Erneut ziehen Beschäftigte von Uber gegen das Plattformunternehmen vor Gericht. Mehrere britische Fahrer wollen in einem Verfahren von dem Fahrtenvermittlungsdienst wissen, welche Daten er über sie speichert und wie die algorithmischen Systeme funktionieren, die sie bewerten und ihnen Fahrten zuteilen. Das teilte die Gewerkschaft „App Drivers & Couriers Union“, bei der die Kläger organisiert sind, Anfang der Woche mit.
Über die Apps des US-amerikanischen Konzerns Uber können Menschen Taxis, private Chauffeur:innen und ähnliche Transportdienstleistungen unkompliziert buchen. Die Fahrer:innen sind dabei überwiegend selbstständig und nutzen ihre eigenen Fahrzeuge. Uber stellt dafür die Plattform bereit und teilt ihnen Kund:innen zu. Die Kriterien und Muster, nach denen entschieden wird, wer welche Fahrt bekommt, sind nur grob bekannt.
Das Plattformunternehmen übe durch die Algorithmen und automatisierte Entscheidungsprozesse zur Kund:innen-Vermittlung weitreichende Kontrolle über die Fahrer:innen aus, heißt es in der Klage. Da dies für viele Beschäftigte in der sogenannten Gig Economy gilt, bei der Plattformen zwischen Kund:innen und (pseudo-) selbstständigen Dienstleiter:innen vermitteln, hat der Fall mehr als nur symbolischen Wert.
Geheime Profile und Berichte über Fahrer:innen
Die Driver-App verarbeite auf intransparente Weise große Mengen persönlicher Daten der Fahrer:innen, so die Kläger. Dies übermittele dem Unternehmen von ihnen ein „sehr invasives Bild“: Unter anderem würden jede Interaktion mit der Anwendung, die Aufenthaltsorte, das Fahrverhalten sowie die Kommunikation mit Kund:innen und dem Firmen-Support verarbeitet.
Interne Dokumente würden zudem zeigen, dass Uber geheime Profile und Berichte über die Fahrer:innen pflegt und sie in der Verwaltungssoftware mit Schlagworten wie „unangebrachtes Verhalten“ oder „Polizei“ versieht.
All diese Daten haben vermutlich Einfluss darauf, welche Kund:innen und Fahrten die Beschäftigten von Ubers System zugeteilt bekommen. Für die Fahrer:innen hängen davon unter anderem ihre Arbeitsplanung und ihr Einkommen ab.
Die kollektive Verhandlungsposition verbessern
„Fahrer:innen müssen volle Transparenz über das algorithmische Management und komplette Zugang zu ihren Daten haben, so dass sie eine starke kollektive Verhandlungsposition erreichen können“, heißt es von Gewerkschaftsvertreter Azeem Hanif zur Klage [eigene Übersetzung].
Die Fahrer argumentierten, dass ihnen der Zugang zu den Daten ermöglichen würde, ihren eigenen Lohn besser einzuschätzen, sich mit anderen Beschäftigen zu vergleichen und gemeinsam Verhandlungsmacht gegenüber dem Plattformunternehmen aufzubauen.
Die Transparenz über Daten und Algorithmen sei zudem auch notwendig, um zu überprüfen, ob die Fahrer:innen Diskriminierung ausgesetzt seien. 94 Prozent der privaten Fahrer:innen in London würden einen Migrationshintergrund haben. Um nachvollziehen zu können, ob sie unfair behandelt oder aufgrund ihres Aussehens schlecht bewertet werden, müssten sie Zugang zur Berechnung ihres Fahrer:innen-Scores bekommen. Sie weisen darauf hin, dass ihre Accounts geschlossen werden, wenn das Feedback der Kund:innen auf einen Wert von unter 4,4 von 5 falle.
Klage auf Basis der DSGVO
Grundlage der Klage sind Auskunftsersuchen bei Uber, die die Fahrer aus Basis der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) gestellt haben. Deren Artikel 15 gibt Betroffenen unter anderem das Recht, von Unternehmen und anderen zu erfahren, ob diese Daten über sie verarbeiten, welche Daten dies sind und für welche Zwecke sie genutzt werden.
Uber habe auf diese Anfragen nicht adäquat reagiert und nur einen Teil der notwendigen Informationen herausgegeben, heißt es in der Klage.
Die Fahrer wenden sich mit ihrer Beschwerde an ein Bezirksgericht in Amsterdam. In der niederländischen Hauptstadt hat Uber, das 2018 einen Umsatz von mehr als elf Milliarden Dollar zu verzeichnen hatte, seinen Europa-Sitz.
Viielleicht sollte man Monopolisten wie Uber mal verstaatlichen und somit die Gewinne fairer an die Fahrer verteilen ! Das wäre doch mal was.
Uber ist kein Monopolist. Noch nicht.
Aber das Geschäftsmodell basiert natürlich wieder hauptsächlich darauf, dass es 1) einfach ist, und 2) auf Selbstausbeutung der Fahrer basiert. In USA also sehr erfolgreich.
„Verstaatlichen“ bringt hier nichts. Besser darauf schauen, dass die Fahrer alle Regeln einhalten: eine Personenbeförderungslizenz wie jedes Taxi-Unternehmen, entsprechende Haftpflicht-Versicherung, und auf Sozialabgaben bei Scheinselbstständigen gucken. Dann ist Uber ganz schnell plötzlich gar nicht mehr so profitabel.