Vodafone darf Unitymedias Kabelgeschäft übernehmen, das hat heute die EU-Kommission bekanntgegeben. Genauergesagt das Kabelgeschäft von Unitymedias Mutterkonzern in Tschechien, Deutschland, Ungarn und Rumänien. Die Entscheidung kommt ein Jahr nach der Ankündigung von Vodafones Übernahmeplänen. Nun kann Vodafone seine Kabelprodukte in allen deutschen Bundesländern anbieten, zuvor war der Konzern in 13 Bundesländern vertreten, Unitymedia in den übrigen.
Damals hatte vor allem die Deutsche Telekom protestiert. Telekoms Vorstandsvorsitzender Tim Höttges nannte das Vorhaben „inakzeptabel“, die größte Befürchtung war eine Monopolisierung des Kabelmarkts.
Vodafone muss das Kabelnetz für Telefónica öffnen
Die EU-Kommission macht Vodafone nun Auflagen, damit „Kunden weiterhin in den Genuss von fairen Preisen, hochwertigen Dienstleistungen und innovativen Produkten kommen“, so EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Dazu gehört, dass Vodafone einem Käufer Zugang zum Kabelnetz in Deutschland gewähren müsse. Vodafone bestätigte, dass es nun sein Kabelnetz für Telefónica öffnen werde. Das hatte Vodafone bereits im Mai als Zugeständnis bekanntgegeben. Als die Übernahmepläne bekannt wurden, hatte Telefónica befürchtet, dass durch Vodafones Kabelvorherrschaft und die Dominanz der Telekom ein „Duopol“ entstehen könnte.
Die Telekom will mögliche gerichtliche Prüfung analysieren
Vodafone zeigte sich erfreut und betitelte seine Pressemitteilung euphorisch mit „Jetzt kommt Deutschlands Gigabit-Netz“. 18,4 Milliarden Euro wird den Anbieter die Übernahmen laut seinen Angaben kosten, Ende des Monats soll der Kaufvertrag vollzogen werden.
Die Telekom ist weniger begeistert. Gegenüber dpa sagte ein Sprecher, man sei davon überzeugt, „dass die Auflagen nicht ausreichen, negative Auswirkungen im Bereich der Medien- und Programmvielfalt abzuwenden“. Das Unternehmen prüfe, ob eine „gerichtliche Überprüfung zum Schutz des Wettbewerbs“ geboten sei.
Dass nun Vodafones Kabelanteil wächst, hat auch andere Konsequenzen. Viele der Kunden haben nämlich nicht nur einen TV-, sondern auch einen Internet-Kabelanschluss. Die Zahl von Vodafones Internetkunden soll nun von 6,5 auf 10 Millionen steigen. Der nächstgrößte Betreiber, Pyur, versorgte im Jahr 2018 3,6 Millionen angeschlossene Haushalte. Insgesamt gehen in Deutschland etwa acht Prozent der Festnetzkunden über Kabelanschlüsse ins Internet.
Schon 2018 hatte der Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann angekündigt: „Wir werden genau hinschauen, ob es irgendwo Regionen oder Lokalitäten gibt, wo das Kabel dann dominant und marktmächtig ist.“ Dann müsse eventuell auch das Kabelnetz reguliert werden: „Da würden wir Vodafone nicht anders behandeln als die Telekom.“
Zu der aktuellen Entscheidung der Kommission hat sich die Bundesnetzagentur noch nicht geäußert. Zuletzt erfuhr Vodafone jedoch wenig Sympathie von der Behörde. Sie belegte das Unternehmen mit einem Bußgeld von 100.000 Euro. Nicht jedoch aus Wettbewerbsgründen, sondern wegen unerlaubter Telefonwerbung.
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