Schulen in Deutschland schneiden bei der Ausstattung von Schüler:innen mit digitalen Endgeräten und der digitalen Weiterbildung von Lehrkräften im internationalen Vergleich schlecht ab. Das geht aus einer neuen Sonderauswertung der aktuellsten Pisa-Daten von 2018 [PDF] hervor. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) legte die Ergebnisse am Dienstag vor. Die OECD ist für den internationalen Schulleistungsvergleich verantwortlich.
Die jetzt veröffentlichten Daten basieren auf einer Befragung von 223 Schulleiter:innen im Rahmen der Pisa-Studie 2018. Demnach hatten in dem Jahr nur 33 Prozent der Schüler:innen an deutschen Schulen Zugang zu einer Online-Lernplattform. Deutschland landet damit in der Schlussgruppe. In Singapur, Dänemark und einigen chinesischen Metropolen beispielsweise konnten 2018 mehr als 90 Prozent der Schüler:innen auf eine Lernplattform zugreifen. 54 Prozent sind es im OECD-Schnitt.
Deutschland liegt auch bei der Zahl der Computer, die Schüler:innen zur Verfügung stehen, unter dem Durchschnitt. Auf fast jede:n Schüler:in im Alter von 15 Jahren entfiel 2018 im OECD-Schnitt ein Computer zu Lernzwecken. Bei der digitalen Weiterbildung von Lehrkräften belegt Deutschland ebenfalls einen der hinteren Plätze. Rund 40 Prozent der Schüler:innen besuchten 2018 hierzulande Einrichtungen, deren Schulleiter:innen angaben, ihre Lehrkräfte entsprechend weiterzubilden. In Singapur sind es 90 Prozent.
Corona-Krise legt Ungleichheit der Bildungssysteme offen
In Deutschland gibt es mehr als 30.000 allgemeinbildende Schulen. Neben den Pisa-Tests in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften unter 15-jährigen werden immer auch persönliche Daten und Einschätzungen von Schüler:innen, Eltern und Schulleitungen per Befragung für Sonderauswertungen erhoben.
Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie hätten Ungleichheiten in den Bildungssystemen auf der ganzen Welt zum Vorschein gebracht, sagte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher. Betroffen seien vor allen benachteiligte junge Menschen. „Jedes Land sollte sich stärker anstrengen, um zu gewährleisten, dass alle Schulen über die erforderlichen Ressourcen verfügen, damit jedem Schüler gleiche Lern- und Erfolgschancen geboten werden“, so Schleicher.
EU drängt zu mehr Tempo
Die Pandemie hat europaweit Schwächen bei der Digitalisierung im Bildungsbereich aufgedeckt, das bekräftigt unterdessen die EU-Kommission. Sie forderte am heutigen Mittwoch in einem neuen Aktionsplan für digitale Bildung alle Mitgliedsstaaten auf, in angemessenem Ausmaß in Internetzugang, Ausstattung, Kapazitäten und Fähigkeiten in dem Bereich zu investieren.
Die Pandemie sei „ein Impuls zur Gestaltung und Modernisierung des Bildungswesens für das digitale Zeitalter“, sagte Kommissionsvizechefin Margrethe Vestager.
Konkrete Schritte kann die EU freilich kaum setzen, um lahmen Ländern wie Deutschland auf die Sprünge zu helfen: Im Bildungsbereich hat die EU wenig Kompetenzen, in Deutschland liegt sie sogar großteils in den Händen der einzelnen Länder. Die EU möchte nun erstmal einen „strategischen Dialog“ unter allen Mitgliedsstaaten starten, um sich überhaupt auf konkrete gemeinsame Ziele in dem Bereich zu einigen. Daraus folgernde Empfehlungen sollen 2022 fertig sein.
Stand: 05.12.2023 11:05 Uhr
Die deutschen Schülerinnen und Schüler haben im internationalen Leistungsvergleich PISA im Jahr 2022 so schlecht abgeschnitten wie noch nie zuvor. Sowohl im Lesen als auch in Mathematik und Naturwissenschaften handle es sich um die niedrigsten Werte, die für Deutschland jemals im Rahmen von PISA gemessen wurden. Auch international sei die durchschnittliche Leistung drastisch gesunken, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Berlin mit.