Das Deutsche Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR) hat ein neues Institut für den Schutz maritimer Infrastrukturen eröffnet. Ziel ist die Erforschung neuer Technologien zur Sicherung von Schiffen, Häfen, Bohrtürmen und Offshore-Windanlagen, die Arbeitsfelder liegen Überwasser und Unterwasser. Das Institut startet mit zunächst 20 MitarbeiterInnen, die Zahl soll bis auf 60 anwachsen. Das Institut besteht aus den vier Abteilungen: Lagebild, Sensorik, Technologieerprobungssysteme sowie Methodik und Prozessierung. Für die neuen Aufgaben erhält das DLR, das als eingetragener Verein organisiert, jährlich 6 Millionen Euro. Davon stammen 4,5 Millionen vom Bund und den Ländern und 1,5 Millionen von der Industrie.
Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, nannte maritime Infrastrukturen anlässlich der Eröffnung des Instituts eine „Lebensader des Wirtschaftsstandorts Deutschland“. Importe und Exporte finden demnach zu 90 Prozent über See statt. Neben der Vermeidung von Unfällen will das DLR deshalb internationale Seewege vor „terroristischen oder anderen Angriffen“ schützen. Hierzu hat das Institut das Projekt MARLIN gestartet, das Informationen aus der Satellitenüberwachung, Küstenradar, Wetterdaten, Routenplänen, Schiffstranspondern und Positionsdaten zusammenführt. Mit Verfahren künstlicher Intelligenz sollen in Echtzeit Empfehlungen zur Behebung der Störung erfolgen.
Entwicklung neuer Technologien
Geforscht wird außerdem an neuen Anwendungen zur Seenotrettung. Im Projekt TRAGVIS wird ein tragbarer optischer Sensor entwickelt, um auch bei schlechten Sichtbedingungen gesunkene oder umhertreibende Trümmer oder Schiffbrüchige zu erkennen. Auf dem Dach des Instituts in Bremerhaven werden ebenfalls Sensoren montiert, um diese in Langzeittests zu erproben. Sie verfügen über eine Reichweite von acht Kilometern und werden zur maritimen Lageerfassung mit anderen Informationen angereichert.
Im „Krisenfall“ könnte dann weitere Überwachungstechnologie genutzt werden, darunter unbemannte Fahrzeuge und Sonargeräte. Im Fokus stehen dabei nicht nur vorhandene Technologien. Das Institut für den Schutz maritimer Infrastrukturen will beispielsweise die sogenannte Laserbeleuchtung für Kameras zur Serienreife bringen. Damit werden etwa schlechte Wetterlagen durchdrungen. Die Technik kann zusammen mit dem akustischen Sonar auch Unterwasser eingesetzt werden.
Zusammenarbeit mit Bundespolizei
Das so entstandene virtuelle Lagebild wird auf Monitore, Pads, Mobiltelefone oder Virtual Reality-Systeme übertragen und dient später für die Auswertung sowie für Simulationen und Trainings. Das Institut arbeitet hierzu eng mit „der Wirtschaft“ sowie der Bundespolizei und „perspektivisch mit weiteren Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“ zusammen.
An den Tests der Technologie sind eine Reihe anderer DLR-Institute, Forschungseinrichtungen und Industriepartner beteiligt. Genannt werden diese jedoch nicht. Geplant sind außerdem Übungen, in denen die Sensoren in verschiedene Trägerplattformen montiert werden, darunter Flugzeuge, Flugdrohnen, Schiffe, Fahrzeuge, Türme und Unterwasserfahrzeuge. Hierfür setzt das DLR beispielsweise eine Hubschrauberdrohne ein, mit der die ForscherInnen das Starten und Landen von Küstenwachschiffen proben. Getestet werden außerdem Verfahren zum Flug von Drohnen im Schwarm mit anderen Luftfahrzeugen.
„SeaCat“ beim G20-Gipfel
Das neue Institut für den Schutz maritimer Infrastrukturen will jetzt weitere Testplattformen für die Überwachungstechnologie beschaffen. Für den „Überwasserbereich“ nutzen die ForscherInnen einen Transporter, in den laserbeleuchtete Kameras, optische Kameras sowie ein thermischer Sensor zur Detektion von elektromagnetischer Strahlung eingebaut werden. Das Fahrzeug soll die großflächige Überwachung von Hafenanlagen, Ölförderplattformen und Windenergieparks ermöglichen.
Schließlich hat das DLR auch ein unbemanntes U-Boot gekauft. Dabei handelt es sich um die Unterwasserdrohne „SeaCat“ der deutschen Firma Atlas Elektronik, die vom DLR ebenfalls als Träger für die Erprobung der verschiedenen Sensoren genutzt wird. Mit einem solchen Roboter könnten Sicherheitsbehörden beispielsweise Hafeneinfahrten, Fundamente von Windpark-Anlagen, Gaspipelines oder gesunkene Schiffe untersuchen. Im vergangenen Jahr hatte das Landeskriminalamt eine „SeaCat“ genutzt, um vor dem G20-Gipfel den Hafen nach Sprengstoffen zu untersuchen. Die Unterwasserdrohne wurde damals von der Bundeswehr ausgeliehen.
Wen wundert es? Das DLR ist geschichtlich als eine Dienstleistungsorganisation für Rüstungsunternehmen gegründet worden und ist es heute vom Aufgabenprofil auch noch. Jegliche Forschung lässt sich dual nutzen.
a) Überwachung kritischer Infrastruktur (Pipelines, Unterseekabel)
b) unmanned surface vessel (USV) z.B. Magura V5 USV