jetzt ist es aber richtig Herbst geworden. Die Heizung steht auf „2“, zum Feierabend ist es schon stockfinster, und ringsum holen sich Menschen ihre erste Spätjahres-Erkältung ab. Die Wartezimmer füllen sich. Und ich finde, das ist eine gute Gelegenheit, um darüber nachzudenken, was mit den eigenen Gesundheitsdaten passieren soll.
Denn schon im Januar startet die elektronische Patientenakte für alle – und zwar mit gravierenden Schwachstellen, wie mein Kollege Daniel aufgeschrieben hat. Viele schien das jedoch nicht zum Widerspruch zu bewegen. Nur rund ein Prozent sagten bisher Nein zur ePA, wie eine frische Abfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab (siehe Ticker). Offenbar verbreiten sich Erkältungen deutlich schneller als der Weckruf, dass man sich die ePA-Entscheidung gut überlegen sollte.
Viele Tech-Konzerne haben ihren EU-Sitz in Irland. Dort verlangt nun der Online Safety Code verschärfte Alterskontrollen und Maßnahmen gegen „schädliche“ Inhalte. Mindestens Reddit will nicht mitmachen.
Wir alle nutzen Online-Plattformen, von der Google-Suche über WhatsApp zu Microsoft Office. Höchste Zeit, dass Nutzende auch mitbestimmen, wie sie funktionieren. In der Realität sind wir davon weit entfernt. Dabei gäbe es eine Lösung.
Eine neue EU-Richtlinie soll die Arbeitsbedingungen von Plattformarbeitenden verbessern. Die Mitgliedstaaten haben in der Umsetzung allerdings große Freiräume. Gewerkschaften, Forschende und Plattformarbeitende fordern deshalb eine klare und starke Umsetzung in deutsche Gesetze.
In zwei Wochen soll die designierte Digitalkommissarin Henna Virkkunen dem EU-Parlament Rede und Antwort stehen. Im Vorfeld fordern nun zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen eine Klarstellung: Die künftige EU-Kommission müsse das offene Internet bewahren.
Mitte Januar geht die elektronische Patientenakte für alle an den Start. Forschende bescheinigen dem Konzept allerdings gravierende Schwachstellen. Um ein möglichst hohes Maß an IT-Sicherheit und Datenschutz zu gewährleisten, will die gematik nachbessern.
Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.
Newsweek
Google will mehr Kontrolle über die Integrität von Werbetreibenden. Künftig sollen nur noch Inhaber von Google-Business-Accounts Anzeigen schalten dürfen. Ziel ist offenbar, Betrug zu erschweren.
The Guardian
Fake-Accounts auf X machen vor der Klimakonferenz COP29 Stimmung für das Gastgeberland Aserbaidschan. Zuvor waren die Beiträge über das Land in Verbindung mit COP29 eher negativ, weil der Petro-Staat mit Öl- und Gasexporten hohe Einnahmen erzielt.
ÜberwachtAtlas
Eine Gruppe sammelt sogenannte gefährliche Orte auf einer Deutschlandkarte. Dort hat die Polizei je nach Bundesland besondere Befugnisse, etwa für verdachtsunabhängige Kontrollen oder Videoüberwachung.
Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Vertreter:innen von Verlagen, Buchhandel, Bibliotheken und Co. haben sich auf gemeinsame Empfehlungen beim E-Book-Verleih in öffentlichen Bibliotheken geeinigt. Bisher gab es Streit, weil die digitalen Bücher oft erst deutlich nach Erscheinen des Papierbuchs verleihbar waren.
golem.de
Zwei Sextillionen Rubel – umgerechnet 19.015.860.000.000.000.000.000.000.000.000.000 Euro – Geldbuße soll Google bezahlen. Der Videodienst hatte gelöschte russische Propaganda-Accounts und -Videos nicht wiederhergestellt.
The Washington Post
Mit einer Datenanalyse untermauert die Washington Post die Beobachtung, dass Elon Musk Twitter zum Paradies für die politische Rechte umbaut. Während die Reichweite von US-Kongress-Abgeordneten insgesamt zurückgegangen ist, gehen fast nur noch Posts von republikanischen Accounts viral.
taz
Die deutsche Polizei hat 2024 so viele Menschen erschossen wie seit 1999 nicht mehr, laut dpa-Auswertung sollen es 17 sein. Betroffen sind vor allem psychisch erkrankte und vulnerable Menschen, kommentiert Mohamed Amjahid für die taz: "Beamt*innen werden zur Gefahr."
Der Standard
Das Magazin "Hurun" aus Shanghai erstellt Listen der reichsten Menschen Chinas. Erstmals ist nun ByteDance- und TikTok-Gründer Zhang Yiming auf dem ersten Platz gelandet - mit einem geschätzten Vermögen von rund 45,6 Milliarden Euro. Auf Platz drei ist Tencent-Gründer Ma Huateng.
404 Media
Im US-Wahlkampf nimmt die von Elon Musk finanzierte Anti-Harris-Desinformation zu. Der Super-PAC „Building America’s Future“ fährt eine Kampagne mit verfälschten Wahlversprechen von Kamala Harris. Allein für Fake-Anzeigen auf Facebook hat die Gruppe mehr als 500.000 Dollar ausgegeben.
Stuttgarter Zeitung/dpa
Die Menge an Elektroschrott könnte durch sogenannte Künstliche Intelligenz bis zum Jahr 2030 stark ansteigen, so das Ergebnis einer Studie. Mit Hilfe von Recyclingmaßnahmen und der Etablierung einer Kreislaufwirtschaft könnten aber Ressourcen eingespart werden.
The Verge
Die Open Source Initiative (OSI) hat eine neue Definition für "offene" Künstliche Intelligenz veröffentlicht. Demnach sollen KI-Modelle ihre Trainingsdaten offenlegen müssen. Metas Modell Llama erfüllt diese Anforderungen, anders als von dem Konzern behauptet, nicht.
mdr
Die geplante Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) stößt bei den rund 75 Millionen gesetzlich Krankenversicherten auf nur wenig Widerstand. So haben etwa bei der AOK und der DAK bislang nur rund ein Prozent der Versicherten Widerspruch eingelegt.
heise online
Die Landesdatenschutzbeauftragte von NRW warnt vor den neuen Sicherheitsplänen der dortigen schwarz-grünen Landesregierung. Unter anderem kritisiert sie den geplanten Zugriff des Verfassungsschutzes auf private Kameras und den Einsatz biometrischer Gesichtserkennung.
heise online
Die deutsche Justiz kämpft mit Fachkräftemangel und einer hohen Zahl an unbearbeiteten Verfahren. Bund und Länder setzen daher verstärkt auf den Einsatz von KI. Bis 2026 wollen sie insgesamt 200 Millionen Euro für Digitalisierungsprojekte in der Justiz bereitstellen.
BBC
Es war ein historischer Moment: die erste Botschaft über das Internet. Das US-Netzwerk ARPANET verband vier Forschungsinstitutionen und übermittelte am 29. Oktober 1969 die erste Nachricht zwischen zwei Computern. BBC befragt die beteiligten Ingenieure Charley Kline und Bill Duvall.
TechCrunch
In Großbritannien wurde ein 27-Jähriger zu 18 Jahren Haft verurteilt, wie TechCrunch berichtet. Demnach hatte er 3D-Modelle von nackten Kindern verkauft, die er anhand von unverfänglichen Fotos erstellt hatte.
Microsoft
Microsoft wirft Google vor, das Unternehmen mit Astroturfing in Europa diskreditieren zu wollen. Es geht um die Regulierung von Cloud-Diensten und Kartellrecht. Auf beiden Seiten ein spannendes Stück Unternehmenskommunikation.
LTO
Radiosender fallen weg, 3sat verschwindet doch nicht, News in Textform werden eingedämmt: LTO fasst zusammen, was die Rundfunkreform bei den Öffentlich-Rechtlichen ändern soll.
heise online
Bei der Transparenz zum stockenden Transparenzgesetz hapert es gewaltig. Nachfragen des Magazins c't wurden vom Bundesinnenministerium teils als "übergriffig" bezeichnet, berichtet heise online.
Le Monde
Die französische Zeitung Le Monde setzt ihre Reihe um die StravaLeaks fort. Demnach haben auch Angestellte von Joe Biden und Donald Trump ihre Standorte durch die Fitness-App Strava verraten.
tagesschau.de
Viele US-Zeitungen geben Wahlempfehlungen ab – doch die Washington Post tut das dieses Jahr nicht. Grund dafür war ein Machtwort von Zeitungseigentümer und Amazon-Gründer Jeff Bezos. Jetzt kündigen reihenweise Abonnent*innen und Angestellte.
The Verge
Zwei-Klassen-Gesellschaft: Bei weniger populären Instagram-Videos schraubt die Plattform mal eben die Qualität herunter, wie The Verge berichtet.
RND
Ansteckmikrofone werden normalerweise am Jackett oder am T-Shirt befestigt. Warum halten Politiker:innen sie dann in der Hand, wenn sie ein TikTok-Video aufnehmen? Matthias Schwarzer geht der Frage fürs Redaktionsnetzwerk Deutschland nach.
Liebe Leser:innen, schreiben wir das Jahr 2014? Damals lobbyierte die Telekom-Industrie massiv gegen die geplanten EU-Regeln zur Netzneutralität. Statt einem offenen Netz wollte sie ihre Produkte lieber scheibchenweise vermarkten: überteuerte Telefonie statt freiem VoIP, exklusive Datenoasen statt offenem Zugang zu allen Diensten und obendrauf am besten noch Klingeltöne aus dem firmeneigenen Online-Shop. Lange Zeit war […]
Liebe Leser:innen, endlich mal wieder etwas Positives, habe ich gedacht, als es um den Gesetzentwurf zum Computer-Strafrecht ging. Damit soll ethisches Hacken künftig endlich nicht mehr strafbar sein. Dem Referentenentwurf, den wir veröffentlicht haben, fehlt noch ein bisschen was zu Hacker-Tools. Auch die sollten unmissverständlich entkriminalisiert werden, damit man im Zweifel nicht doch vor Gericht […]
Liebe Leser:innen, ab 2026 sollen alle EU-Bürger:innen eine digitale Brieftasche bekommen können. Dass es mit dem Zeitplan ganz schön knapp wird, ist die eine Sache. Die sogenannte EUDI-Wallet hat aber noch ein anderes Problem: Sie ist eines dieser netzpolitischen Themen, das irgendwie alle betrifft, aber kaum eine:n zu interessieren scheint. Dabei dürften wir es am […]
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