Geleakter EntwurfSo anonym wird der digitale Euro

Ein geleakter Gesetzesentwurf gibt Einblick in die Pläne der EU-Kommission für die Euro-Digitalwährung. Wir haben Fragen und Antworten zu dem Vorhaben zusammengetragen.

Der digitale Euro wird Realität
Die EU-Kommission plant den digitalen Euro – Midjourney (a pixelated Euro coin dissolving in the air)

Der Euro soll digital werden – und damit sein Wesen ein Stück weit verändern. Vor zwei Jahren hat die Europäische Zentralbank (EZB) erstmals angekündigt, über den digitalen Euro nachzudenken. Seither basteln Notenbanker:innen und die EU-Kommission an einem Konzept für das neue Geld.

Ideen standen viele im Raum. Eine davon war, den digitalen Euro „programmierbar“ zu machen, so dass er nur für bestimmte Zwecke eingesetzt werden kann. Nach anderen Vorschlägen sollte der digitale Euro direkt von der EZB zu den Nutzer:innen wandern und damit Geschäftsbanken außen vor lassen. Auch gab es Überlegungen, ob das digitale Geld ähnlich wie Kryptowährungen über eine Blockchain funktionieren soll.

Von all diesen Vorstellungen landete allerdings keine in dem Gesetzesentwurf der Kommission, der nun von Table.Media und anderen Medien geleakt wurde. Dieser sieht stattdessen eine digitale Zentralbankwährung vor, die ähnlich wie Euro-Bargeld funktionieren soll. Die EU-Kommission hat die Vorstellung ihres Entwurfs auf den Spätsommer verschoben, Änderungen an dem Entwurf sind daher noch möglich. Die Frage nach der grundsätzlichen Architektur der neuen Digitalwährung dürfte allerdings fürs Erste beantwortet sein.

Wir haben anhand des vorliegenden Papiers einige Fragen zum digitalen Euro geklärt.

Ich zahle längst mit Karte – was ist bitte ein digitaler Euro?

Der digitale Euro ist elektronisches Geld, das on- wie offline genutzt werden kann. Die Bezahlung funktioniert über Apps auf dem Handy oder dem Tablet. Für das Bezahlen mit dem digitalen Euro ist grundsätzlich ein Konto bei einem Zahlungsdienst notwendig, der Geldtransfers abwickelt. So legt es der Textentwurf der Kommission fest.

Im Unterschied zur EC-Karte ist der digitale Euro unabhängig von einem Bankkonto. Er unterscheidet sich von Geld, das auf der Bank liegt und mit der Kreditkarte oder einem Dienst wie Apple Pay überwiesen wird. Denn das Geld auf dem Bankkonto existiert nur in der Bankbilanz – ist das Konto im Plus, handelt es sich im Grunde um Schulden, die die Bank bei uns hat. Der digitale Euro hingegen steht direkt im Eigentum seiner Nutzer:innen. Damit ähnelt er Bargeld, über das jede:r frei verfügen kann.

Ist der digitale Euro wirklich „wie Bargeld“?

Heute produziert die Europäische Zentralbank Geldscheine, künftig soll sie auch die Infrastruktur für digitale Euros schaffen. Wie schon bei Geldautomaten und Bargeld sind es jedoch private Anbieter, die die Verteilung des digitalen Euro an Kund:innen übernehmen. Die digitale Währung liegt in einer App auf dem Handy oder einem anderen Gerät. Von dort kann der digitale Euro über das Internet in Echtzeit überwiesen werden. Es soll außerdem möglich sein, digitale Euros offline direkt von Gerät zu Gerät zu übertragen. Dafür kann laut dem Gesetzesentwurf der EU-Kommission die kontaktlose Datenübertragung über NFC genutzt werden, wie sie bereits für Zahlungen über das Handy zum Einsatz kommt.

Wie Bargeld soll der digitale Euro ein offizielles Zahlungsmittel sein. Das bedeutet, dass Händler:innen den digitalen Euro annehmen müssen. Ausnahmen soll es laut dem Vorschlag der Kommission für Zahlungen zwischen Privatpersonen geben, außerdem für Kleinunternehmen und gemeinnützige Organisationen, die keine Form der elektronischen Bezahlung akzeptieren.

Wie unterscheidet sich der digitale Euro von Kryptowährungen?

Prinzipiell sind die meisten Kryptowährungen dezentral. Überweisungen werden in öffentlich einsehbaren digitalen Kontenbüchern eingetragen, sogenannten Ledgern. Neue Eintragungen werden zugleich auf Rechnern auf der ganzen Welt gespeichert, um Betrug und Manipulation zu verhindern. Diese Technologie nennt sich Blockchain und ist die technische Basis für Bitcoin und andere digitale Währungen. (In der Praxis laufen viele Transaktionen allerdings über zentralisierte Kryptobörsen, von denen zuletzt einige kollabierten.)

Der digitale Euro hingegen wird zentral von der EZB ausgegeben; sie wickelt Überweisungen digitaler Euros zwischen einzelnen Zahlungsdiensten ab. Die Kommission definiert in ihrem Textentwurf Bedingungen für den Besitz der digitalen Währung. So soll es etwa eine Obergrenze für die Menge an digitalen Euros geben, die eine Einzelperson besitzen darf. Diese könnte etwa bei rund 3.000 Euro liegen, eine konkrete Summe steht aber noch nicht fest. Mit der Obergrenze soll verhindert werden, dass die Digitalwährung gehortet und als Geldanlage genutzt wird. Auf Guthaben in digitalen Euro soll es daher auch keine Zinsen geben.

Gibt es anderswo auf der Welt schon digitale Währungen?

Die Notenbanken zahlreicher Länder haben bereits digitale Versionen ihrer Währungen angekündigt – allen voran China, das mit seinem digitalen Renminbi Sorgen vor weiterer Überwachung ausgelöst hat. Während kleine Mengen der digitalen chinesischen Währung anonym genutzt werden können, sind größere Beträge für die chinesischen Behörden nachverfolgbar. „Kontrollierbare Anonymität“ nennen diese das.

Auch Großbritannien, die Schweiz, Kanada und Japan arbeiten an eigenen Digitalwährungen. Die dortigen Notenbanken wollen damit neue Möglichkeiten für Online-Zahlungen schaffen und zugleich verhindern, dass sich digitale Zahlungsmittel anderer Staaten im eigenen Währungsraum ausbreiten. Während digitale Zentralbankwährungen in den meisten Staaten noch in der Planungs- und Testphase stecken, haben Länder des globalen Südens wie El Salvador und die Zentralafrikanische Republik mit Bitcoin als offiziellem Zahlungsmittel experimentiert – mit gemischten Erfolgen.

Wie anonym ist der digitale Euro?

Es ist die Gretchenfrage, die sich für viele Bargeld-Fans stellt: Lässt sich ein Geldgeschäft mit dem digitalen Euro ebenso schwer nachverfolgen, wie das mit Bargeld der Fall ist? Die Antwort lautet: Es ist kompliziert. Denn die EU hält eine nicht nachverfolgbare Digitalwährung für ein Risiko, was Korruption, Geldwäsche und Steuerhinterziehung angeht. Daher gibt es Einschränkungen: Der digitale Euro „schließt volle Anonymität“ aus, wie es im Gesetzesvorschlag der Kommission heißt. Zugleich soll er aber ein hohes Maß an Privatsphäre garantieren.

Grundsätzlich soll die Zentralbank keinen Zugriff auf die Identitäten der Nutzer:innen und Informationen über deren Transaktionen haben. Allerdings müssen Nutzer:innen des digitalen Euro ein Konto bei einem Zahlungsdienst einrichten. Diese unterliegen EU-Gesetzen gegen Betrug, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sowie nationalen Gesetzen. Sie müssen daher Daten über die Identität der Nutzer:innen und deren Online-Überweisungen auf Anfrage an Ermittlungsbehörden weitergeben. Konten für den digitalen Euro sind daher ähnlich privat wie Bankkonten.

Mehr Privatsphäre bieten soll allerdings die Offline-Nutzung des digitalen Euro. Dabei kann Geld vom Konto direkt auf ein Endgerät wie etwa ein Smartphone übertragen werden. Von dort kann es in Echtzeit an eine andere Person überwiesen werden. Auf solche Transaktionen sollen weder die Zentralbank noch der Zahlungsanbieter Zugriff erhalten. Dies habe ein vergleichbares Niveau an Privatsphäre wie die Abhebung von Bargeld am Geldautomaten, behauptet der Gesetzesentwurf der Kommission. Wer wem wie viele digitale Euros gebe, könne offline nicht nachverfolgt werden.

Ob dieses Versprechen eingehalten werden kann, wird sich in der Ausgestaltung des endgültigen Gesetzes und in der Praxis zeigen. Der Europäische Datenschutzausschuss drängt darauf, unterhalb einer gewissen Grenze vollständig anonyme Transaktionen zu ermöglichen. Wie hoch diese Grenze ist, und wie viele digitale Euro pro Transaktion von Gerät zu Gerät geschickt werden können, möchte die Kommission laut ihrem Gesetzesentwurf allerdings selbstständig festlegen. Im Gegensatz zu Bargeld könnten sich beim digitalen Euro daher laut bisherigen Plänen jederzeit die Mengen ändern, in denen er überhaupt zur Verfügung steht.

Brauche ich für den digitalen Euro eine eID?

Ein elektronischer Identitätsnachweis ist für die Nutzung des digitalen Euros nicht zwingend notwendig. Laut dem Gesetzesentwurf der EU-Kommission soll die digitale Währung jedoch eng mit der geplanten Digitalen Brieftasche verzahnt werden. Auf diese Weise sollen Nutzer:innen bei Online-Zahlungen mit dem digitalen Euro ihre Identität nachweisen können.

Die Digitale Brieftasche soll auch für Offline-Zahlungen mit der Digitalwährung nutzbar sein. Derzeit diskutierte Vorschläge für die elektronische Identität werden allerdings von Bürgerrechtsorganisationen und Wissenschaftler:innen wegen möglicher Risiken für die Privatsphäre heftig kritisiert. Noch ist offen, wie das Ringen um das Gesetz über den EU-weiten elektronischen Identitätsnachweis ausgehen wird.

Kann ich mit dem digitalen Euro außerhalb der Eurozone zahlen?

Der digitale Euro soll nach Wünschen der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank vor allem innerhalb der Eurozone genutzt werden. Die Ausgabe des digitalen Euros durch Zahlungsdienst jenseits der Euro-Staaten soll es nur geben, wenn das mit dem betreffenden Staat ausdrücklich vereinbart wird. Nutzer:innen können den digitalen Euro aber in Nicht-Euro-Länder mitnehmen und dort verwenden. Grundsätzlich wünscht sich die EU-Kommission, mit den Einführung des digitalen Euro die internationale Nutzung der europäischen Gemeinschaftswährung zu fördern. Wie Europa seine digitale Währung gestaltet, hat damit globale Auswirkungen.

20 Ergänzungen

  1. Die große Frage ist ja, ob digital, anonym, und offline überhaupt Eigenschaften sind, die man theoretisch überhaupt umsetzen kann und unter welchem Aufwand. Wie schon bei anderen digitalen Zahlungsmöglichkeiten (z.B. EC Karte), müssen die beteiligten Geräte tamper-resistant sein, um Double Spending zu verhindern. Das mag bei den aktuellen Zahlungsvarianten (die alle nicht anonym sind) funktionieren, weil die Transaktionen normalerweise nicht symmetrisch sind, sondern der Zahlungsempfänger normalerweise ein professioneller Händler und der Zahler häufig eine Privatperson ist und gewisse Annahmen getroffen werden können (z.B. Händler setzt professionelle Kartenlesegeräte ein und auch wenn ein Betrug/Fehler passiert, ist man im Zweifel als Privatperson relativ sicher, dass man über seine Bank vermutlich sein Geld zurückbekommt).

    Bei anonymen, digitalen Peer-To-Peer Zahlungen, die heute mit Bargeld abgedeckt werden (z.B. Flohmarkt, Kleinanzeigen etc), ist das ungleich schwieriger, weil die Beteiligten nicht annehmen und nicht überprüfen können, dass die Geräte der zahlenden Person wirksam Double Spending verhindern. Das liegt auch daran, dass die Erwartung ist, dass man diese Offline Zahlungen mit Handys vornehmen können wird, und es da kein standardisiertes Gerät geben wird, dass jeder kennt und erkennt.

    Im Normalfall wird man deswegen für jede signifikante Zahlungsannahme weitere Sicherheiten fordern und die wahrscheinlichste wird ein Onlinecheck sein, der garantiert, dass das angenommene Geld wirklich echt und nicht kopiert ist. Nur welche Zahlungen bleiben dann noch für die Offlinevariante und warum sollte man sie verwenden?

    Ein Ergebnis ist eine reine Onlinevariante mit mehr oder weniger weicher Anonymität.

    Eine andere Variante ist offline aber nicht anonym, sodass Fälschungen einem Konto zugeordnet werden.

    Die große Frage ist inwieweit die Politik diese technischen und theoretischen Probleme wirklich auf dem Schirm hat…

    1. > Die große Frage ist ja, ob digital, anonym, und offline überhaupt Eigenschaften sind, die man theoretisch überhaupt umsetzen kann und unter welchem Aufwand.

      Firlesfanz! Das braucht niemand. Aber es wollen wenige.

      Daraus resultieren andere Fragen: Wer will es, und warum und wozu?

      Da sind wieder ein paar unterwegs denen man nichts weiter außer einem agilen Mindset bescheinigen kann.

      1. „digital, anonym, und offline“ ist kein Firlefanz und das brauchen alle. Die Entkopplung vom physischen Gegenstand braechte enorme Vereinfachung der Logistik fuer alle Beteiligten und garantierte damit das breite Weiterbestehen von „Bargeld“ in allem ausser der physischen Gestalt.

  2. Resilienz gegen „unrechtmäßige“ Verwendung muss, wenn ich das nicht falsche verstehe, bei der Verwendung digitaler, „anonymer“ Zahlungsmittel über einen relativ _nicht endlichen_ Zeitraum absolut sein.
    Das ist online, ohne Nachverfolgbarkeit jedweder Transaktion, unmöglich, offline niemals _überprüfbar_ darzustellen.
    Bei einem angestrebten Equivalent von 1,2 Billiarden Euro sollte das Interesse an einem Missbrauch ausreichend hoch sein.
    Insgesamt vermute ich, dass die potentiellen Vorteile eines digitalen Equivalents niemals dessen eklatante Nachteile und Gefahren für die Zivilgesellschaft und die Volkswirtschaften aufwiegen kann.
    Bargeld ist formal sozial neutral und ist resilient gegen Stromausfälle. Digitale Währungen sind sozial stark selektiv, empfindlich gegen Wasser, Hämmer, Runterfallen, Stromausfall, Duplikation, Irreführung, Würmer/Viren, usw. Gezielte Angriffe gegen Bargeld (als Transaktionsmittel) haben nur wenige Vektoren und keinen hohen Einschlagsfaktor mehr. Die gegen Digitale Währungen sind mannigfältig, schnell und haben regelhaft einen hohen Impact.

  3. Man braucht also kein „Bankkonto“, aber ein „Konto bei einem Zahlungsdienst“. Ich habe da jetzt schon das Gefühl, dass diese „Zahlungsdienstleister“ dann eben ihrerseits ein Bankkonto voraussetzen.
    Die Anonymität glaube ich keine Sekunde. Die Apps der Zahlungsdienstleister werden umfassend Daten erheben und ellenlange Datenschutzbestimmungen enthalten, die die Anonymität im Keim ersticken. Wer Anonymität will wird beim Bargeld bleiben (solange es das noch gibt).
    Und sowieso: es soll wie Bargeld sein, aber eine Einzelperson darf nicht mehr als „Summe X“ (3000€) besitzen? Ich geh mal in den Keller zum laut lachen. Wie soll das überprüft werden? Kann ich mich nicht bei 3 Zahlungsdienstleistern anmelden und dann 3 verschiedene Apps installieren? Oder wird doch alles an die Zentrale gemeldet und Anonymität existiert nur für die Zahlungen zwischen Nutzern, aber nicht gegenüber den Anbietern etc.?

  4. es ist doch sehr einfach: Entweder die EU bekommt das mit dem eCash so hin, dass der Bevölkerung das Bargeld danach egal wird. Oder sie unterminieren ihr staatliches Geld mit dem Entzug von Freiheitsrechten. das Resultat im letzteren Fall könnte sein, dass die Menschen zunehmend aus dem staatlichen Geld aussteigen. Tauschmittel sind austauschbar. Wenn die Nachteile von bspw. Bitcoin geringer sind, werden diese eben eher in Kauf genommen. schön heute ist jedem mit mäßigem Vermögen klar, dass Papiergeld (Bargeld und nicht minder Anleihen usw.) immer ausfällt. Einmal langsam aber stetig und letztlich plötzlich sehr abrupt.

  5. Also OFFLINE ist nicht realistisch machbar. Algorithmisch könnte ich etwas übersehen, aber wir sind da doch im Grunde bei Raumschiffen, die ihr eigenes Kontingent nach bestem Gewissen verwalten, während der Computer darüber wacht, … bis… da plötzlich…

    Nope. Digital ist das nicht machbar. Es geht wegen der Verarbeitbarkeit nicht wirklich, es sei denn man setzt Supercomputer an der Kasse ein, und setzt den Aufwand der Verifikation so hoch an, das wir Bargeld inklusive dessen Fälschung mit eingepreist hätten. Bargeld mit Chips, Chips von der Bundesdruckerei, voll so tampering-proof usw. usf., das ginge vielleicht. IST NICHT DER DIGITALE EURO. Wird nicht, geht nicht.

    (Bitte widerlegen.)

    Anonym gegenüber Kategorie XYZ und bis zu Betrag Y usw. usf. – hier sind schon die Gesetze nicht hinreichend, siehe „Letzte Generation“. Wiederholt bis zum Erbrechen: illegaler Scheiß sollte dabei zu horrenden Entschädigungen führen, Sanktionen für durchführende auf jedweden Ebenen, unabhängige Staatsanwaltschaften und Verbot illegal erlangter Beweise, usw. usf. Ohne das bleiben wir Russland, spätestens mit der Einführung eines „digitalen“ Euros.

    1. Warum soll das nicht machbar sein? Geht doch schon seit Jahren mit der Geldkarte… Ist im Prinzip nichts anderes, oder?

      1. Das habe ich oben doch schon geschrieben:
        Mit Smartcard/Chip geht das. Wäre schön auch nicht an Datensammler, Bank & Co. angebunden zu sein (damit dann).

        ABER: Rein digital in Software …. sehe ich nicht. Das ist nicht „es“.

    2. „Bargeld mit Chips, Chips von der Bundesdruckerei, voll so tampering-proof usw. usf., das ginge vielleicht. IST NICHT DER DIGITALE EURO. Wird nicht, geht nicht.“

      Der Fairness halber, nennen wir das mal „angedeutet“.
      „Der digitale Euro“ allerdings, wird schon z.T. beworben mit „von der Hausbank bereitgestellt“ und mit geldkartenähnlichen Features. D.h. vermutlich sehr wohl mittels eines Chips, z.B. von der Hausbankkarte (Smartcard). Wie dann mit Handies ist mir nicht klar, vielleicht gibt es da dann Anforderungen an eine Sicherheitszone mit Arithmetikfähigkeit unabhängig vom Prozessor (träum). Das wäre „ok-ish“, wenn es dazu extra Chips von Infinion o.ä. gibt, dann kann man ein Linuxphon damit bestücken, dann wird es halt 12 statt 11 mm dick ;), wenn es dann in 100 Jahren auf dem Markt ist. Oder Apple und Google werden „wegen Sicherheit“ durchgewunken, und alle anderen Anbieter dürfen den Tod nach Spezifikation sterben, bzw. sich einem der Hersteller anbiedern, was nicht mal undenkbar ist (lizensierte Bezahlchips o.ä.).

  6. Alexander Fanta schreibt: „Wie Bargeld soll der digitale Euro ein offizielles Zahlungsmittel sein. Das bedeutet, dass Händler:innen den digitalen Euro annehmen müssen.“

    Diese zwei Aspekte hängen (für Privatmenschen) aber nicht unbedingt zusammen. Gesetzliches Zahlungsmittel und Akzeptanzpflicht sind zwei paar Schuhe. Es steht beispielsweise einem Händler frei, kein Bargeld anzunehmen, oder nur unter bestimmten Bedingungen. Beispielsweise werden 200 €-Scheine oft nicht akzeptiert, obwohl sie gesetzliches Zahlungsmittel sind. Privatrechtlich ist das einwandfrei machbar.

    Unabhängig davon gibt es Diskussionen darüber, ob eine „Akzeptanzpflicht“ für Digitalwährung, wie auch den digitalen Euro eingeführt werden sollte. Das wäre aber ein zusätzlicher, kontroverser Schritt.

    1. Im Gegensatz zu Bargeld wäre die digitale Währung allerdings eine binäre Sache. Entweder sie ist voll da, oder garnicht. Wäre sie ein zu implementierendes Zahlungsmittel, bliebe höchstens noch Karten wie:
      – Meine Software kann nicht mit deiner Software – PECH.
      – (Hardware…)

  7. Die Frage ist eigentlich auch, wie die offline Geldtransfers überwacht werden, wenn es da nichts gibt, was mehr oder weniger Lückenlos alle transfers dokumentiert und abgleicht (wie z.b. bei Kryptos die Blockchain) wird es nicht lange dauern, bis sich irgendwelche Computerexperten gefälschte digitale Euros in ihre Wallets schieben.

    1. Für Raumzeitreisende ist das ganz normal, quasi ist jeder seine eigene Bank, denn „besser geht’s nicht“. Das Grundproblem bei den Distanzen und Signallaufzeiten ist, dass man eben nur lokal handeln kann, und dann kann im Zweifel einer den Euro x-fach bei verschiedenen Handelspartnern anbringen.

      Mit Smartcard bzw. entsprechenden Chips, wie auch immer sie ummantelt werden sollen, erhöht sich die Sicherheit, diese ist allerdings auch nicht „100%“, was einer der Gründe dafür sein könnte, warum das Geldkartenfeature mit aufgeladener Karte, mittels Aufladung durch den Kunden erfolgt, und soweit ich meine zu wissen, auch von der Menge her gedeckelt ist.

  8. Bargeld ist gedruckte Freiheit! Alles andere ist völliger Quatsch! Braucht niemand. Man kann das Bargeld zur anonymen Bezahlung zwischen Käufer und Verkäufer nutzten ohne einen Finanzdienstleister in Anspruch nehmen zu müssen. Man braucht keinen Strom, kein Internet, kein Smartphone, keine App, keine Chipkarte etc. Leute was soll der Scheiß? Lasst Euch nicht verarschen! Benutzt Bargeld und Ihr seid frei!!! Bei Benutzung vom Digitalen Euro sieht die EZB und der Staat jede Geldtransaktion. Wollt Ihr das wirklich???

  9. „Diese Technologie nennt sich Blockchain und ist die technische Basis für Bitcoin und andere digitale Währungen. (In der Praxis laufen viele Transaktionen allerdings über zentralisierte Kryptobörsen, von denen zuletzt einige kollabierten.)“

    Die Formulierung ist etwas missverständlich. Ja, sehr viele Leute halten ihre Kryptowährungsbestände unvernünftigerweise auf zentralisierten Börsen und geben sie dann auch von dort aus aus. Das heißt aber nicht zwingend, dass die Transaktion dann nicht auf der Blockchain stattfindet. Wenn man Bitcoin bei einer Börse hält und dann von dort einen Betrag an eine reguläre On-chain-Adresse sendet/abhebt, muss diese Transaktion zwingend in der Bitcoin-Blockchain landen. Ähnliches gilt für das Lightning-Netzwerk. Der einzig entscheidende Unterschied zu einer richtigen Wallet ist, dass man seine Keys und damit die volle Verfügungsgewalt über seine Bitcoin dummerweise an die Börse abgegeben hat, anstatt sie selbst zu verwalten.

    Und außerdem sei angemerkt, dass es ja nicht per se ein Fehler einer Technologie ist, wenn viele Leute sie nicht nutzen. Es kann zwar ein Zeichen dafür sein, dass sie nicht gewollt wird, kann aber auch einfach bedeuten, dass sie sich NOCH nicht durchgesetzt hat. Gerade die Kryptobörsenpleiten der letzten Zeit werden sicherlich viele Menschen auf schmerzliche Weise gelehrt haben, es in Zukunft besser zu machen und das Zepter selbst in die Hand zu nehmen. Gerade der FTX-Kollaps hat Hardware-Wallet-Verkäufe in die Höhe schießen lassen. Für den Bitcoin sind Hopfen und Malz noch lange nicht verloren, ich finde ihn jedenfalls hundertmal sympathischer als diesen drohenden EU-Shitcoin.

  10. Offline Zahlung?
    Ich denke, dass das kaum möglich sein wird.
    Wenn ich z.B. eine Bezahlung in einer Sandbox ausführe und diese nach der Transaktion zurück setze, sollte meine Wallet den ursprünglichen Betrag aufweisen.
    Diesen Betrag könnte ich dann, mit einer solchen Methode, wieder und wieder ausgeben.

    Denkfehler von mir?

    1. Mit Chip wäre das quasi „Geldkarte“. Gedeckelte Mengen, …

      Es wird wohl über die „Hausbanken“ laufen, also vermutlich ohne jeglichen Vorteil, aber mit zusätzlichen Nachteilen.

      1. Im günstigen Falle ist es ein wie ein Zahlungsanbieter, der selbst kaum bis keine Daten sammelt.

        Dann wäre es eine Alternative zu existierenden Systemen, vielleicht.

        Hoffnung scheint dieser Tage ein nichtfunktionierender Ansatz.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.