Was vom Tage übrig bliebBierbäuche, Bundesstaaten und Bundesländer

TikTok will keine vermeintlich hässlichen Nutzer auf seiner Plattform, der US-Bundesstaat Washington versucht sich gegen ausufernde Gesichtserkennung zu wehren und Sachsen baut ein Kompetenzzentrum zur Telekommunikationsüberwachung. Die besten Reste des Tages.

Home Office, Tag 1
Home Office, Tag eins. Nichts gegen Schornsteine, einige unserer besten Freunde sind welche. Aber mit dem Fernsehturm können sie nur schlecht mithalten.

Washington state approves stronger facial recognition regulations (Engadget)
Während die EU-Kommission noch herumeiert, hat der US-Bundesstaat Washington ein neues Gesetz zu Gesichtserkennung beschlossen, das strikte Auflagen für den Einsatz der Technologie macht. Systeme müssen demnach ab jetzt vor dem Einsatz getestet werden, Polizeibehörden dürfen die Technologie nur noch mit richterlicher Genehmigung einsetzen und eine Arbeitsgruppe soll untersuchen, ob Behörden die Technologie überhaupt nutzen sollten. Das Gesetz ist eines der striktesten bislang – und das in dem Bundesstaat, in dem unter anderem Amazon seinen Firmensitz hat, einer der größten Anbieter auf dem Markt. Forscher:innen wie Os Keyes weisen jedoch schon lange darauf hin, dass es selbst mit noch so strikten Auflagen keine sicheren Anwendungsszenarien für Gesichtserkennung gibt – denn die Technologie ist in sich eine Gefahr für Grund- und Freiheitsrechte. Sie fordern daher ein komplettes Verbot.

Invisible Censorship (The Intercept)
The Intercept hat weitere Auszüge aus den Moderationsrichtlinien von TikTok veröffentlicht und wieder sind völlig irre Details unter den Anweisungen. Menschen mit Bierbauch, kaputten Wänden oder „ugly facial looks“ sollten demnach gedrosselt werden, um neue User:innen nicht abzuschrecken. Auch für die Video-Livestreams auf der Plattform galten demnach zig Auflagen, die unterschiedliche Strafmaße nach sich zogen – vom 1-Tages-Bann bis zur kompletten Account-Sperre. Wer vulgär an einer Banane leckt: eine Woche kein Livestreaming. Bei wem sich dagegen Schamlippen, Brustwarzen oder Penis durch die Kleidung abzeichnen, darf nie wieder livestreamen. Auch minderjährige Schwangere und Nutzer:innen, die die „nationale Einheit“ untergraben, sollten für immer gesperrt werden. Eine weiterer Blick hinter die Kulissen der rasant wachsenden App, der das Bild aus unseren Recherchen bestätigt und erweitert.

Missing Link: Telekommunikationsüberwachung, das polizeiliche Kompetenzzentrum und der Datenschutz (Heise)
Heise widmet sich ausführlich (ok ok: sehr ausführlich) einem Kompetenzzentrum zur Telekommunikationsüberwachung, das derzeit in Sachsen entsteht. Dort sollen im Dienste von fünf Bundesländern polizeiliche Telekommunikationsüberwachung durchgeführt sowie Verwaltungs-, Beratungs- und Fortbildungsaufgaben übernommen werden. Ulrike Heitmüller geht der Frage nach, ob die im Vorfeld geäußerten Versprechen – und die Kritik daran – einem Realitätsabgleich standhalten.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

4 Ergänzungen

  1. Freut mich, dass Ihr Euch für das GKDZ aus heise_s „missing links“ interessiert, ich habe bei Benedikt Lux und Andreas Kugler nachgefragt, ob der/die Beauftragte für Polizeifragen in Berlin – wenn er/sie dann endlich im Amt sein wird – auch bis zu diesem GKDZ wird recherchieren dürfen, … falls ich darauf eine Antwort erhalte, kann ich diese ja noch mitteilen

    1. Andreas Kugler hat geantwortet: nämlich, dass sich das jetzt nicht klären lässt, weil Corona alle Kapazitäten bindet.

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