Bildet Netze!Programm-Sneak-Peek mit Hackerethik, Standortüberwachung und KI als Heilsversprechen

In rund 50 Tagen beginnt unsere Konferenz „Bildet Netze!“ in Berlin. Höchste Zeit also, dass wir den Vorhang ein wenig lüften und Einblicke in das netzpolitische Programm gewähren. Insgesamt erwarten Euch mehr als 35 Vorträge, Panels und Workshops. Und eine große Party!

Drei Hände halten LAN-Kabel in der Faust, daneben die Schrift "Digitale Freiheitsrechte verteidigen!"
Kommt zu unserer Konferenz am 13. September!

Wie verteidigen wir digitale Freiheitsrechte? Wie stellen wir technologischen Wandel in den Dienst der Gesellschaft? Welche Netze müssen wir spannen, um das Netz gemeinsam voranzubringen? Diesen Fragen wollen wir – 20 Jahre nach Gründung von netzpolitik.org – auf einer eintägigen Konferenz in der Alten Münze Berlin nachgehen. Und natürlich wollen wir auch feiern: Seit 20 Jahren gibt es netzpolitik.org! Den Konferenztag lassen wir daher mit einer großen Party ausklingen. Alle Infos auf der Konferenz-Website.

Die Hackerethik für eine solidarische Gesellschaft

Freier Zugriff auf Computer. Freier Zugriff auf Wissen. Verbesserung der Welt durch das Verbreiten von Technologien. – Das sind Prinzipien, die auch unsere Arbeit bei netzpolitik.org bestimmen. Sie entstammen der ersten Version der Hackerethik, die in diesem Sommer ebenfalls ein rundes Jubiläum feiert. Formuliert hat sie vor genau 40 Jahren der US-amerikanische Autor Steven Levy in seinem Klassiker „Hackers – Heroes of the Information Revolution“ aus dem Jahr 1984.

Die Hackerethik verbreitete sich rasch über den Atlantik hinaus und wurde vom Chaos Computer Club in den 1980er Jahren um zwei weitere Grundsätze ergänzt: „Mülle nicht in den Daten anderer Leute“. Und: „Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen.“

Heute stehen diese Grundsätze mehr denn je unter Druck, durch monopolistische Strukturen, Black Boxen wie KI und immerwährende Abwehrkämpfe. Auf der Konferenz „Bildet Netze!“ wollen wir daher mit Steven Levy über die Ursprünge der Hackerethik und dabei den Bogen von den Wurzeln der anti-autoritären, technikaffinen Hackerszene hin zum Überwachungskapitalismus des Silicon Valley schlagen. Und wir wollen der Frage nachgehen, was die Hackerethik heute noch beitragen kann zu einer lebenswerten und solidarischen digitalen Gesellschaft und ob sie aktualisiert werden müsste.

Databroker: Eine neue Dimension der Massenüberwachung

Diese Frage stellt sich auch angesichts der Ergebnisse einer monatelangen Recherche unserer Kollegen Sebastian Meineck und Ingo Dachwitz. Sie konnten nachweisen, wie Datenhändler mit Hilfe von Werbedaten die Standorte von Millionen Menschen horten und weitergeben. Mit den Standortdaten lassen sich genaue Bewegungsprofile erstellen, was nicht nur eine neue Dimension der Massenüberwachung ermöglicht, sondern auch eine ernste Gefahr für die nationale Sicherheit darstellt.

 

Ein Finger drückt auf eine Enter-Taste, daneben steht: "Jetzt anmelden!"

In den analysierten Daten fanden sich auch die Bewegungsprofile von Mitarbeitenden aus Militär, Geheimdiensten und Ministerien. Sie bieten ein Einfallstor für Geheimdienste anderer Länder, die wissen wollen, wer dort arbeitet und was diese Menschen in ihrer Freizeit machen. Denn die Standortdaten verraten viel über Lebensgewohnheiten, Hobbys oder auch Suchterkrankungen – Informationen, die Menschen vielleicht nicht in der Öffentlichkeit sehen wollen.

Auf der Konferenz werden Sebastian und Ingo darlegen, wie sie an die Daten gelangten, wie sie diese in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk ausgewertet haben und welche Schlüsse sie aus ihrer umfangreichen Recherche ziehen.

KI als Heilsversprechen in den Schulen

Ein weiteres Thema auf der Konferenz wird, wie kann es anders sein, die sogenannte Künstliche Intelligenz sein.

Der KI-Hype macht auch vor den Schultoren nicht halt. In den Klassenzimmern gilt KI gleich in mehrfacher Hinsicht als Heilsversprechen, nämlich gegen PISA-Schock, Lehrkräftemangel und den digitalen Rückstand. Doch hinter diesen Verheißungen steckt vor allem geschicktes Marketing der EdTech-Start-Ups sowie viel Unkenntnis kommunaler Entscheidungsträger:innen, wie Nina Galla von AlgorithmWatch in ihrem Vortrag präsentieren wird.

Konkret beschreibt Galla, auf welche Weise KI-Unternehmen in die Schulen drängen. Und sie gibt Tipps, welche Lernsysteme Schulen tatsächlich benötigen und worauf Bildungseinrichtungen bei deren Anschaffung achten müssen, damit am Ende alle vom digitalen Lernen profitieren – Eltern, Lehrkräfte und Schüler:innen gleichermaßen.

Weitere Sneak Peeks zum Programm der Konferenz folgen in Kürze auf netzpolitik.org. Alle Infos zur Konferenz gibt es auf der Website. Direkt zur Anmeldung via pretix.eu geht es hier entlang.

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3 Ergänzungen

  1. > Doch hinter diesen Verheißungen steckt vor allem geschicktes Marketing der EdTech-Start-Ups sowie viel Unkenntnis kommunaler Entscheidungsträger:innen

    Kommunale Entscheidungsträger:innen werden zunehmend von schrumpfenden Haushalten geplagt, aber auch von nicht vorhandenem, aber benötigtem Fachpersonal (für das man wenig Geld übrig hat). Gefahr droht Kommunen durch bindende Verträge mit steigenden Zahlungsverpflichtungen, und das bei einer Technologie, die sich in raschem Wandel befindet.

    KI lernt mehr über ihre Nutzer lernt, als diese von der KI. Insofern wäre die Forderung angebracht, dass Lizenzen an KI-Unternehmen zur Daten-Ausbeutung vergeben werden müssten, um die Richtung des Geldflusses umzudrehen. Die eigentlichen Datenlieferanten (Einwilligung?) wären am Ertrag zu beteiligen.

  2. Hallo,da ich Rollstuhlfahrerin bin,möchte ich wissen,ob die Veranstaltung im September Rollstuhlgerecht ist.
    Habe mich eben angemeldet,wenn’s aber nicht barrierefrei ist,kann ich nicht dabei sein.
    Bitte um schnelle Antwort.Vielen Dank. Ana

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