In Brandenburg hat jeder Vierte eine Partei gewählt, deren Spitzenkandidat ein Neonazi ist. Und in Sachsen konnte die konservativste CDU des Landes nicht verhindern, dass die AfD fast 30 Prozent holte. Wie kommt es zu so etwas? Wo sind die Rechtsradikalen besonders stark, wo die SPD? Und gilt die alte Annahme noch, dass eine hohe Wahlbeteiligung demokratischen Parteien und der politischen Mitte nutzt? All das lässt sich empirisch untersuchen mit Wahldaten.
Die Morgenpost und andere Medien haben eine Wahlkarte mit den Ergebnissen der Gemeinden sehr gut aufbereitet. Neben der Gesamtübersicht bietet die Aufbereitung eine „Hochburgenkarte“, anhand derer man sehr schön sehen kann, in welcher Gemeinde welche Partei wo am stärksten ist.
So erfährt man auf einen Blick, dass in der Gemeinde Schradenland fast die Hälfte der Wähler:innen die Partei des Neonazis Andreas Kalbitz gewählt hat und sowohl Linke und Grüne an der 5-Prozent-Hürde scheitern. Oder sieht anhand der Einfärbung, dass im Speckgürtel um Berlin deutlich weniger AfD gewählt wird. Auch in der interaktiven Grafik von Zeit Online wird deutlich, dass Brandenburg ein geteiltes Land ist, in dem im Nordwesten die SPD noch gewinnt, im Süden aber die AfD.
Die WAZ hat eine sehr aussagekräftige Grafik zu den regionalen Gewinnen und Verlusten der Parteien in Sachsen erstellt. Hier werden (unter Punkt 3) Gewinne und Verluste mit nach oben oder unten zeigenden Dreiecken markiert, so dass auch regionale Unterschiede sehr gut zum Vorschein kommen.
Interaktive Wählerwanderungen
Der Tagesspiegel zeigt, dass die AfD bei Jungwähler:innen unter 30 Jahren in Sachsen sogar die dort traditionell dominierenden Grünen überholen konnte, und auch in Brandenburg gewinnen die Rechtsradikalen in dieser Gruppe. Auf Zeit Online kann man sich in einer interaktiven Grafik zu den Wählerwanderungen anschauen, wer die Erstwähler politisch abholen konnte. Auch hier steht die AfD erstaunlich weit oben, kann sich aber nicht an die Spitze setzen.
Das demokratische Mantra, dass man die Nichtwähler mobilisieren müsse, damit die politische Mitte gestärkt werde, sollte ausgehend von diesen Erkenntnissen in Frage gestellt werden. Es hatte sich schon bei früheren Wahlen abgezeichnet, dass die AfD von der Gruppe der aktivierten Nichtwähler überproportional profitiert. Und auch in Brandenburg und Sachsen steht die Partei bei diesem Ausschnitt der Wählerwanderung an erster Stelle.
Endlich auch freie Lizenzen
Das ZDF hat vielleicht nicht die schönsten Grafiken, geht aber mit einer Lizenzierung unter Creative Commons neue Wege. Zwar stehen die Grafiken unter der restriktiven Lizenz CC-BY-NC-ND, können aber immerhin von nicht-kommerziellen Publikationen weiterverwendet werden.
Unter einer sehr offenen Creative-Commons-Lizenz (CC-BY) stehen dagegen die gesamten Wahldaten des Landeswahlleiters in Brandenburg, hat Mathias Schindler gesehen. Für die Zukunft wäre gut, wenn staatliche Stellen wie die Landeswahlleiter komplette interaktive Grafiken und Karten unter freien Lizenzen zur Verfügung stellen könnten. Das erlaubt auch kleineren Redaktionen ohne Datenabteilung oder Blogs eine Einbettung dieser Daten.
Danke. Letztlich sind solche Karten dann auch fuer Reise- und Veranstaltungsplanung hilfreich.