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„Piratenjäger“ unter Verdacht
Die GVU, die sich selbst gern als „kleines Bundeskriminalamt (BKA) für Urheberrechtsverletzungen“ bezeichnet, soll bei der illegalen Verbreitung von Filmen und Software geholfen und damit Urheberrechtsverletzungen begangen oder zumindest begünstigt haben.
Nach Recherchen von Heise-Online, onlinekosten.de und dem Computermagazin c’t soll die GVU Informanten aus der Raubkopier-Szene bezahlt, illegale Server finanziert und dafür gesorgt haben, dass Raubkopien den Weg ins Netz finden.
Die GVU wird von den Rechteinhabern der Unterhaltungsindustrie finanziert, um Verletzungen von Urheberrechten zu ermitteln und die Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen zu unterstützen. Auch Geld der öffentlichen Hand fließt in den Betrieb der „privaten Ermittlungsbehörde“. So soll die Filmförderungsanstalt nach Angaben von Heise-Online im vergangenen Jahr 600.000 Euro an die GVU gezahlt haben.
Schon vor zwei Wochen wurde nun bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Ellwangen am 24. Januar eine groß angelegte, bundesweite Razzia durchgeführt hat. Hierbei wurden an mehr als 200 Orten in Deutschland Räume von Personen durchsucht, die im Verdacht stehen, zur internationalen Raubkopier-Szene zu gehören. Bei den im Vorfeld der Aktion durchgeführten Ermittlungen half – wie in vielen anderen Fällen auch – die GVU. Wie der Heise-Verlag und onlinekosten.de berichten, wurden an diesem Tag allerdings auch die Räume der GVU durchsucht und Akten beschlagnahmt.
Anscheinend besteht der Verdacht, dass die GVU rechtliche Grenzen überschritten hat, um an Informationen zu kommen. Im aktuellen Heft der c’t wurden Indizien veröffentlicht (unter anderem E-Mails, Kontoauszüge und Logfiles), die den Verdacht nahe legen, dass die „Piratenjäger“ Informanten aus der Raubkopier-Szene finanziell unterstützt haben, damit diese illegale Server betreiben konnten. Damit nicht genug: Die Informanten sollen sogar mit aktuellen Filmen und Musik versorgt worden sein, die dann über deren so genannte Release-Server rechtswidrig zum Download angeboten wurden.
Recherchen von c’t und onlinekosten.de bei Unternehmen der Entertainment-Branche haben ergeben, dass für derlei Handlungen jedenfalls zum Teil keine Zustimmung der Rechteinhaber vorgelegen hat. So schlossen etwa die Filmverleiher Tobis Film und Pandora Film kategorisch aus, der GVU oder sonst jemanden erlaubt zu haben, ihre Filme im Internet zu vertreiben.
Sollten sich die Verdachtsmomente bestätigen, hätte sich die GVU (oder besser: deren Mitarbeiter) Urheberrechtsverletzungen zuschulden kommen lassen oder zumindest Beihilfe dazu geleistet und sich damit strafbar gemacht. Eine Stellungnahme der GVU liegt bisher nicht vor. Auch die mittlerweile zuständige Staatsanwaltschaft wollte nicht angeben, ob die GVU dort als Zeuge oder Beschuldigter geführt wird.
Montag, 06.02.06, Till Kreutzer
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GVU weist spekulative Berichte zurück