Transparenzbericht Oktober 2020Unsere Einnahmen und Ausgaben und keine Zeit!

Welcher Tag ist heute? Die letzten drei Monate waren ereignisreich, aufregend, anstrengend. Im Oktober startete für uns der Spendenendspurt. Es galt, in den letzten Wochen des Jahres 220.000 Euro Spenden einzunehmen, um unser Ziel zu erreichen. Was sonst noch passierte, erfahrt ihr in diesem Transparenzbericht.

Menschen, die ein Haus bauen
Die großen Aufgaben schafft man nicht alleine. Und wir schaffen all das auch nur durch euch. CC public domain Art Institute of Chicago

Es ist nie Zeit für irgendetwas. Wenn alles perfekt läuft, ist gerade genug Zeit. Perfekt bedeutet, dass nichts Unerwartetes passiert, das den gesamten Tag zerschießt. Dann saugt an der Sanduhr ein Kobold und schwupps – Tag vorbei. Neben unerwarteten Ereignissen gibt es noch die eher unangenehmen Bremssteine, die sich im Laufe der Jahre eingeschliffen haben. Gewohnheiten, nie Ausgesprochenes, nie Hinterfragtes oder nie Gelöstes – enorme Zeit- und Energiefresser. Ein kleiner Fehler am Anfang kann stark skalieren und braucht dann erhebliche Kraftanstrengungen, um korrigiert zu werden. Eine fehlende Horizontalsperre zum Beispiel.

Das Unerwartete erwarten

Nun ja – auf jeden Fall gibt es bei uns beides: Unerewartetes und frühe Konstruktionsversäumnisse. Es liegt in der Natur der Sache. Beim Bauen des ersten Hauses wird ein Mensch wohl sehr viele Fehler machen. Das gilt im Prinzip für jedes erste Mal. Und nach jedem Mal wird es besser – bei Projekten wie Unternehmen oder Organisationen ist das natürlich schwierig. Man kann nicht einfach alles abreißen und neu machen und seine Website dann netzopolitik.org nennen.

Ein Konstruktionsversäumnis ist zum Beispiel das Fehlen klarer Zuständigkeiten bei bestimmten Projekten, die es am Anfang noch gar nicht gab oder verlässliche Abläufe für Situationen, die erst im Laufe der Jahre dazukamen. Du ziehst um und dann laufen dir auf einmal zwölf Katzen zu. Eine Mitbewohnerin hat vielleicht eine Allergie, einer hasst den Geruch von Katzenfutter, eine will im Katzenzimmer wohnen, einer will auf einmal einen weiteren Anbau für ein Bällebad. Wer baut den Anbau? Wer entscheidet, ob wir die Katzen behalten? Was machen wir, wenn die Katzen sich nicht mögen?

Lernen, dazuzulernen

Deswegen habe ich im September und Oktober bei Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e. V. hospitiert. Um zu lernen, Erfahrungen auszutauschen, herauszufinden, welche Elefanten wirklich Elefanten oder welche vielleicht nur Katzenbabys sind. Diese sechs Wochen waren großartig und haben mir unglaublich geholfen. Danke an dieser Stelle noch einmal, dass Wikimedia Deutschland diesen Austausch ermöglicht hat!

Der einzige Nachteil war, dass meine To-Do-Liste immer länger wurde, denn die Arbeit hier hatte ich ja trotzdem noch. Gerade im letzten Quartal gesellen sich erfahrungsgemäß immer noch viele Projekte und Aufgaben dazu, die es im Rest des Jahres nicht gibt.

Und so sitze ich am 30. Dezember hier und schreibe den Transparenzbericht für Oktober. So geht es natürlich auch allen anderen bei uns. Ganz zu schweigen von denjenigen, die noch Kinder und Angehörige versorgen müssen oder in deren privaten Leben einfach Unerwartetes passiert. Und ganz zu schweigen von denen, die jeden Tag an vorderster Stelle mit dieser Pandemie konfrontiert sind und Verantwortung übernehmen. Menschen, die wirklich keine Zeit mehr haben.

Morgen ist der letzte Tag dieses Jahres. Morgen werde ich nur noch für eine Sache diesen Computer anschalten. Um nachzuschauen, mit welchem Spendenergebnis wir aus diesem Jahr gehen. Die Unterstützung von euch in diesem Jahr ist wirklich überwältigend. Das ist keine Phrase. Es ist einfach krass. Das Spendenziel wurde schon vor über einer Woche erreicht und seitdem ist noch einiges passiert. Auch ihr werdet die Zahl morgen erfahren.

Mir bleibt nur noch zu sagen: Haltet die Ohren steif und bis zum nächsten Jahr!

Unser Team
Unser Team - CC-BY-NC-SA 4.0 owieole

Die harten Zahlen

Im Oktober war das Experiment „Vorschaltbanner“ wieder beendet und es zeichnet sich zumindest eine Korrelation ab. Im Oktober fielen die Spenden wieder auf 45.755 Euro zurück. Im September waren es 61.000 Euro. Der Vorschaltbanner sollte darauf hinweisen, dass wir spendenfinanziert sind. Es gab viele Verbesserungsvorschläge, von denen wir viele umgesetzt haben. Der Oktober war damit auch der einzige Monat des Jahres, in dem die Spendeneinnahmen niedriger waren als im letzten Jahr. Der Oktober 2019 war jedoch auch ein Sonderfall, weil wir juristisch angegriffen wurden. Ein Jahr später sieht die Sache schon etwas anders aus: Unsere Stafanzeige gegen die Staatstrojaner-Firma Finfisher zeigt erste Erfolge.

Bei unseren Ausgaben passierte nichts Unerwartetes. Die Personalkosten sind hierbei – wie immer – der größte Posten mit 56.195 Euro. Die Miete für Berlin und Brüssel beträgt zusammen 4.567 Euro. Hinzu kommen einige Kosten für externe Buchhaltung und natürlich für unsere IT-Infrastruktur.

Am Ende gab es eine Differenz zwischen Ausgaben und Einnahmen in Höhe von 16.995 Euro. Das ist kein Grund zum Jubeln, aber alles noch im Rahmen der Kalkulation. Am 31. Oktober 2020 fehlten uns noch knapp 220.000 Euro, um unser Spendenziel zu erreichen. Wir müssten also im Durchschnitt jede Woche noch 27.500 Euro Spenden bekommen.

Unsere Einnahmen und Ausgaben im Oktober 2020
Unsere Einnahmen und Ausgaben im Oktober 2020

220.000 Euro sind nicht wenig und so machten wir uns an die Arbeit – allen voran unser lieber Ole und unser lieber Övünç – um den Endspurt zu gestalten. Der von uns entwickelte Privacy-Score-Rechner wurde sehr gut angenommen und erfüllte genau das angestrebte Ziel: Menschen für die Themen Datenschutz und IT-Sicherheit zu sensibilisieren, die noch ganz neu in dem Thema sind. Um Menschen mitzunehmen, muss man auch dort hingehen, wo sie sind. Dass wir einen neuen Baustein für den Einstieg in ein netzpolitisches Thema gestaltet haben, macht uns sehr froh! All die sehr konstruktive Kritik haben wir notiert und Ole hat ganz fleißig fast alle Anfragen, Kritik und Anmerkungen dazu beantwortet. Das Projekt hat wirklich Spaß gemacht. Hier auch noch einmal großen Dank an Ingo, der so wunderbar kreative Texte für den Privacy-Score-Rechner geschrieben hat!

Ganz am Ende stand dann unser Jahresrückblick. In einer Pandemie natürlich besonders herausfordernd. Wenn wir uns tatsächlich vor Ort trafen, um ein Video aufzunehmen, haben wir uns den Arsch abgefroren wegen der offenen Fenster, Maske war natürlich am Start. Witzig war es trotzdem. Alle Videos, die nicht vor Ort aufgenommen wurden, waren aus anderen Gründen eine Herausforderung! Ich denke, das ist ein schönes Zeitdokument geworden, das einen intensiven Einblick in unser Jahr bietet. „Mama – muss kackern!

Wer lieber Podcasts mag: hier entlang!

Spendenentwicklung 2019-2020
Spendenentwicklung 2019-2020

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Unseren Transparenzbericht aus dem September findet ihr hier.

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