Innen- und Verteidigungsministerien aus Portugal, Ungarn und Griechenland testen bemannte und unbemannte Plattformen für die Grenzüberwachung. Im EU-Projekt ROBORDER interessiert sich Ungarn für die Sicherung der Landgrenzen mit einem unbemannten Bodenfahrzeug, in Griechenland kommen eine Langstreckendrohne und ein Flugzeug zum Einsatz. Portugal nutzt eine Überwasser- sowie eine Unterwasserdrohne im Atlantik.
Landdrohne mit Quadrokopter
Die Drohnen sollen eigenständig und in Schwärmen operieren. Sie sind mit verschiedenen Sensoren ausgestattet, deren Aufnahmen in einem mobilen Lagezentrum zusammengeführt werden. Zur Übertragung werden unterschiedliche Kommunikationsverbindungen untersucht.
Tests von ROBORDER erfolgen in unterschiedlichen Szenarien. In Ungarn wird eine Situation angenommen, die sich 2016 in der serbisch-ungarischen Grenzstadt Röszke ereignet haben soll. Mittels Wärmebildkameras wurden dabei Personen entdeckt, die durch ein Loch im Grenzzaun nach Ungarn gelangen wollten. Dabei soll von serbischer Seite der Grenze eine kleine Drohne eingesetzt worden sein. Erst am nächsten Morgen sollen die irregulären MigrantInnen mit Hubschraubern und Streifenwagen gesucht worden sein.
Das in ROBORDER eingesetzte unbemannte Bodenfahrzeug wird von der Firma Robotnik aus Spanien gebaut und ist mit einer Kamera an einem drei Meter hohen Mast ausgerüstet. Die vierrädrige Landdrohne soll in der Lage sein, unbefestigte Straßen auch bei Schlamm, Schnee und Unebenheiten zu befahren. Das Fahrzeug wurde so umgebaut, dass es eine kleine Drohne mitführen kann. Der Quadrokopter stammt von der deutschen Firma Copting.
Bemannte Fahrzeuge von Firmen aus Deutschland
In Griechenland testen die Behörden einen „unbefugten Grenzübertritt an einer Seegrenze“. Zugrunde liegt ein Szenario auf der Ägäis-Insel Kos, die nur wenige Kilometer von der türkischen Küste entfernt ist. Der Projekt-Website zufolge soll dort eine Langstreckendrohne der Firma Tekever aus Portugal zum Einsatz kommen, laut dem Magazin The Intercept hat sich der Hersteller jedoch aus ungeklärten Gründen aus ROBORDER zurückgezogen.
Neben unbemannten Luftfahrzeugen sollen in der Ägäis auch Radaranlagen und Wärmebildkameras getestet werden. Zum Einsatz kommt außerdem ein Flugzeug der Fraunhofer-Gesellschaft, das ebenfalls ein Radargerät befördert. Melden die Systeme ein unbekanntes Schiff, starten die Behörden eine Unterwasserdrohne, um das zu überprüfen. In ROBORDER wird hierfür ein Gerät der portugiesischen Firma OceanScan genutzt.
Ein Kontrollzentrum, das auf einem griechischen Patrouillenboot eingerichtet ist, empfängt die Bilder. Dort ist eine Software installiert, die Personen und Objekte automatisch klassifiziert. Ein mobiles Lagezentrum wird außerdem in einem Fahrzeug des deutschen Herstellers Elettronica eingerichtet. Die Firma vertreibt unter dem Namen „Multirole operations support vehicle“ (MUROS) Mercedes Sprinter, die mit unterschiedlicher Überwachungssensorik ausgestattet werden können. In Deutschland setzt die Polizei die MUROS als „Beweissicherungs- und Dokumentationskraftwagen“ mit ausfahrbaren Videokameras und Mikrofonen ein.
Ergebnisse auch militärisch nutzbar
Ein dritter Strang von ROBORDER untersucht die Nutzung unbemannter Plattform bei havarierten Schiffen, die wie im Fall des Tankers „Prestige“ im Jahr 2002 große Teile der Küste verschmutzen können. Im Unglücksfall sollen Überwasser- und Unterwasserdrohnen Strömungen, Wind, Wellen und die Temperatur der Meeresoberfläche messen. Die unbemannten Systeme sollen außerdem Ölteppiche feststellen und ihre Verbreitung messen.
Die EU-Kommission veranschlagt das Gesamtprojekt ROBORDER mit rund 9 Millionen Euro, von denen die Projektbeteiligten nur eine Million selbst tragen müssen. Der Rest stammt aus Mitteln des EU-Rahmenprogramms für die Sicherheitsforschung „Horizont 2020“. Die Tests sollen bis Februar 2021 abgeschlossen sein. Die Resultate von ROBORDER sollen dann im Rahmen von EUROSUR genutzt werden. Das Grenzüberwachungssystem vernetzt die Anlagen aller EU-Mitgliedstaaten mit einer Außengrenze. Dort anfallende Informationen werden im Hauptquartier der Grenzagentur Frontex in Warschau ausgewertet.
Zwar dürfen über das EU-Programm „Horizont 2020“ nur zivile Forschungen finanziert werden. Medien wie The Intercept hatten jedoch darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse – etwa von der beteiligten Forschungsabteilung der NATO und dem griechischen Verteidigungsministerium – auch militärisch genutzt werden können.
Solche Technik der Drohnenüberwachung sollte besser mal für die Seenotrettung entwickelt und verwendet werden anstatt nur für die Grenzüberwachung.
Eine kleine Korrektur zu “… aus Mitteln des EU-Rahmenprogramms für die Sicherheitsforschung „Horizont 2020“.” Horizont 2020 ist das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation. Sicherheitsforschung spielt nur eine untergeordnete Rolle, es werden in H2020 u.a. und vor allem Projekte zu Erneuerbaren, Mobilität oder Gesundheit gefördert.
Ergänzung:
Die Förderung von Projektkosten in H2020 beträgt für Unis und Forschungseinrichtungen 100%, für Unternehmen variiert sie (in diesem Fall sollten es 70% sein). Daher die hohe Summe des EU-Anteils, die ca. eine Million Eigenanteil wird von den Unternehmen erbracht, die am Projekt mitwirken.