Das Peng-Kollektiv hat im Namen eines fiktiven „Bundesamtes für Krisenschutz und Wirtschaftshilfe“ mit den Vorständen von Konzernen gesprochen und versucht den Unternehmensvertretern – es waren nur Männer – kritische Zitate zu Kapitalismus und Klima-Krise zu entlocken. Neben dem DAX-Konzern RWE haben sich auch die Chefetagen von Westfleisch, BMW, der Hamburger Flughafen, die Gesundheitskonzerne Asklepios und Helios sowie der Immobilienkonzern Vonovia auf die Gespräche mit den Aktionskünstlern eingelassen.
Herausgekommen ist eine fiktive, investigative Reportage, die Peng selbst im „Funk“-Format veröffentlicht hat. Und so wird aus dem Klingelstreich auf der zweiten Ebene auch eine Persiflage auf die Art, wie das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit Sendungen wie jenen des Y-Kollektivs auf Youtube jugendgerechte Reportagen produziert.
Staatsgelder willkommen, staatliche Mitbestimmung nicht
Auf der Kampagnenseite gibt es auch die Protokolle der Telefonstreiche zu sehen. In diesen wird klar: Deutsche Konzerne nehmen gerne Staatshilfen an, aber sträuben sich gegen jede staatliche Einmischung. „Ich habe noch nie erlebt, dass Politik die Wirtschaft gestaltet hat“, sagt beispielsweise RWE-Vorstandsvorsitzender Rolf Schmitz.
Der Geschäftsführer der Klinikgruppe Helios wiederum weicht Fragen nach einer Rekommunalisierung seiner Krankenhäuser beharrlich aus. Stattdessen kritisiert er kommunale Krankenhäuser, die manchmal defizitär arbeiten würden.
Überschüsse sind ihm laut Protokoll aber auch nicht recht: „Wenn man auf gute öffentliche Häuser sieht, die Gewinne machen, die dann an die Staatskasse Gelder abführen, ist das im Endeffekt nichts anderes wie eine Gewinnausschüttung an Aktionäre und die ist dann teilweise höher als das, was die Privaten machen.“
Es sind diese Momente, welche die Aktion spannend machen.
Die aktuelle Aktion ist nicht nur im Internet zu sehen, sondern auch beim Internationalen Sommerfestival Kampnagel in Hamburg, das am 12.08. beginnt.
Kurze Wege zwischen Konzernen und Ministerium
Durchgesickert war der Klingelstreich schon Mitte Juli durch einen Tweet von Kai Diekmann, Gründer der PR-Agentur Storymachine. Offenbar als Erster verbreitete er öffentlich einen Link zu der Website des vermeintlichen Bundesamtes. Diekmann mutmaßte, es könnte sich dabei um eine Fälschung handeln und bat um mehr Informationen. Schon rund eine Dreiviertelstunde später präsentierte er erstaunliche Erkenntnisse: „Angebliche Mitarbeiter des angeblichen Bundesamtes haben bereits eine Reihe von DAX-Vorständen kontaktiert.“
Es ist nicht bekannt, wie ausgerechnet Kai Diekmann von dem fiktiven Bundesamt erfahren hat. Aber offenbar war er es, der damals die Berichterstattung darüber ins Rollen brachte. Kurz nach seinem Tweet griff die Deutsche Presse-Agentur (dpa) das Thema auf und warnte unter Berufung auf das Bundeswirtschaftsministerium vor „Betrügern“. Den Hintergrund dieser Fehleinschätzung hatte netzpolitik.org aufgedeckt.
Peng mutmaßt nun im aufklärenden Video, dass Unternehmen wie RWE Kunde von Diekmanns Agentur sein könnten. In jedem Fall waren die Wege der Kommunikation sehr kurz. Diekmann und Storymachine antworteten nicht auf Nachfragen von netzpolitik.org zu diesem Thema.
Regelmäßige Kampagnen
Das Peng-Kollektiv ist seit mehreren Jahren eine von wenigen Kommunikationsguerilla-Gruppen in Deutschland. Bekannt wurden die Aktionskünstler, als sie einen vom Erdölkonzern Shell finanzierten Science-Slam kaperten und eine ölartige Masse live verspritzten. Weitere Aktionen und Kampagnen animierten zur Fluchthilfe oder zu Anrufen bei Geheimdienstmitarbeitern. Neben solchen Kommunikationsguerilla-Kampagnen trat das Kollektiv auch in Erscheinung, als ein Vertreter der AfD-Politikerin Beatrix von Storch eine Torte ins Gesicht drückte.
Weil so viele etablierte Journalisten ihren komischen Job nicht machen und nicht richtig nachfragen?
Ich sehe das anderst. Seriöse Kritikformen erfahren ohnehin keine öffentlich sichtliche Afmerksamkeit da Sie sowohl den Wirtschaftsbossen als auch Politikern und kommerziellen Massenmedien egal sind.
Solche Aktionen sind dann schon etwas schwieriger zu übersehen bzw. auszugrenzen da Sie in sich selbst viel Aufmerksamkeit erzeugen.
Kapitalismuskritik wird nur dann gehört wenn Sie laut genug ist um durch die 0815 Propaganda durchzudringen.
Wer „Die Grenzen des Wachstums“ im Jahre 1972 verstehen wollte, musste damals entweder Jugendlicher sein oder eben Wissenschaftler. Um sich hernach nicht mehr blamieren zu müssen, mutierte „Wachstum“ zu „Waxtum“. Nur das Bibliographische Institut [Anm. die Nähe zur Palz (sic!) entfaltet da Wirkung] hat das noch nicht gemerkt und verharrt immer noch in rückständiger Schreibweise „Wirtschaftswachstum“ obwohl schon sämtliche Penäler und Pedelle nicht nur von „Wirtschaftswaxtum“ sprechen, sondern es auch korrekt so schreiben.
Das Nichts hat es ja auch zum „Nix“ geschafft. Wenn das jetzt nix mehr wird, mit dem Wachstum, in der gefühlten Dauerkrise, so muss man den Menschen doch noch begrifflichen Halt bieten mit einem Waxtum. Daran können die noch glauben und damit lassen sich noch Stories tellen. Wie endgültig verzweifelt würden sich Stimmen anhören, die sagen, das Wirtschaftswachstum stehe vor dem Nichts. Da kann das „X“ noch Lebensqualität stiften. Die Menschen lassen sich jetzt kein „a“ mehr für ein „x“ vormachen, die Kirchenaustritte sprechen doch schon eine deutliche Sprache, oder?
Das Wachstum hat fertig. Es lebe das Waxtum! Lasst uns daran glauben.