36 EU-Abgeordnete haben in einem Brief an Amazon-Chef Jeff Bezos ihre Sorge über die mögliche Überwachung von Gewerkschafter:innen und Politiker:innen durch den Konzern zum Ausdruck gebracht. Beschäftigte des Konzerns, die sich für Arbeitnehmer:innenrechte einsetzten, lebten unter ständiger Furcht vor der Entlassung, heißt es in dem Schreiben, das unter anderem von der deutschen Linken-Abgeordneten Özlem Demirel und österreichischen Sozialdemokrat:innen unterzeichnet wurde.
Amazon steht seit längerem für die umfassende Überwachung seiner Beschäftigten und für seine gewerkschaftsfeindlichen Taktiken in der Kritik. Der Internationale Gewerkschaftsbund kürte Bezos, dessen Vermögen in der Coronapandemie die 200-Milliarden-Dollar-Grenze knackte, vor einigen Jahren zum „schlechtesten Chef der Welt“.
Zuletzt sorgten Jobannoncen für Aufregung, in denen der Konzern nach „Intelligence Analysts“ mit Erfahrung in der Strafverfolgung und im Militär suchte, um „gewerkschaftliche Bedrohungen“ gegen die Firma abzuwenden. Die Jobanzeige erwähnte auch „feindselige politische Figuren“. Amazon bezeichnete die Anzeige später als Fehler. Die EU-Abgeordneten wollen nun von Bezos wissen, ob er nach wie vor plant, Gewerkschafter:innen und Abgeordnete zu bespitzeln.
Software als Gewerkschaftsradar
Das US-Medium Vox berichtet unterdessen über ein geleaktes Schriftstück des Konzerns, in dem Bemühungen zur algorithmischen Verfolgung möglicher gewerkschaftlicher Mobilisierung beschrieben werden. Eine Software namens geoSPatial Operating Console soll Amazon dabei helfen, aus mindestens 40 verschiedenen Datensätzen Muster abzulesen, die auf mögliche Organisationsbemühungen von Beschäftigten und Gewerkschaften hindeuten.
Die EU-Abgeordneten fordern Amazon auf, grundlegende soziale Rechte in Europa wie jenes auf gewerkschaftliche Organisierung zu respektieren. „Das exponentielle Wachstum von Amazons Profiten seit Beginn der Coronapandemie erlaubt Ihnen nicht, sich vom Beachten fundamentaler rechtlicher Prinzipien auszunehmen.“
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