Was vom Tage übrig bliebKartelle, Kommentare und ein Überwachungskataster

Der Wettbewerbsexperte Matt Stoller beschreibt die verheerende Auswirkung des Werbe-Duopols Facebook und Google auf den Medienmarkt, Mark Zuckerberg sieht seine Plattform als Inbegriff der freien Meinungsäußerung und das Carnegie-Institut erstellte ein globales KI-Überwachungsranking. Die besten Reste des Tages.

Fernsehturm
Die Woche geht, das Wochenende kommt – was bleibt, ist der Fernsehturm.

Tech Companies Are Destroying Democracy and the Free Press (New York Times)
Der Kartellexperte Matt Stoller veröffentlicht in der New York Times ein Kapitel aus seinem neuen Buch „Giant“, in dem er den „hundertjährigen Kampf zwischen Monopolmacht und der Demokratie“ beschreibt. Der Gastbeitrag in der Times widmet sich der Monopolisierung des Online-Werbemarktes durch Google, Facebook und inzwischen auch Amazon. Das Duopol klaute traditionellen Medien im vergangenen Jahrzehnt einen zentralen Teil ihres Wirtschaftsmodells. Stoller ist in den USA eine der lautesten Stimmen für dieEntflechtung der Tech-Giganten, sein Beitrag eine gute und lesenswerte Zusammenfassung der Lage der Medien in Zeiten von Google und Facebook. Dazu passend eine Leseempfehlung aus unserem dem Archiv: „Citizen Google: Wie ein Konzern den Journalismus dominiert“.

Zuckerberg defends Facebook as bastion of ‚free expression‘ in speech (The Guardian)
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg definiert Facebook nun offenbar als jene Plattfarm, die „uns“ eine Stimme gegeben hat. In einer Rede an der Georgetown-Universität in Washington stellte Zuckerberg Facebook in eine Reihe mit den schwarzen Bürgerrechtlern Frederick Douglass und Martin Luther King sowie der „Black Lives Matter“-Bewegung als Vorkämpferin für freie Meinungsäußerung im Netz. „Durch Facebook haben mehr als zwei Milliarden Menschen nun eine größere Möglichkeit, sich auszudrücken und anderen zu helfen“, sagte der Konzernchef. Die Reaktion auf die Rede sind erwartbar hämisch: Eine Journalistin des „Guardian“ bezeichnete die Argumente Zuckerbergs in einem Kommentar als „bizarr“, US-Bürgerrechtler wiesen auf die Gefahren für die freie Meinungsäußerung durch die Verbreitung von Desinformation auf der Plattform hin.

The Global Expansion of AI Surveillance (Carnegie)
Ein Bericht der Carnegie-Stiftung fasst die globale Ausbreitung von Überwachungstechnik auf Basis von Algorithmen und maschinellem Lernen zusammen. Das im September veröffentlichte Papier fasst dabei Entwicklungen von digitaler Totalüberwachung in China bis zur Ausbreitung von ähnlichen Überwachungssystemen im Westen zusammen. Die Forscher:innen erstellen zudem erstmals einen „AI Global Surveillance (AIGS) Index“, der maschinengestützte Überwachung in 176 Staaten vergleicht und bewertet.

Map of AI Surveillance
Ein globaler KI-Überblick des Carnegie Endowment - Alle Rechte vorbehalten Carnegie Endowment

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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