Stadtverwaltung UlmAn Peinlichkeit kaum zu überbieten

Die Stadt Ulm hat eine jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit von Verwaltung und Ehrenamtlichen mit ihrem ignoranten Vorgehen kaputt gemacht. So wird der einstige Leuchtturm nun zum Lehrstück, welche Fehler man nicht machen sollte. Ein Kommentar.

Ulm, Stich von 1493
Die Smart-City Ulm (Symbolbild). – Public Domain Unbekannt

Zivilgesellschaft ist schön und recht. Aber wenn sie zu kritisch wird, wird sie vor die Tür gesetzt. Die Eskalation zwischen der Ulmer Stadtverwaltung und den Ehrenamtlichen des Verschwörhauses ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Und peinlich ist hier nur eine Seite: die Stadtverwaltung.

Da hat ein zivilgesellschaftliches Projekt, zur richtigen Zeit gefördert von der Stadt, dieser den Ruf eingebracht, besonders innovativ, smart und digital zu sein. Die Stadt wird Smart-City-Modellprojekt des Bundes. Sie geht hausieren mit dem lebendigen Ort, lässt sich von diesem kostenlos beraten, profitiert vom ehrenamtlichen Engagement, indem sie sich millionenschwere Fördertöpfe sichert.

Was der Stadtverwaltung allerdings nicht ins Bild passt: Die zivilgesellschaftlichen Akteure sagen ihre Meinung. Sie äußern sich zur städtischen IT und zu Projekten, bei denen die Stadt wenig Digitalkompentenz zeigt. Sie sammeln Fehler und machen sie öffentlich. 

Hirnlos und ignorant

Offenbar deswegen schaltet die Verwaltung jetzt auf stur. Anstatt das Projekt wie geplant in die Selbstverwaltung und Unabhängigkeit zu entlassen, entwirft sie auf eigene Faust eine Neuausrichtung und sichert sich zu allem Überfluss den von den Ehrenamtlichen erfundenen Namen beim europäischen Markenamt.

Hirnloser und ignoranter kann man engagierte Menschen wirklich nicht verprellen, kränken und beleidigen. Den später folgenden Rauswurf aus den Räumlichkeiten dann auch noch als Stärkung des offenen Charakters des Verschwörhauses zu verkaufen, setzt diesen eingeschlagenen Holzweg dann konsequent fort.

Und so wird der einstige Leuchtturm der Zusammenarbeit von Verwaltung und Zivilgesellschaft zu einem Lehrstück. Eines, das Ehrenamtliche und Aktivist:innen in Zukunft vor Augen haben werden: Lass dich niemals ohne Absicherung auf die Verwaltung ein. Wenn die Stadt Ulm nicht doch noch umschwenkt, wird sie wohl immer in dieser zweifelhaften Erinnerung bleiben.

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11 Ergänzungen

  1. a) „Die Verwaltung“ fühlt sich genervt
    b) „Die Verwaltung“ meint, ihr entgleite das Projekt
    c) Die Sparkasse als Besitzer der Immobilie hat eine stille Rolle bei den städtischen Aktivitäten.
    d) den Konservativen (OB Fanclub) gehen die Aktivitäten zu weit.
    e) „Der Verwaltung“ war wohl nicht klar, dass unter den „Ehrenämtlern“ sehr fähige Fach-Profis sind.
    f) Der Namensdiebstahl durch die Stadt Ulm ist ein höchst aversiver und bösartiger Akt.

    Womit hat das gegenseitige Nasenrümpfen angefangen? Wie konnte es sein, dass sich das zu einem unüberwindbaren Haufen summiert hat? Mit dem Twitter-Gewitter ist man im Kampfmodus angekommen.

    Zum Thema der instrumentellen Vernunft gehört der Begriff „Zweckrationalität“. Die „verwaltete Welt“ ist mit dem Weber’schen Idealtypus der Bürokratie mit ihrer Tendenz zur Ausdehnung und Verselbständigung verwandt. Adornos Vorträge „Kultur und Verwaltung“ von 1960 (GS 8: 124) und Individuum und Organisation von 1954 (GS 8: 442) sind weiterhin theoretische Grundlagen.

  2. Es sind leider keine inhaltlichen Ausführungen gegenüber dem verlinkten Orginalartikel zu finden. Daher ist dieser Artikel wirklich überflüssig.

    Es ist mir klar, dass diese Anmerkung gegen die Regeln zu Veröffentlichung verstößt, aber ich habe die Hoffnung, dass der Autor dieses liest, mehr will ich nicht.

    1. Ich habe dies gelesen, verstehe aber die Kritik nicht. Das hier ist ein kurzer Kommentar, der sich auf den ausführlichen Artikel bezieht. Hier geht es um Meinung.

  3. Fremdes Gedankengut anzueignen und dann gnädigerweise die Nutzung anzubieten ist an Geschmacklosigkeit kaum noch zu überbietet (Hervorhebung durch mich): aDie Stadt hatte sich bereits im November 2021 zum Schutz des Logos und der Marke entschlossen, um auch in Zukunft die Nutzung des Namens für das Verschwörhaus zu gewährleisten und vor Missbrauch zu schützen. Dem Verein wurde von der Stadt in der Folge angeboten, Name und Logo weiterhin kostenfrei zu nutzen. Der Verein konnte sich allerdings bis heute nicht dazu entschließen, dieses Angebot anzunehmen und das Widerspruchsverfahren gegen die Stadt Ulm zurückzunehmen. Damit ist die Geschäftsgrundlage erloschen.

    Vernünftig wäre eine vorhergehende Absprache zur Sicherung der Rechte, die Kostenübernahme der teuren und zeitaufwändigen Anmeldung durch die Stadt mit anschließender Übertragung der Markenrechte auf den Verein. An diesem Beispiel kann man sehen, wie man als „naiver“, an „Treu und Glauben“ orientierter Ehrenamtlicher von offizieller Stelle rücklings überfahren werden kann.

  4. Ich glaube, es gab ein Dreckfuhler mit dem ersten Hyperlinks, deshalb noch mal

    Fremdes Gedankengut anzueignen und dann gnädigerweise die Nutzung anzubieten ist an Geschmacklosigkeit kaum noch zu überbietet (Hervorhebung durch mich): Die Stadt hatte sich bereits im November 2021 zum Schutz des Logos und der Marke entschlossen, um auch in Zukunft die Nutzung des Namens für das Verschwörhaus zu gewährleisten und vor Missbrauch zu schützen. Dem Verein wurde von der Stadt in der Folge angeboten, Name und Logo weiterhin kostenfrei zu nutzen. Der Verein konnte sich allerdings bis heute nicht dazu entschließen, dieses Angebot anzunehmen und das Widerspruchsverfahren gegen die Stadt Ulm zurückzunehmen. Damit ist die Geschäftsgrundlage erloschen.

    Vernünftig wäre eine vorhergehende Absprache zur Sicherung der Rechte, die Kostenübernahme der teuren und zeitaufwändigen Anmeldung durch die Stadt mit anschließender Übertragung der Markenrechte auf den Verein. An diesem Beispiel kann man sehen, wie man als „naiver“, an „Treu und Glauben“ orientierter Ehrenamtlicher von offizieller Stelle rücklings überfahren werden kann.

  5. Well, wie bei Vielen ähnlichen Projekten dürfte auch hier das Problem vor Allem daran liegen,dass ein Teil der Beteiligten Ehrenamtlichen weniger die von der Stadt als Trägerin im Vorfeld klar kommunizierten Zielsetzungen und Arbeitsaufgabenstellungen des Projekts in Form der Unterstützung der Verwaltung beim Aufbau digitaler (und teils auch analoger) Formate und Projekte im Bereich social Media und Bürgerdialog,sondern ihre ganz eigene, im direkten Widerspruch zu dieser unterstützenden Aufgabenstellung stehende, teils auch vom Wunsch nach individueller Anerkennung getragene, politisch-aktivistische Agenda,verfolgt habe und verfolgen. Dass das auf Dauer nicht gut gehen konnte, und letztendlich zu diversen Frustrationen und Unzufriedenheit en auf beiden Seiten, und damit zum Ende des Projekts Verschwörhaus in der jetzigen Form führte, war -wie bei vielen vergleichbaren Projekten auch – absehbar. Und nein, da ist es eben nicht nur die ach so böse und oder autoritäre, bürgerferne und unfaire Verwaltung, sondern auch der seine eigenen Beweggründe, Sehnsüchte, Ansprüche und Ideale nicht ausreichend reflektierende und mit der Zielsetzungen und politischen, finanziellen und rechtlichen Zwängen,Vorschriften und Hierarchien eines öffentlich finanzierten Projektes in Einklang bringende Ehrenamtlichen selbst, der oft genug an, in und mit solchen Projekten scheitert. Und ja, da machen sich leider sehr viele potentielle Ehrenamtliche den Fehler, die eigene Selbstverwirklichung und Ideale mit dem Nutzen für das Ganze gleichzusetzen. Dummerweise sehen dass kommunale Aufsichtsgremien, Verwaltungsgerichte und Staatsanwaltschaften und letztendlich auch Öffentlichkeit und Wähler*Innen aber regelhaft etwas anders, und das ist dann auch der Grund,weshalb Stadträte und Verwaltungen regelmäßig den (durchaus auch finanziellen) Nutzen derartig öffentlich geförderter Projekte nicht nur nachweisen,sondern auch dauerhaften sicherstellen müssen. Und ja,da verwundert es dann doch etwas, wenn sich der eine oder andere Ehrenamtliche des Projekts Verschwörhaus nun darüber echauffiert, dass sich die Gemeinde in Ausrichtung und Zielsetzung ‚eingemischt‘ habe, oder man sich gar als ‚kostenloser consultant‘ fühle, oder der Bürgermeister mit dem Projekt Werbung macht. Ja gottverdammt nochmal,was denken diese Leute sich denn, wozu ein städtisch gefördertes Projekt, dessen Zielsetzung primär in der Projektierung und im Aufbau digitaler (aber auch analoger) Formate im Bereich Bürgerdialog und social Media liegt denn da ist!

  6. Schenkelklopf!
    Lange nicht so gut gelacht!

    Damit kann die Verwaltung sogar dem legendären Schneider von Ulm das Wasser reichen …

  7. Wer hat eigentlich diesen „Namen“ ausgesucht? Wenn ich eine Bezeichnung wie „Verschwörhaus“ lese ist diese meinerseits schon eindeutig Negativ konnotiert. Wenn das kein Regionaler Slang oder Mundart mit anderer (Positiver) Bedeutung ist scheint mir die Begriffswahl schon präjudizierend. Kurz: Das mußte ja schief gehen!

    Kurze Websuche ergibt auch keine Erklärung für ein „Warum dieser Name“ denn die Immobilie heißt offenbar auch nicht so (sondern weinhof)

    1. Das „Verschwörhaus“ befindet sich neben dem „Schwörhaus“ auf dem Weinhof. Auf dem Balkon des „Schwörhaus“ hält der OB jedes Jahr seine „Schwörrede“ ab.

  8. Da ist also jemand in der öffl. Verwaltung bzw Politik, dem da was nicht passt.
    So weit so schlecht.
    Wichtig wäre jetzt das Gerichtsverfahren abzuwarten und sofern die Stadt verliert alles Erdenkliche zu tun, dass der/die Verursacher/in aus eigener Schatulle für den finanziellen Schaden aufkommt. Denn im Gegensatz zu einer Firma hat die Stadt keinerlei Wettbewerbsvorteil duch den Markenstreit.
    Zu prüfen ist sicherlich auch, ob da in irgendeiner Form persönliche Vorteile angestrebt wurden. Dann hat der Staatsanwalt das Wort. Stichwort: Untreue

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.