5G-Strategie: Dobrindt will mehr Glasfaserausbau

Bis 2025 will die Bundesregierung flächendeckend die 5G-Mobilfunktechnik in Deutschland ausrollen. Eine 5G-Strategie soll dafür sorgen, dass Deutschland eine Vorreiterrolle in Europa einnimmt – doch ohne verstärkten Glasfaserausbau wird das nicht gelingen, räumt das Verkehrsministerium ein.

Das Verkehrsministerium will Deutschland zum 5G-Vorreiter in Europa machen. CC-BY 2.0 Garry Knight

Deutschland soll eine Vorreiterrolle beim 5G-Ausbau einnehmen, heißt es in der heute vorgestellten „5G-Strategie“ (PDF) des Bundesministeriums für Verkehr und Infrastruktur (BMVI). Um rechtzeitig den LTE-Nachfolger ausrollen zu können, soll der Glasfaserausbau substanziell verstärkt, Funkfrequenzen vergeben und in Forschung investiert werden.

„5G ist die Grundlage der Gigabit-Gesellschaft. Mit dem superschnellen Mobilfunkstandard geben wir den Startschuss für das digitale Echtzeitalter“, erklärte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Bis 2020 sollen die Voraussetzungen für den Aufbau des LTE-Nachfolgers geschaffen werden, der bis 2025 weitgehend abgeschlossen sein soll.

Mehr Frequenzen

Um den erwarteten Bedarf zu decken, sollen nicht nur bereits heute vergebene Frequenzbänder für 5G genutzt werden, sondern weitere Bereiche zum Zug kommen. Für das 2-GHz- und 3,5-GHz-Spektrum soll dies 2018 geschehen. Zudem will sich die Bundesregierung in den internationalen Standardisierungsgremien dafür einsetzen, dass auch Frequenzen in höheren Bändern wie im 26-GHz-Bereich „frühestmöglich“ bereitstehen. Darüber lassen sich auf kurzen Distanzen sehr hohe Bandbreiten von bis zu 20 GBit/s realisieren.

Vorerst dürften freilich Frequenzen im 700-MHz-Band wichtiger sein, da sie mehr Fläche abdecken und zudem leichter durch Wände kommen. Doch um das Versprechen der Gigabit-Geschwindigkeit einzulösen, müssen die Basisstationen entsprechend angebunden sein – und das bedeutet eine deutlich bessere Versorgung mit Glasfaser, als es heute der Fall ist.

Ohne Glasfaser kein sinnvolles 5G

„Um die volle Leistungsfähigkeit von 5G-Netzen ausschöpfen zu können, ist hier eine rechtzeitige substanzielle Verstärkung des Glasfaserausbaus erforderlich“, heißt es demnach im Strategiepapier des Infrastrukturministeriums, dessen Förderprogramm für den Breitbandausbau aber nach wie vor auf die indirekte Förderung von Vectoring setzt statt auf einen nachhaltigen Glasfaserausbau. Zwar geht es im Bundesförderprogramm zuvorderst darum, derzeit unterversorgten Gebieten bis 2018 zumindest 50 MBit/s bereitzustellen. Doch die Chance, gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, hat Dobrindt nicht genutzt.

Vor „selbst ausgegebenen Deadlines“ warnte deshalb die grüne Infrastruktursprecherin Tabea Rößner. Denn die 5G-Strategie ließe sich nur mit „flächendeckender Glasfaserversorgung“ realisieren. In einer Aussendung erklärte Rößner: „Dafür müsste die Bundesregierung ihre Bemühungen beim Breitbandausbau aber deutlich stärker auf Glasfasertechnologie ausrichten“, anstatt die veraltete Vectoring-Technik zu unterstützen.

Ins selbe Horn stieß unlängst Stephan Albers, der Geschäftsführer des Providerverbandes BREKO, der auf einen raschen Glasfaserausbau drängte: „Der kommende Mobilfunkstandard 5G baut auf dieser Glasfaserinfrastruktur auf – denn 5G-Netze sind in der Praxis nichts anderes als Festnetze mit mobiler Schnittstelle und können diese daher keinesfalls ersetzen. Ein isolierter Glasfaserausbau zur alleinigen Anbindung von Mobilfunk-Basisstationen bringt Bürgern und Unternehmen nicht die Bandbreiten und Qualitätsstandards, die zukünftige Anwendungen erfordern.“

9 Ergänzungen

  1. Schön, dass wir uns über noch schnellere Mobilfunk-Datenraten Gedanken machen (welche man so oder so nirgendwo erreicht), allerdings man immer noch mit nur ein paar wenigen Gigabyte surfen darf, bevor man zurück ins GPRS-Zeitalter katapultiert wird.

    Eventuell sollte man dort mal die Regulator-Keule schwingen, anstatt den Halsabschneidern auch noch die Glasfasern zu subventionieren.

  2. „Bis 2025 will die Bundesregierung flächendeckend die 5G-Mobilfunktechnik in Deutschland ausrollen.“

    Ich denke, wir sollten uns nicht drauf verlassen, das das die Bundesregierung tut. Die Bundesregierung hätte gerne das 5G in DE ausgerollt wird, machen werden das (wie auch schon vorher) kommerzielle Netzbetreiber (wobei ein Freifunk-5G auch Charme hätte …) und diese haben jetzt festgestellt, das ihnen an ein paar Stellen Infrastruktur fehlt. Und wir haben in DE zwar keine Flächendeckung für Glasfaser, aber die Anbindung von Basisstationen / Technik ist gar nicht so weit davon entfernt.
    Es bleibt beim alten Problem von Mobilfunk als Infrastruktur: Es gibt genau zwei die das Geld haben: Die Kundin und die Steuerzahlerin.

    1. > Es gibt genau zwei die das Geld haben: Die Kundin und die Steuerzahlerin.

      Im Unterschied zu den Netzbetreibern, die am Hungertuch nagen?

      1. Eins: Die Netzbetreiber haben das Geld ja vorher von den Kundinnen eingesammelt. Die können auch kein Vermögen aus dem Nichts schöpfen.
        Zwei: Lies mal die Geschäftsberichte von ein paar großen Namen und schau auf die Verbindlichkeiten. Das sind zwar einerseits finanztechnische Operatoren, andererseits aber tatsächlich zu tilgende.

        Die Netzbetreiber nagen nicht am Hungertuch, aber den Glasfaserkomplettausbau haben die nicht gespeichert (eher die Investition in die eigenen Netze).

  3. “Startschuss für das digitale Echtzeitalter“. Bislang haben wir also das analoge Echtzeitalter oder das digitale Unechtzeitalter – store-and-forward?

    “sollen weitere Bereiche zum Zug kommen.” Wenn ein Bereich zum Zug kommen würde, wär das schon ein Fortschritt. Wie ich auf meiner letzten ICE-Fahrt festgestellt habe, ist WLAN schon da, nur noch kein Internet dahinter.

    „Um die volle Leistungsfähigkeit von 5G-Netzen ausschöpfen zu können, ist Glasfaserausbau erforderlich“ Gilt auch schon für LTE. Gibts angeblich in 96% der Fläche, aber nur mit 2 Mbps. Mehr Backhaul ohne Faser geht halt nicht. Ende der Spaltung zwischen Stadt und Land ist mit jeder neuen Mobilgeneration versprochen worden. Wird mit dem magischen 5G wieder nicht klappen.

  4. Super! Zwei Monate vor Wahl steckt jemand dem bayrischen Maut-Michel, dass er auch für Digitalisierung zuständig ist.

    1. Straßen „Verkehr“, Daten „Verkehr“ und biologischer „Verkehr“, da gibt es doch keine Unterschiede!

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