabschiedung des universellen Verhaltenskodex die Frage der Durchsetzung. In den FAQs heißt es dazu:
Gemäß den Anweisungen des Kuratoriums der Foundation (Board of Trustees, BoT) steht die Durchsetzung im Mittelpunkt der zweiten Phase des Projekts, die nach der Genehmigung des endgültigen Entwurfs des UCoC durch das Kuratorium begann und am 2. Februar angekündigt wurde. Das bedeutet, dass die Wikimedia-Gemeinschaften bestimmen, wie der UCoC auf lokaler Ebene angewendet, ausgelegt und durchgesetzt wird.
In einem ersten Schritt werden die einzelnen Sprach-Communities aufgefordert, ihre vorhandenen Regeln auf Kompatibilität mit dem neuen Regelwerk hin abzuklopfen. Verbesserungen erhofft man sich „insbesondere bei kleineren Projekten, bei denen Richtlinien und Durchsetzungswege unzureichend oder unterentwickelt sind.“ Die eigentliche Herausforderung, nämlich einen Kulturwandel im Umgang untereinander und gegenüber Neulingen auch in den großen Sprachversionen wie Englisch oder Deutsch zu schaffen, hat also mit der Verabschiedung des universellen Verhaltenskodex gerade erst begonnen.
Geniales Symbolbild. Besser könnte man die Zielsetzung nicht verdeutlichen.
Die Foundation schwimmt im Geld, da koennen also jede Menge entsprechender Stellen finanziert werden.
Das Bild hat wirklich was: alles junge Frauen mit klar weiblichen Atributen und langen Haaren, westliche Mainstream-Klamotten, Brille duerfen nur die beiden Dicken tragen.
So stellen sich US-Unternehmen idR Diversitaet vor, ja 8)