Absurdes InterviewDer billige Trick des Philipp da Cunha – und was Medien daraus lernen müssen

Vier Minuten lang weicht Philipp da Cunha einer simplen Frage aus. Das Interview geht viral. Dabei ist das Verhalten des SPD-Manns schnöder Alltag in der politischen Kommunikation. Die Mechanismen des linearen Rundfunks machen es möglich – und müssen sich ändern. Ein Kommentar.

SPD-Politiker da Cunha beim Interview
SPD-Politiker da Cunha beim Interview – Alle Rechte vorbehalten NDR MV

Ein Reporter stellt immer wieder die gleiche Frage, ein Politiker gibt immer wieder die gleiche, ausweichende Antwort. So etwas hat man schon öfter gesehen, nicht aber in epischer Länge von knapp vier Minuten.

Seit gestern macht ein Video die Runde, in dem der SPD-Landespolitiker Philipp da Cunha wie in einer Zeitschleife gefangen ist: Er sagt immer wieder das gleiche. Ein NDR-Reporter möchte von ihm wissen, wie hoch die Miete für ein Hotel gewesen ist, das die SPD in Mecklenburg-Vorpommern für ein Bürgerforum angemietet hat. Das will da Cunha ganz offensichtlich nicht vor der Kamera verraten. Das Hotel gehört dem Partner der Vize-Vorsitzenden der SPD-Fraktion, der Vorwurf der Vetternwirtschaft steht im Raum.

Nachrichtenmedien nannten das Gespräch „Gaga-Interview“ (T-Online), in sozialen Medien wurde der Ausschnitt oft geteilt. Viele Menschen echauffieren sich über diese Art der politischen Kommunikation, über die Phrasen, die Unehrlichkeit und fehlende Glaubwürdigkeit.

In diesem Fenster soll ein YouTube-Video wiedergegeben werden. Hierbei fließen personenbezogene Daten von Dir an YouTube. Wir verhindern mit dem WordPress-Plugin „Embed Privacy“ einen Datenabfluss an YouTube solange, bis ein aktiver Klick auf diesen Hinweis erfolgt. Technisch gesehen wird das Video von YouTube erst nach dem Klick eingebunden. YouTube betrachtet Deinen Klick als Einwilligung, dass das Unternehmen auf dem von Dir verwendeten Endgerät Cookies setzt und andere Tracking-Technologien anwendet, die auch einer Analyse des Nutzungsverhaltens zu Marktforschungs- und Marketing-Zwecken dienen.

Zur Datenschutzerklärung von YouTube/Google

Zur Datenschutzerklärung von netzpolitik.org

Bei der Botschaft bleiben

Was allerdings in der Debatte untergeht: Das Vorgehen von da Cunha ist nichts Besonderes. Es wird in Medientrainings unter dem Motto „Stay on the message“ so gelehrt. Grund dafür sind die Mechanismen, die vor allem das lineare Fernsehen geprägt hat. Demnach haben Interviewte in der Regel nur ein Zeitfenster von etwa 15 Sekunden, um ihre Kernbotschaft unterzubringen. Weichen sie von ihrem Text ab, werden sie ihre Kernbotschaft nicht platzieren können. Äußern sie dagegen auf Biegen und Brechen ihre gewünschte Botschaft, dann werden die Medien diese Botschaft in der Regel übernehmen.

Insbesondere bei potentiell skandalösen Themen versuchen Politiker:innen deshalb – egal, welche Frage gestellt wird – die vorbereitete, gewünschte Botschaft loszuwerden.

Das Problem ist also weniger, dass der SPD-Politiker da Cunha in diesem einen Video ausweichend antwortet. Das Problem ist vielmehr, dass so etwas ständig passiert, ohne dass wir es mitbekommen. In der Regel landen solche knappen Statements wie selbstverständlich in den Nachrichten, oft ohne die ursprüngliche Fragen der Reporter:innen. Wir Rezipient:innen merken nicht, ob das Statement nur eine ausweichende Antwort war; eine möglicherweise irreführende Botschaft, die jemand genau so platzieren wollte.

Deswegen liegt der Münchener Merkur auch falsch, wenn er von einem „wirren Interview“ spricht. Das Interview ist nicht wirr, es ist alltäglich. Die breite Öffentlichkeit ist es nur nicht gewohnt, die Umstände eines Statements so transparent nachvollziehen zu können.

Redaktionen verwerten, was sie haben

Die ausweichenden Antworten des Politikers sind nicht direkt nach der Veröffentlichung viral gegangen. Zunächst hatte der NDR in einem Beitrag vom 3. Juli gezeigt, wie da Cunha selbst auf mehrfache Nachfragen ausweichend antwortet. In der Mediathek ist aber nur ein kürzerer Ausschnitt des Interviews zu sehen. Eine deutlich längere Version ist spätestens am 6. Juli an die Öffentlichkeit gelangt. Viral ging das Video nach einem Tweet des Autors Marc Friedrich. Wir wollten wissen, ob der NDR selbst die längere Version des Interviews veröffentlicht hat oder jemand anderes. Auf eine kurzfristige Presseanfrage von netzpolitik.org hat der Sender bislang nicht geantwortet.

Update 14.7. – 10:35 Uhr
Der NDR hat sich gemeldet. Das lange ungeschnittene Video wurde schon am 3. Juli auf der Webseite des NDR veröffentlicht

Das beharrliche Wiederholen einer vorher überlegten Botschaft ist als Strategie weit verbreitet, nicht nur in der Politik. Welche absurden Gespräche dabei entstehen können, legt das knapp vier Minuten lange Video schonungslos offen. Zehn Mal will der Reporter wissen, wie viel das fragliche Hotel denn gekostet habe. Jedes Mal spult da Cunha völlig schmerzbefreit seine Botschaft ab, ohne die eigentliche Frage zu beantworten.

Mit dieser Strategie lassen sich die Mechanismen von Nachrichtenmedien allzu oft erfolgreich hacken, vor allem im linearen Radio und Fernsehen mit ihren streng formalisierten Nachrichtensendungen. Journalist:innen bezeichnen solche Statements als O-Töne. Und in der Ausbildung lernen sie schnell, dass zu lange O-Töne radikal gekürzt werden. Eine wichtige Person hat ausweichend geantwortet? Verwertbar ist nur dieses eine Statement? Egal, für einen 60-Sekunden-Beitrag inklusive Moderation müssen Redaktionen eben verwerten, was sie haben.

Mehr davon!

Im Internet können Journalist:innen solche Tricks viel eher entlarven und für ein breites Publikum transparent machen. Anders als in linearen Formaten gibt es im Netz viel mehr Möglichkeiten, auch mal ungeschnittene Passagen aus brenzligen Interviews zu veröffentlichen.

Es ist ein typischer Reflex von Journalist:innen, Aufnahmen zu verwerfen, wenn ein Interviewgast scheinbar nichts Brauchbares gesagt hat. In einigen Fällen kann aber genau das die Nachricht sein. Es sollten deshalb mehr Videos wie das mit da Cunha öffentlich werden. Wer vor laufender Kamera mit billigen Tricks davonkommen möchte, der sollte erst Recht kritische Aufmerksamkeit bekommen. Auf Dauer könnte das sogar die Art verändern, wie sich Politiker:innen öffentlich äußern.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

73 Ergänzungen

  1. Ehrlich gesehen ist die Überschrift nicht zutreffend: das ist kein billiger Trick sondern absolut rational und naheliegend. Was der Artikel dann ja auch klar darstellt.

    Die Medien lassen sich einfach und willig manipulieren, also wird das genutzt. Wer das nicht tut, erleidet klar Nachteile, denn die Medien zitieren gerne gnadenlos aus dem Kontext gerissen, zumal in Überschriften.

    Man redet nicht mit den Medien, ausser es sind die loyalen eigenen. Man redet zu den Medien, und die verlautbaren es idR dann.

      1. Was ist daran „billig“?

        Was ist daran ein „Trick“?

        Klar, er könnte jedesmal eine andere, elegante Formulierung des genau Gleichen bringen. Dann sind die Intellektuellen zufrieden, denn denen geht Form über Inhalt 8)

          1. So billig kommen Sie hier aber nicht davon!

            Aka: „Der elusive Inhalt, den wir uns als Zuhörende herbeihalluzinieren sollen!“

            Kein Inhalt, keine Haltung, keine Meinung, kein Kommentar. Ja, das ist Kommunikation, aber eben kein Inhalt.

          2. „Das darzustellen wäre zB Journalismus.“

            Das ist absolut korrekt, allerdings ist das Verfügbarmachen eines Interviews, wie es nun mal lief, auch Teil von Journalismus. Wir würden uns also darüber echauffieren, dass die Sendung mit der Einordnung oder dem Kommentar noch nicht gekommen ist – fast wie im ÖR-XY.

    1. Verbandelung Politik-Presse bedeutet noch mal was für das Prinzip der Gewaltenteilung?
      Ach richtig, Presse ist keine Gewalt, was die jüngste Gesetzgebung klarzustellen sucht…

      1. Verbandelung ist etwas anderes als kritischer aber fairer Umgang.

        Der Journalist hätte klar darstellen können, dass sich die SPD anscheinend auf eine Sprachregelung festgelegt hat, und diese dann ebenso klar kritisieren können. Dafür muss man niemanden vorsätzlich persönlich schlecht aussehen lassen.

        So untergräbt er das Vertrauen in Politiker und das Vertrauen in Journalisten, und dreht die Misstrauensspirale weiter.

        1. OK, ich habe ein paar Sekunden reingehört. Ihr Post hat KEINERLEI Grundlage. Das hat nichts mit aussehen lassen zu tun. Es geht um ein Bürgerforum der SPD, und der Mann antwortet auf den Preis mit „wir bei der SPD machen das seit X Jahren…“, wieder und wieder. Das ist ganz klar Verweigerung auf Seite des Politikers, oder – und das ist auch wichtig darzustellen – Unfähigkeit. Manche gelangen ja von den Fähigkeiten betrachtet mehr oder weniger zurecht an „hohe Ämter“, dort findet man das i.d.R. nicht so, und zudem gibt es die Möglichkeit, das Interview klarzustellen, wenn man eben einen schlechten Tag hatte – dann geht eben mal was viral.

          Das hat mit Aussehenlassen nichts zu tun. Sonst sind wir eben doch bei Verbandelung – also beim schönschneiden von was Leute nun können und machen. Das wäre hochproblematisch.

          Ob jetzt bei hochkarätigerem Training mehr Information dringewesen wäre, steht mal in Frage, allerdings muss man hier auch sagen, sollte das die Linie der SPD sein, müssen diejenigen, die so doof sind die 1:1 zu vertreten, eben auch die Prügel dafür einstecken, das wäre sonst ja noch schöner in einer Demokratie!

          Immerhin hätte die SPD ja den Preis und andere Angebote konkret in Beziehung setzen können, machen das aber wohl nicht, weil sonst Stammbezirke säuerlich werden, weil dort das ganze für Lau in der örtlichen Schule abgeht, oder gar nicht erst stattfindet.

          Wie auch immer: immer feste druff! (Nein natürlich nicht ewig für einen solchen Dreh. Ich bin aber für Fehler, deren Darstellung, unaufgeregte Aufarbeitung, Transparenz, und Nutzung von Verbesserungspotential, sowie dem Einräumen des dafür nötigen Raumes. Nur so haben wir „als Land“ eine Chance. Immerhin ist das mal ein typisches Beispiel, für was andere allerdings durchaus öfters mal geschickter machen.)

          1. „wir bei der SPD machen das seit X Jahren…“

            seit 15 Jahren machen die das so. Also wenn ich das richtig rausgehört habe, ich meine das wird irgendwann mal erwähnt.

          2. Mit Unfähigkeit ist nicht unbedingt Untauglichkeit o.ä. gemeint. Alle Menschen sind z.T. allgemein und z.T. situativ unfähig. Manche sind wiederum situativ besonders fähig oder geschickt.

            Die Aussage des Sermons ist ja für sich auch nicht komplett unsinnig, denn es geht darum, dass die SPD nun mal (stets?) mehrere Angebote vergleicht, und dieses mal bezüglich dieses jahrelang praktizierten Vorgehens nicht ungewöhnlich aussieht (oder aussehen soll?).

            Da wäre die Fixierung auf die Kosten auch etwas seltsam, wenn der interessantere Teil eigentlich ist, wie und warum das so zustandegekommen ist. Gerade die Nennung des Preises wird aber von der Fraktion verweigert, und der Interviewer variiert ja auch entsprechend bis zu „ja oder nein: werden sie diese Frage beantworten?“, zudem geht das Interview inhaltlich auch noch weiter.

  2. Der war in der Schule bestimmt ein fleißiger Schüler, der seine Ziele mit Auswendiglernen erreicht hat. So kommt man durchs Leben, die SPD und anders wohin. Man muss wenig bis nix verstehen, nur das gelernte Sätze hemmungsfrei herunter leiern, das muss flutschen. Manche Vogelarten können das auch.

    Das Mantra-Aufsagen ist auch ein bekanntes Phänomen, dass sich über mehrere Interviews und über Tage hinweg ziehen kann. Es werden immer wieder die gleichen Sätze reproduziert, die eingebimmst wurden.

    Vortragsredner aller Richtungen machen nichts anderes. Nur die werden dafür auch noch bezahlt.

  3. >> . Viral ging das Video nach einem Tweet des Autors Marc Friedrich.

    und ein Klick aufs blaue Häkchen bringt folgendes ans Licht:

    Marc friedrich @marcfriedrich7 6 x Bestsellerautor, Freigeist, Finanzexperte, Speaker, Vordenker, Honorarberater; Economist, 6 x bestselling Author, consultant, Gold #bitcoin silver #uranium

    Was Twitter so meint, was dir /mir / uns noch gefallen könnte:

    Dr. Markus Krall @Markus_Krall
    Christian Haffner @Aufdecker
    Paul Brandenburg @docbrandenburg
    und gern auch mal „Boris Reitschuster“ formerly knows as member of Bundespressekonferenz:
    aber zumindest besteht nicht die „Gefahr“ in der BPK am Freitag 11:00 dieser Edelfeder zu begegnen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Marc_Friedrich

  4. Über allem antrainiertem Verhalten im Interview sollte man nicht den Vorwurf vergessen:
    Es geht um die Auswahl des Hotels und darum, ob Verwandte begünstigt wurden.

    Der Interviewte erkennt die Brisanz und versucht durch lange Sätze den Interviewer zu ermüden bis er aufgibt. Doch der publiziert in voller Länge und macht das Maximale aus dem Material.

    Und nochmal: Es geht nicht um die Interview-Situation sondern um den Verdacht der Vetternwirtschaft.

  5. Ob 15.000 Euro ein marktüblicher Preis für 250 Teilnehmer ist, kommt auf die Kalkulation an:
    Wie hoch ist die Saalmiete und wie hoch der Preis pro Kopf für das Buffet (nur Schnittchen oder volles Essen mit Dessert). Was also stand auf dem Buffet und waren tatsächlich 250 Personen da?

    1. > Was also stand auf dem Buffet und waren tatsächlich 250 Personen da?

      Interessante Frage! Korruption wäre es, wenn der Veranstalter weiß, dass üblicherweise 80-100 Personen zu erwarten sind, die meistens auf Einladung kommen. Wenn dann aber eine Rechnung über 250 Personen erstellt werden soll, dann ist es Betrug gegenüber dem Sponsor.

      https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/SPD-weist-Berichte-zum-Umgang-mit-Fraktionsgeldern-zurueck,spdmv118.html

    2. Zuerst mal einordnen: 15000 / 250 = 60

      60 Euro pro Kopf für einen Abend. Was ist der Vergleich? Typische Landhochzeit mit Hauptmahlzeit nebst Kaffee und Kuchen oder „Businessevent“ in München Zentrum mit mediterranem Catering, 5% Escortdamen zuzüglich Bodyguards? Was darf wer machen?

      Nicht dass wir wieder eine „Millionärsdebatte“ haben und munter durcheinandergeworfen wird, was Einkommen, Cash, wieviel Cash eigentlich, Kosten einer Rente, Besitz eines Hauses oder einer Wohnung für den Eigenbedarf, usw. usf. sind…

        1. Pferdepisse!

          Warum die Saalmiete unabhängig betrachten?
          Die Leute zahlen doch nicht „Preis – Saalmiete“?

          Es geht darum, ein Dings für 250 zu machen. Bzw. für 15000. Ihre Betrachtung ergibt hier keinerlei Sinn.

    3. Zweiter Winkel: Auf 60 Euro pro Person kann man mit Essen in guter Lage vielleicht schon kommen, für einen Tag/Abend+Nacht. Zu frage ist allerdings was wann mit Parteigeldern passieren darf. Also z.B. warum 250 Personen eingeladen werden, um was zu machen, und warum die nicht einen Preis für das Essen selbst zahlen?

      1. Der Ort steht natürlich auch in Frage, z.B. wenn die Saalmiete sehr hoch ist, erwartet man also ein Parteievent mit größtem Prestige- oder Symbolnutzen – erwarten die Wähler das auch?

        Oder es findet an einem abstrusen Ort statt, zu dem man nur mit dem Privatjet kommt. Natürlich kommt das auf die Führung der Parteikasse drauf an. Gibt es Sponsoren dafür, sind prestigeträchtigere Orte drinnen, oder es kommt bei einem bestimmten Preis nicht so drauf an. Was das nun für die Demokratie bedeutet, dass „besondere Orte“ auf Parteikosten ausgewählt werden, oder überhaupt solche Spenden mit entsprechender Verwendung bestehen, könnte man allerdings auch hinterfragen. Pragmatismus steht in DE jedenfalls nicht immer an erster Stelle.

  6. Man darf im Gegenzug auch fragen, welche Absicht der NDR MV damit verfolgt, dieses Interview so zu publizieren.
    Immerhin zeichnet der sich nicht eben durch harte Nachrichten aus (Fussball, Angeln., Fussball, Gärtnern, Fussball, Anrufspiele, Handball, Landespolitik, Telephonstreiche, Bundespolitik, Fussball) aus und hat erst im Zuge der NordStream-Stiftung-Diskussion das Konzept „Recherche“ entdeckt (nachdem die Errichtung der Stiftung seinerzeit mit lautem Jubel begleitet worden war). Das Konzept „Selbstkritik“ ist dort immer noch nicht angekommen.

    1. Nein, letztlich ist es natürlich gut, wenn solche Videos den Zuschauer:innen transparent gemacht werden. Ich will mehr davon sehen, gerne von allen möglichen Parteien.

      1. „Nein“?
        Schlechter Journalismus, der sein regelmässigen Versagen durch Skandalisierung und Emotionalisierung kompensieren will, soll nicht hinterfragt werden?

        1. Natürlich: Journalismus soll immer hinterfragt werden. Journalismus wird aber besser nachvollziehbar und glaubwürdiger, wenn er Quellen und Dokumente transparent macht, wenn ungeschnittene Inhalte/Videos/Interviews veröffentlicht werden, usw. Mein Kommentar fordert ja, dass Journalismus transparenter sein soll, wie Beiträge entstehen.

          1. Den Artikel im Hinterkopf: Wenn also „Stay on the Message“ gefasel in den Nachrichten komplett und in Wiederholung laufen. Ebenso wie Flibustier-Reden in den Parlamenten?

            Die Zuschauer würden nach der der 2. Wiederholung einschlafen oder umschalten. Aber ob es besser wäre bei solchen Wiederholungen nur den Ansatz dazu zu nehmen und die Wiederholte Message raus zu schneiden? Könnte das nicht heute gleich wieder als Manipulativ gewertet werden? Auch eine Fußnote im Bild (Wiederholung X) gibt den Interviewten eher der (eigentlich korrekten) Lächerlichkeit preis. Wird das die Methode infrage stellen oder nur dafür sorgen das keiner mehr Interviews geben will. Leider weiß ich auch keine bessere Lösung um dies an zu prangern ohne in diverse andere „Problemchen“ zu rutschen.

            Das eigentliche Problem wird damit auch nicht gelöst. Politiker wollen gewählt werden damit Ihnen Macht gegeben wird. Dazu machen sie Versprechungen die sie später aber nicht halten. Da meine ich wäre eine Evidenzbasierte Metrik des Vorher/Nachher; mit der Möglichkeit des rechtzeitigen Abstrafens nötig. Oder im Positivem Falle, auch des Lobes. Falls das je eintritt!
            Welche von den Drei Geteilten Gewalten könnte diese Aufgabe übernehmen? Die „Vierte“? :)

  7. Macht man doch immer so:
    An die SPD / Grüne / Linke werden höhere moralische Standards gesetzt (auch vonseiten der Rechten), als an Union und FDP.
    Also ist der gleiche Sachverhalt bei SPD ganz böse und demokratiegefährdend, während er bei der Union alltäglich und normal ist.
    Mediales Framing durch Erwähnung / Nichterwähnung.
    AgD-Wähler jauchzen vor sicsh her.

    1. Ach, du, als ein gewisser Herr Amthor sich an die Gaming-Szene mit einer „Gaming Night“ anbiedern wollte, ist das auch gewaltig nach hinten los gegangen. Weil offensichtlich nicht klar war, dass bei so einem Live Stream der Chat und damit die gestellten Fragen öffentlich einsehbar sind.

      Zitat: „Wir machen auch um unangenehme Themen keinen Bogen.“
      Also außer die Augustus-Intelligence-Affäre,… und alles andere, was über den JU-Toaster hinaus geht.

      Hat vermutlich deutlich mehr Meme-Potential produziert als das hier besprochene Thema.

      Grundsätzlich sollte man Blender konsequent entlarven, egal welcher Partei und egal wer’s hinterher für sich verdreht. Tut manchmal weh, wenn’s das eigene Lager trifft, macht die Politik aber auf Dauer transparenter.

    2. Eben. Kosequent wäre es, dieses Verhalten bei allen Parteien als demokratieverachtend und wähler*innen/bürger*innenverhöhnend zu sehen. Denn die nehem sich alle so gut wie nichts in dieser Hinsicht.

  8. So albern der ganze Auftritt auch wirkt: mit welchem Recht wird denn hier eigentlich auf einer Antwort – gerade von ihm – bestanden? Wenn mich jemand nach einer Zahl fragen würde, die ich vielleicht gar nicht kenne, nicht preisgeben darf oder nicht preisgeben möchte – z.B. weil ich spontan nicht überblicken kann, welche Konsequenzen es für mich und Andere hat – würde ich einfach weggehen. Das funktioniert bei einem Politikerinterview nicht. Im vorliegenden Fall liegt das Problem doch eher darin, dass der Journalist meinte, das „höfliche Nein“ kraft seiner Wassersuppe ignorieren zu können und dass ein ständiges Wiederholen der ausweichenden Antwort nichts Höfliches mehr an sich hat. Hier ist etwas eskaliert, weil beide Seiten nicht bereit waren, die Bedürfnisse und Sachzwänge des jeweils Anderen zu berücksichtigen. Da es hier um vermeintliche Sippenwirtschaft ging, glaubte der Reporter wohl, keine Rücksichten nehmen zu müssen und den Politiker vorführen zu dürfen (obwohl derselbe ja grade nicht mit dem Wirt verheiratet ist). Wer seinen Gesprächspartner insgeheim verachtet, glaubt ihn auch vorführen zu dürfen und wird im vorliegenden Fall darin auch noch durch die „öffentliche Meinung“ bestärkt.

    1. Du fragst ernsthaft, mit welchem Recht ein Journalist einem Politiker kritische Fragen stellen und auf eine anständige Antwort beharren darf – und sei es nur „Ich weiß es nicht“? Ich hoffe wirklich, das war eine etwas unglückliche Art, Sarkasmus auszudrücken.

      1. Das geht jetzt aber schon bissl Richtung Strohmann, ne?
        Klar dürfen und sollen Journalisten kritische Fragen stellen und wenn sie keine – oder eine ausweichende – Antwort darauf bekommen, auch ihre Schlüsse draus ziehen. Dafür sind sie ja da – und nicht dafür den Kasper zu geben. Die Frage ist vielmehr: warum besteht dieser Journalist darauf, gerade von diesem Politiker gerade diese Zahl zu erfahren – es sei denn: er respektiert ihn nicht und will ihn öffentlich vorführen? Warum fragt er nicht den Wirt oder seine Gemahlin? Was mich bei dieser ganzen Sache empört hat, war nicht das alberne Schauspiel hier, sondern die Frage auf der Pressekonferenz: „Haben Sie was gegen starke Frauen in der SPD?“ Das erscheint mir in dieser Situation als auf so vielen Ebenen neben der Spur… Liegt aber wohl auch an meiner subjektiven Vorstellung davon, was eine starke Frau ist.

        1. Du widersprichst dir mehrfach selbst, worauf willst du eigentlich hinaus? Warum sollte denn der Journalist dem parlamentarischen Geschäftsführer der SPD in MV nicht diese Frage stellen?

    2. Das geht leider aber auch nicht allgemein so. Politiker weichen dauernd aus und bringen ihre Sellingpoints ohne Rücksicht auf die Demokratie überall einfach so an. Dementsprechend wird bissig und wiederholt nachgefragt, wobei in der Regel nicht dauernd 1:1 wörtlich, oft auch um den Politiker zu irgendeiner Äußerung zu bringen.

      Das Gegenmodell wäre sonst totale Überwachung der Politik, damit transparenz herrscht. Transparenz als Herrscher gefällig?

    3. > Wenn mich jemand nach einer Zahl fragen würde, die ich vielleicht gar nicht kenne, nicht preisgeben darf oder nicht preisgeben möchte …

      … dann muss man sich nicht winden, wie ein glatter Aal. Mögliche Antworten:

      a) „Ich kenne die Zahl/Kosten nicht.“ (Wenn es der Wahrheit entspricht)
      b) „Das darf ich Ihnen nicht sagen.“
      c) „Das werde ich Ihnen nicht sagen.“

      Eigentlich ganz einfach.

  9. Man kann es auch anders sehen: der Interviewte wollte offensichtlich auf die Frage nur so antworten, das war schnell klar. Muss der Journalist nicht mögen und kann er natürlich entsprechend darstellen und kommentieren.

    Anscheinend hat der Journalist es aber vorgezogen, den Interviewten immer wieder dasselbe zu fragen und damit persönlich schlecht aussehen zu lassen. Ein erfahrenerer Politiker hätte das unterbunden, ein wirklich wichtiger den Journalisten durch Nichtbeachtung sanktioniert.

    Der Journalist hat damit auf einem journalistischen und persönlichen Niveau agiert, dem die Medienvertreter ihren unglaublich schlechten Ruf als Berufsgruppe verdanken.

  10. Weil der Aspekt noch nicht genannt wurde: Ich hatte vor sehr langer Zeit ein langes Interview. Es ging um Web 2.0 (oder XML-RPC :). In über 60 Minuten habe ich dem Journalisten die Dinge erklärt. Dann habe ich, zum besseren Verständnis ein Beispiel gegeben und Microsoft erwähnt. Am nächsten Tag stand in der Gazette: Microsoft macht blabla. NICHTS von der Erklärung kam. Es ging rein und allein um Sensation und clickbait. Wird dann oft als „investigativ“ verkauft.

    Und genau darauf zielt eine intern abgesprochene Wortregelung, wie hier im Interview. Die wird dann fein darauf abgeklopft, dass ein Journo das nicht ohne eigenen Schaden missbrauchen kann. Der Journo hat sich dann hier gerächt, indem er da Cunho ad absurdum geführt hat. Kann man machen. Ist aber von beiden Seiten unfair. Auf der Strecke bleibt das Publikum. Um das Publikum geht es aber da nicht mehr. Es geht um Clickbait und Aufregung.

    1. Ja, wenn man Journalisten (und ihr Medium) nicht persoenlich als vertrauenswuerdig und kompetent kennt, muss man grober Fehldarstellung durch Vorsatz, Nachlaessigkeit oder Unwissenheit rechnen und entsprechend „schussfest“ formulieren.

      Nicht umsonst haben auch alle NGOs und Initiativen klare Sprachregelungen und ausgbildete Sprecherinnen am Start.

      Einigermassen frei reden geht eigentlich nur ungeschnitten live, und selbst da muss man bei Aufzeichnungen hoellisch aufpassen.

      Und Medienjournalismus ist in Deutschlands traditionellen Medien sehr schwach ausgepraegt, selbst Axel-Springer-Schreiber werden idR vorbehaltslos als „Journalistenkollegen“ bezeichnet, zitiert und beschuetzt.

    2. > Auf der Strecke bleibt das Publikum. Um das Publikum geht es aber da nicht mehr. Es geht um Clickbait und Aufregung.

      Nein das Publikum liebt solche Szenen, da können alle möglichen Stereotypen projiziert werden, auf den Interviewten wie auf den Fragenden. Zoff sells!

  11. Der Artikel spricht ein wichtiges Thema an: Die Medien haben Politiker quasi zum Nichts-Sagen erzogen. Politiker haben gar keine andere Wahl als Medienprofis zu engagieren, die ihnen möglichst unangreifbare Sätze vorlegen.

    Einmal, weil sie nur so ihre Botschaft herüberbringen können. Andererseits aber auch, weil sich bei aussagekräftigen Vortrag immer Fehler einschleichen werden. Fehler hingegen bergen immer das Potenzial für einen Skandal und Skandale sind der Treibstoff der Medien. Selbst wenn Politiker für das Nichts-Sagen häufiger bloßgestellt würden, wären sie immer noch gut beraten, nichts zu sagen (siehe als Beispiel: „Wie der NDR Karin Prien eine Rassismus-Debatte einbrockte“ auf übermedien).

    Wenn man das ändern will, muss man also an beide Seiten der Gleichung ran: Klar, einmal das Nichts-Sagen bloßstellen, aber eben auch das fehlerhafte Etwas-Sagen wohlwollender zu behandeln. Das Risiko muss beim Nichts-Sagen höher sein als beim Etwas-Sagen, im Augenblick ist es umgekehrt. Solange das so bleibt, werden Politiker beim Nichts-Sagen bleiben.

    Ehrliche Kommunikation braucht Vertrauen. Dieses Vertrauen fehlt zwischen Politikern und Journalisten. Wenn man das Problem wirklich umgehen will, muss man zwischen beiden ausreichend Vertrauen aufbauen, dass beide einander ehrlich und fair kritisieren können.

    1. Und das erklärt auch Verlagsbeteiligung auf Seiten von Parteien o.ä.? Oder Anwesenheit von Politik in irgendwelchen Rundfunkgremien?

      >>>
      Ehrliche Kommunikation braucht Vertrauen. Dieses Vertrauen fehlt zwischen Politikern und Journalisten. Wenn man das Problem wirklich umgehen will, muss man zwischen beiden ausreichend Vertrauen aufbauen, dass beide einander ehrlich und fair kritisieren können.
      <<<

      Prinzipiell einvertstanden, aber die Medien sind auch so, weil die Politik so ist. Ohne investigative Presse kommen wir auch nirgendswohin (Verbrenner-Gesetze, Grenzwerte, Tschüssikowski), D.h. vielleicht ist das ein Dilemma, dennoch will ich entschieden Fragen: wie sieht es mit der Seite der Politik aus bei der Gleichung, wie schafft diese Vertrauen?
      Kandidaten:
      – Chatkontrolle.
      – Abhören von Presse.
      – Whistleblowerschutz.

    2. > Die Medien haben Politiker quasi zum Nichts-Sagen erzogen. Politiker haben gar keine andere Wahl …

      Mit allem Respekt, aber das ist Unsinn! Zuallererst hat der Mensch immer eine Wahl sich zu verhalten. Zudem gehören PolitikerInnen einer privilegierten Elite an, die sich schwerlich bis gar nicht erziehen lässt.

      Es sind eben gegenseitige Erfahrungen, die PolitikerInnen und JournalistInnen miteinander machen. Fakt ist: Beide Kreise brauchen einander. Man sollte mal kurz und heftig überlegen, warum am Ende eines Interviews fast immer dieses Ritual stattfindet:

      Interviewer: Ich danke Ihnen für das Interview.
      Interview-Partner: Ich danke Ihnen!

      Wofür bedanken sich beide? Das machen die nicht nur aus Höflichkeit.

    3. Staatstrojaner für die Transparenz in der einen Richtung, Bayrische Sprallojustiz beim Telefonabhören in der anderen… ach nee. Mist.

  12. Natürlich ist diese Art der Gesprächsführung Gang und Gebe. Trotzdem sollte man darüber sprechen, ob das akzeptabel ist.

    Jeder Mitarbeiter, der seinem Vorgesetzten auf konkrete Fragen deart antwortet, würde über kurz oder lang seine Anstellung riskieren. Und ich sehe das ebenfalls als einen billigen Trick an, denn sind wir doch mal ehrlich, damithalten sich die Politiker doch alle Türen offen. Sie haben keine Antwort auf dei Frage gegebn, man kann sie also nie auf eine Aussage „festnageln“. Das ermöglicht jederzeit die Flucht in „das habe ich (so) nicht gesagt“.

    Darüber hinaus lancieren sie damit immer nur ihre Botschaft, ob die etwas mit dem Thema zu tun hat, oder nicht; zwingen die Presse gerade dazu diese Botschaft übernehmen zu müssen, denn: die müssen etwas schreiben, das ist ihr Job mit dem sie ihr Brot verdienen. Kein Artikel, keine Einnahmen.

    Wäre sich die Presse geschlossen einig und würde anfangen zu schreiben: „Politiker/in XY war nicht zu einer adäquaten Antwort bereit und flüchtete sich in die üblichen Ausflüchte.“ müssten sich auch die Damen und Herren von Bund und Ländern schnell umstellen, um noch ihr Gesicht zu wahren.

    Was hinten raus kommt bleibt das gleiche, billiger Trick oder einfaches senden der Kernbotschaft: man lässt den Bürger damit infomativ quasi im Dunkeln stehen. Das ist hochgradig intransparent, was zur Folge hat, dass Bürger sich verschaukelt fühlen und dazu beiträgt, dass sich Menschen vermeintlich „ehrlichen und offenen“, radikalen Parteien anschließen; denn die sagen wenigstens mal was.

    1. Die sagen wenigstens mal was? Mehr als dumm Tüch erzählen die auch nicht. Mehr können die ja auch nicht.

      Oder wird ein Landrat jetzt das Grundgesetz ändern? :D Der wird über bundespolitische Entscheidungen genauso in den Nachrichten informiert wie wir. Ich habe das Gefühl, dass das vielen nicht klar ist :D

  13. Schechter Job, Netzpolitik.org! Leute, das ist doch zu oberflächlich! Es fehlt der Blick auf die Rezeptionskultur und wie Journalismus diese beeinflusst.

    Leider ist der SPD-Mann da nicht schlagfertig genug, er hätte den journalisten fragen sollen, ob er denn weiß, was die Lokalität für eine Konferenz für X Leute plus Tagung von Y Leuten denn üblicherweise kostet. Und da die Antwort sicherlich „Nein“ sein wird: Warum er das denn wissen will, wenn er die Information sowieso nicht einordnen kann, was ja an sich normal und keine Schande ist.
    Und wenn er es weiß, er eine Zahl nennt, die einigermaßen passt, dann entshet plötzlich ein ganz anderes Bild.

    Also warum beantwortet er diese Frage nicht? Das kann sich doch jedeR an drei fingern abzählen: Die wahrscheinlich eher der kleinere 5stellige Summe, die eine Konferenz für mehrere Hundert Leute immer mindestens kostet, wird mit Sicherheit eine Heerschar von unqualifizierten Neidern und notorischen Hetzern hervorlocken – und Leute, die Politik etwas besser verstehen, nicht interessieren. und damit wird wie so oft Politikwahrnehmung auf Neid, Vorurteile.
    Die eigentliche Frage ist doch: Warum versucht Presse den Blick von dem, was Politik tut und um welche Inhalte es geht, abzulenken und statt dessen die deomkratiefeindlichen Neidtendenzen zu verstärken?

    1. Häh?
      Der Politiker ist da wohl nicht „geschickt“, dem Text nach aber in der Bringschuld. Versäumnisse der SPD müssen den Politikern auf die Füße fallen, die diese „ungeschickt“ vertreten (eigentlich ja: ALLEN). Also da ist nichts besonderes dran, erst mal. Was Rezeption und Analyse betrifft, wird es natürlich interessant. Immerhin steht nicht allein der Preis im Fokus, sondern Vetternwirtschaft (somit auch „das Geld“), vermutlich daher auch der Sermon mit „Wir bei der SPD … seit Jahren … Angebote einholen und hier nichts unübliches“.

      Und warum nicht Zahlen prinzipiell veröffentlichen, gerade bei Parteigeldern? Warum muss ich mir als Zufallsbürger zusammenrechnen, was etwas üblicherweise kostet? Drehen wir den Spieß um: wenn es so einfach ist, warum rechnet der SPD-Mann dann nicht selbst kurz mal vor, warum der Preis nichts besonderes ist? Ach je, dafür müsste man den Preis ja nennen, oder zumindest kennen. Etwa wegen der möglicherweise darauf folgenden Fragen?

    2. Also beim Vorwurf der Vetterwirtschaft geht es in Wirklichkeit um demokratiefeindlichen Neid?

      Aber grundsätzlich hast du natürlich Recht. Dieses eine Blatt, irgendwas mit B am Anfang, glaube ich, ist da absoluter Vorreiter. Solange die Leute sich gegenseitig die Augen auskratzen, sind sie blind.

      Also endlich mal aufhören die Scheiße zu lesen und zu leben und stattdessen Liebe und Respekt für unseren Planeten entwickeln statt für Uhren und Autos. Sonst machen wir das nicht mehr lang.

      1. Ach Leute. Es wird also grundsätzlich erst mal Vetternwirtschaft unterstellt.
        Ihr demonstriert ja hier gerade, warum jemand, der von der Presse gefragt wird, sehr vorsichtig sein muss, weil a) Bruchstücke herausgepickt werden und b) diese dann passend zum Vorurteil weiterphantasiert werden – wenn nicht schon die Presse das macht, dann passiert es, wie ihr gerade demonstiert, durch den Leser.
        Und weil das leider sehr häufig vorkommt, bereiten sich Profi-Politiker darauf vor. Schade. Weil so Information und Zusammenhang verloren geht. Schuld daran ist aber in erster LInie das Publikum, weil es nicht Willens oder in der Lage ist, fair und ausgewogen mit Information umzugehen. Klaro: nicht alle. Aber leider bestimmt der Krawall die Rihtung der Debatte. Die Entscheidungs- und rezeptionsmechanismen der Mehrheit der Wähler sind übrigens der Grund für Demokratiegefährdung, nicht die Tatsache, dass Politik gezwungen ist, sich an die Sahcfremden Entscheidungskriterien der Wählerschaft anzupassen.
        Gibt es irgend einen Anhaltspunkt, dass ein Überhöhter Preis bezahlt wurde? Offensichtlich Nein.
        Warum befasst Ihr Euch dann überhaupt damit? …. Genau, weil auch Ihr auf der Suche nach der Bestätigung Eurer Vorurteile seid.

      2. „Scheiße lesen“

        Also,
        1. „häh?“
        2. Habe ich bei „Vetternwirtschaft“ tatsächlich von Tertiärquellen einfach abgeschrieben, weil es vordergründig plausibel klingt, dass „der Preis“ nicht wirklich der Punkt ist, während absolut himmelschreiend bescheuerst IST (nicht nur sein könnte/würde), dass „die Fraktion“ den Preis nicht nennen will. Das sind Steuergelder, Michel!

  14. Die Kritik dieser Praxis richtet sich auch gegen die Arbeitsweise von Journalisten. Es gibt diejenigen, die die Antwort eines Intervieten schon vorher im Drehbuch stehen haben, und genau so fragen, das die passende Antwort kommt. Wenn es beim ersten mal nicht gelingt, wird die Frage etwas abgewandelt wiederholt. Das geht so lange, bis die Antwort passt.
    Im Bericht werden alle Fragen rausgeschnitten, nur die passende Antwort bleibt drin.
    Wer einigermaßen Übung hat, gibt deswegen immer die selbe Antwort. Das ist kein Unvermögen, das ist professionell. Vor Allem, wenn man sich in einer solchen Situation stets gelassen geben muss.
    Wir können oft erleben, das Zitate in der Presse oder im Fernsehen verkürzt wiedergegeben werden, und dadurch oft einen Drall erhalten, der die eigentliche Aussage verdreht.
    Das ein Politiker so antwortet, das man ihm das Wort nicht im Mund umdrehen kann ist auch auf eine solche Verhaltensweise zurückzuführen.
    Diese Szene ist also nicht die Schuld der Politik allein. Es ist auch die Schuld der Presse.
    Da Cunhas Auftritt ist daher nicht stümperhaft oder seltsam, sondern er ist ausgesprochen professionell.
    Wer das anders haben möchte, muss sich neue Regeln für alle Beteiligten ausdenken.

    1. Entschiedenes NEIN.

      Die Situation, die Sie beschreiben, wäre Schuld der Presse, und der Politik. Ein illegaler Zustand. Transparenz ist obligatorisch, wo relevant für den Bürger.

    2. „Da Cunhas Auftritt ist daher nicht stümperhaft oder seltsam, sondern er ist ausgesprochen professionell.“

      Aus der Reihe „Kackwitz Nr. habichvergessen“: Das ist doch offensichtlich ein Kackwitz! Professionell wäre eine Unterhaltung auf Metaebene, und wenn man miteinander sprechen kann, ein Interview. Wenn man nicht miteinander sprechen kann, ist es keins. Auf beiden Seiten! Eine andere Behauptung wäre Betrug.

  15. Bravo zum Zeigen, dass eine Nichtantwort eine Nichtanwort bleibt.
    Ein grundlegendes Problem ist die gegenseitige Abhängigkeit von Medien und Politikern/Stars, etc.

    Die ist fundamental dadurch entstanden, da die Gesellschaft solche Nichtantworten (auch aus dem im Artikel genannten Grund) als Antwort akzeptiert gelernt hat. Was im Privaten und bei Stars verständlich ist, hat in der Politik eine desaströse Auswirkung auf die Politikakzeptanz genommen, bzw. die Politikverdrossenheit massiv vestärkt. Kurzum, ein Politiker, der sich aus der Verantwortung herausredet (oder herausreden will) ist kein Aufreger mehr (das er die Verantwortung nicht akzeptieren will). Dadurch gibt es keinen öffentlichen Druck aber auch keinen (partei)politischen internen Druck mehr und Politiker wie Olaf Scholz, Jens Spahn oder Philipp da Cunha bleiben skrupelos. Das hat sicher auch etwas mit der gewordenen Unförmigkeit der Partei/Politikgrundsätze zu tun aber da die Öffentlichkeit dies in diesem Ausmaß toleriert, ja akzeptiert, lässt sich mit Ausreden wunderbar leben.
    Und weil Medien inhaltslose Phrasen/Ausreden als Antworten hinnehmen müssen/wollen, weil sie befürchten sonst nicht mal mehr eine Ausrede zu bekommen, die sie veröffentlichen können, hat sich dieses für die Demokratie fatale Beziehungsleben eingeschwungen.

    Das haben heutige Medienschaffende aber nicht hauptsächlich zu verschulden. Die Zeit, in der Medienhäuser noch Geldreserven hatten, um die sich herausredenden Politikern die Öffentlichkeitsbühne zu verwehren, wurde oder konnte nicht (Internet) genutzt werden, um den Medialen Druck beizubehalten. Mein Tipp ist, wenn die Verantwortlichen (Politiker) keine Antwort, bzw. nur Ausreden geben, dann zeigt die Opposition. Und nur die Opposition. Soll der Politiker doch selber sehen, wen er mit seinen Ausflüchten thematisch überzeugen kann!

  16. Habt ihr allen Ernstes den Merkur korrigiert, dass Interview sei nicht wirr sondern alltäglich (das Eine schließt das Andere nicht aus), um dann in der Headline von einem „absurden Interview“ zu sprechen :) ?

  17. Was ein Vogel. Ein bisschen Rücken würde dem gut stehen. Dass die Leute so weiter und weiter ihr Vertrauen in die Politik im Allgemeinen verlieren, kann ich schon verstehen. Das ist wirklich der blanke Hohn.

  18. Warum wird nach den Kosten gefragt?

    Eine Partei bekommt Fraktionsgelder um ihre Aufgaben als Fraktion zu erfüllen?
    Seit 15 Jahren wird eine solche Verantstaltung durchgeführt. Hat der gute Herr mehrfach wiederholt.
    Wenn es also um das Bürgerforum geht, denn hätte es schon vor 15 Jahren angemeckert werden müssen. Oder geht es um den Ort des Bürgerforum, wo ein Schwager der Tante der Katze der Besitzer ist?
    Meine Antworte würde lauten „Wie führen das Bürgerforum seit 15 Jahren durch. Sie ist für uns eine Möglichkeit mit Bürgern in Kontakt zu treten, um unsere Aufgaben aus Fraktion besser auszuführen. Wir haben mehrere Möglichkeiten geprüft und Angebote eingeholt und uns für diesen Ort entschieden. Der Preis befand sich im üblichen Rahmen. Genauere Angaben möchte ich nicht machen.“ FERTIG. Das Statement, dass das Bürgerforum toll ist, das es zur Arbeits als Fraktion dazugehört und etwas über den Preis ist drin.

    1. „Eine Partei bekommt Fraktionsgelder um ihre Aufgaben als Fraktion zu erfüllen?“

      Klar, sind aber Steuergelder, und es gibt sogar Regeln. Vetternwirtschaft wäre blöd, Überteuertheit auch. Warum die Fraktion die Preisnennung verweigert? Keine Ahnung, vielleicht eine deutschlandweite Irreführungskampagne, damit der Bürger nicht versteht, was was kostet, und womöglich noch die Veranstaltungssorte bzw. Rahmensetzung in Frage stellt, oder es war gemessen an der Veranstaltungsdauer doch überteuert? (Erdachte Beispiele: Volles Premiumbuffet für 3 Stunden mit Fragen, oder einfach so zu teuer, für das was geliefert wurde, z.B. Butterbrote und Mineralwasser.)

  19. Als ich das zum ersten Mal gehört habe, habe ich mir gedacht: warum macht der junge Politiker so etwas Dummes? Er ist ja nicht blöde, aber durch diese eintönigen, dummdreisten Antworten hat er sich ja als unwürdiger Vertreter seiner Zunft geoutet und jeder vernünftige Mensch wird so einen Menschen nicht wählen und auch nicht seine Partei, die er vertritt und da ich mittlerweile viele solcher „Volksvertreter“ gehört habe, wundert es mich nicht, wenn dann Leute gewählt werden, die sagen, was Sache ist und verständlich auf derlei Fragen antworten.
    Ob die sowas nun gelernt haben oder nicht – Glaubwürdigkeit und Vertrauen hängen nunmal zusammen und das haben die gewählten Regierungsparteien allesamt verspielt und es wird dann auch Zeit, dass mal ein anderer Wind durch die Republik weht, obwohl ja auch klar ist, dass diese gewählten Vertreter an einigen Pools hängen, die ihnen sagen, was sie zu tun und zu lassen haben – deshalb ist das auch mittlerweile ziemlich egal, wen oder welche Partei gewählt wird – Demokratie ist ein Papiertiger geworden, der tatsächlich nicht mehr wegzudiskutieren ist.
    Entschieden werden die Dinge nicht mehr im Parlament, Nachrichten werden gefiltert und die Justiz ist auf Regierungskurs – das hatten wir alles schon mal und hier wird sich die Geschichte wiederholen – da gibt es auch kein Halten und Stoppen mehr und auch kein zurück – erst, wenn alles im Einer ist, kann dann wieder neu begonnen werden – lest Hermann Hesse´s STUFEN!!

    Hier muss von Grund auf alles gesunden, weil hier ziemlich viel sehr, sehr krank ist…..

Wir freuen uns auf Deine Anmerkungen, Fragen, Korrekturen und inhaltlichen Ergänzungen zum Artikel. Bitte keine reinen Meinungsbeiträge! Unsere Regeln zur Veröffentlichung von Ergänzungen findest Du unter netzpolitik.org/kommentare. Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.