In Südkorea gibt es eine Datenmaut für Online-Plattformen. Das bedeutet: Es fallen nicht nur Kosten für Nutzer:innen an, die bei ihrem Internetzugangsanbieter für ihre Datentarife zahlen. Sondern auch für diejenigen, die Online-Inhalte anbieten. Diese Gebühren haben Twitch dazu veranlasst, seine Dienste in einem der weltweit größten E-Sport-Märkte zu überdenken.
Dan Clancy, CEO des Streamingdienstes, hat vor einigen Tagen in einem Blogpost bekannt gegeben, dass die Plattform ihre Aktivitäten in Südkorea zum 27. Februar 2024 einstellen wird. Die Betriebskosten in dem Land seien „prohibitiv“ hoch. Dies führe zu erheblichen finanziellen Verlusten. Trotz zahlreichen Versuchen die Kosten zu senken, sehe man keinen anderen Weg.
Weitreichende Konsequenzen
Im Mai dieses Jahres veröffentlichte die gemeinnützige Organisation Internet Society (ISOC) einen Impact Brief zum Fall Südkorea. In diesem warnten sie vor den negativen Folgen für Nutzer:innen und einer potenziellen Gefährdung des Netzwerkmodells. Die Schließung von Twitch zeigt nun klar die unmittelbaren Konsequenzen von Zugangsgebühren für den Betrieb internationaler Plattformen.
In der Diskussion um mögliche Folgen einer Datenmaut geht es auch um die Abschaffung der Netzneutralität, was die Folge des Modells wäre. Auch in der Europäischen Union wurde über die Einführung der Datenmaut diskutiert, vor allem EU-Kommissar Thierry Breton brachte die Idee ins Rennen.
Die Lehren, die die europäische Politik aus dem Fall Südkorea ziehen sollte, seien jedoch weitreichend. So zeige der Südkorea-Fall laut ISOC, dass die grundlegenden Prinzipien des Internets schützenswert seien, um sicherzustellen, dass das Internet eine weltweit zugängliche Infrastruktur bleibt. Die europäische Diskussion scheint unterdessen mittlerweile vom Tisch zu sein.
Eine Abwanderung bestimmter Anbieter wie jetzt Twitch ist in Südkorea nicht die einzige Folge des Maut-Modells. Es seien ebenso die Kosten für Breitband-Internetanschlüsse gestiegen, sowie die Qualität einiger Dienste gesunken.
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