Das Chaosradio Folge 156 hatte gestern Abend „Der Datenbrief – Ein „Kontoauszug“ für eure Daten“ als Thema.
Um etwas mehr Transparenz in den Datendschungel zu bringen, möchte der Chaos Computer Club einen „Datenbrief“ einführen, eine Art Kontoauszug für persönliche Daten. Einmal jährlich sollen Firmen ihre Kunden und Behörden die Bürger über die gespeicherten Daten informieren. Und auch darüber, ob Daten weitergegeben worden sind und warum. Ein positiver Nebeneffekt wäre, dass die langfristige Speicherung von Daten damit zur Belastung wird und die Firmen vielleicht darüber nachdenken, ob man sie nicht einfach löschen kann. Dafür bringt der Datenbrief einige Bürokratie mit sich.
Der betroffene Bürger würde endlich einen Überblick bekommen, wer was über ihn weiß. Dafür müssten sich die Firmen und Behörden ein gutes Stück weit in die Karten schauen lassen – schließlich soll der Datenbrief auch „berechnete“ Daten wie Scoring-Werte enthalten. Werden wir vorsichtiger mit unseren Daten umgehen, wenn uns klar wird, wo unsere Daten landen? Ist es den Aufwand wert? Wird die Wirtschaft datenfreundlicher werden, wenn wir ihr besser auf die Finger schauen?
Die Grundidee ist meines Erachtens sehr gut! An der Ausführung jedoch wird man lange arbeiten müssen, bis sie akzeptabel ist.
Vielleicht reicht es einfach, eine Information zu bekommen, bei *welchen* Firmen etwas gespeichert ist? Und der Rest auf Nachfrage?
IMHO kann man an der Ausführung so lange arbeiten wie man will – es wird nie ein gutes Gesetz draus, das den Datenschutz stärken kann.
http://notes.computernotizen.de/2010/04/25/p-s-datenbrief/
Datenbrief … soso …
Die Gegenargumente sind bestimmt nicht neu:
– Millionen falscher Datensätze werden an falsche Adressen in falsche Hände gesendet
– Millionen Euros an Kosten entstehen den Firmen
(aufgrund dieser Kosten müssten wahrscheinlich z.B. viele Online-Shops ihre Firmensitze in’s Ausland verlegen, der Verbraucher genießt dann nicht mehr Deutsche Verbraucherschutzgesetze)
es gibt bestimmt noch mehr
Libe Vorredner, wir hatten diese Diskussion: http://www.netzpolitik.org/2010/der-datenbrief-vielleicht-doch-keine-so-gute-idee/
Wie wäre es denn einmal mit neuen und stichhaltigen Argumenten?
Der Fairness halber sei darauf hingewiesen, dass das Blog des zweiten Anrufers hier zu finden ist: http://www.blogfuerst.de/
Sehe es ähnlich wie Torsten. Mit dem Datenbrief löst man nicht die bestehenden Probleme. Aber mit ihm als Vorschlag, kann man zumindest darauf aufmerksam machen, dass überhaupt ein Problem besteht. Gerade die vielen Argumente für und gegen den Datenbrief zeigen den eigentlichen Handlungsbedarf auf, der sonst in der Masse gar nicht wahrgenommen werden kann, weil die Vorstellungskraft beim Datenschutz sehr begrenzt ist.
Hoffentlich ist der CCC bereit zu erkennen, dass der Datenbrief nur eine von mehreren Ideen sein kann, die öffentlich diskutiert werden müssen.
Tharben: Es ändert nur nichts daran – der Datenbrief ist keine Lösung für die Probleme, die der CCC nach eigener Aussage angehen will. Die Hoffnung, dass man irgendwann schon irgendwie zu einer praktikablen Lösung kommt, sind in meinen Augen illusorisch.
Alleine schon die Frage, welche Daten dem Kunden denn mitgeteilt werden sollen – darauf kann es keine technische Antwort geben. Entweder riskiert man die Offenbarung sensibler Daten an Dritte oder man verzichtet auf die Übermittlung und schafft einen Papiertiger, der dem Bürger so gut wie gar nichts bringt.
Chancen auf Zwischenlösungen sehe ich nicht, wenn man nicht ein gewaltiges Datenmonster nach dem Muster von ELENA schaffen will, wenn man nicht den Staat als offizielles Zwischenlager für sämtliche Daten der Bürger haben will.
Lustig sind auch die Details, die in Chaosradio erstmals angesprochen wurden – zum Beispiel die Unterscheidung in aktive und passive Datenbestände. Versuch mal eine gesetzliche Regelung aufzustellen, die zwischen beidem unterscheidet und die nicht wie eine Satire klingt. Aus gutem Grund unterscheidet das Datenschutzrecht nicht zwischen solchen Datenbeständen, sondern greift schon bei der Speicherung.
das wichtigste fehlt mir an dem Vorschlag – Strafandrohung – wer Daten entgegen den Bestimmungen erhebt, speichert, vervielfältigt, veräußert oder in anderer Form weitergibt, oder andere dazu beauftragt, wird bestraft mit ……….
Erst wenn es für den rechtswidrigen Umgang mit unseren Daten empfindliche Strafen gibt und diese Sanktionen auch verhängt werden, dann kann es einen Erfolg geben, solange die fortlaufenden eklatanten Verstöße gegen unsere informelle Selbstbestimmung als Kavaliersdelikt behandelt werden, sind doch alle gesetze nicht das Papier wert auf dem sie geschrieben stehen.
Feigenblätter wie Datenschutzbeauftragte sind doch letzendlich nur zahnlose pinscher, die ja selbst mit zähnen kaum jemand respekt einflößen würden – oder?
Also wenn der Datenbrief kommt, können wir unsere Firma dicht machen. Wie soll ein kleiner Onlineshop so etwas stemmen? Oder wer bezahlt den Datenbrief? Kann man den per E-Mail verschicken?
Diese wichtigen Fragen müssen noch geklärt werden, ansonsten sieht es für viele kleine Unternehmen eher schlecht aus.
Ich finde, der Tim, der da angerufen hat, hört sich genau so an, wie Markus Beckedahl.