Wenn das Smart Home zum Werkzeug für häusliche Gewalt wird

Wer die vernetzten Geräte bedienen kann, kann Macht und Kontrolle ausüben. (Symbolbild) – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Gilles Lambert

Der Zahlencode vom digitalen Türschloss ändert sich jeden Tag. Elektronische Gerät schalten sich von alleine immer wieder aus. Immer mehr Betroffene häuslicher Gewalt erzählen von vernetzten Geräten, die sich scheinbar gegen sie verschworen haben, berichtet die New York Times. Die Zeitung hat mit mehr als 30 Überlebenden häuslicher Gewalt, ihren Anwältinnen und Anwälten sowie Mitarbeitenden von Schutz- und Hilfseinrichtungen über das neue Werkzeug für Missbrauch gesprochen.

Vernetzte Türschlösser, Kameras oder Lautsprecher würden für Kontrolle und Überwachung, aber auch zur Belästigung oder Rache genutzt:

Graciela Rodriguez leitet eine Notunterkunft mit 30 Betten am Center for Domestic Peace in San Rafeal, Kalifornien. Sie erzählt, einige Leute seien kürzlich mit Geschichten über „verrückt machende Dinge“ zu ihnen gekommen, etwa Thermostate, die plötzlich auf über 38 Grad Celsius springen oder smarte Lautsprecher, die unerwartet laute Musik abspielen. „Sie fühlen sich, als würden sie die Kontrolle über ihr Zuhause verlieren“, sagt sie. „Nachdem sie ein paar Tage hier verbracht haben, realisieren sie, dass sie missbraucht wurden.“

[…] Die Personen, die mit der New York Times über ihre Belästigung durch Smart-Home-Geräte sprachen, waren alle Frauen. Viele von ihnen leben in reichen Vororten, in denen diese Art von Technologie Einzug gehalten hat. […] Eine der Frauen, eine Doktorin aus dem Silicon Valley, erzählte, ihr Ehemann, ein Ingenieur, „kontrolliert das Thermostat. Er kontrolliert das Licht. Er kontrolliert die Musik.“ Sie sagt: „In von Missbrauch geprägte Beziehungen geht es um Macht und Kontrolle und er benutzt dafür Technologie.“ [Eigene Übersetzung]

Der Missbrauch technischer Geräte zu Kontrollzwecken ist nichts Neues. Die Möglichkeiten für Missbrauch sind jedoch in einem komplett vernetztem Zuhause weitaus größer. Genaue Fallzahlen sind den von der Times befragten Polizeibehörden nicht bekannt, dafür sei das Internet of Things eine noch zu neue Erfindung. Mit der rapide zunehmenden Anzahl der Geräte scheint eine Beschäftigung mit dem Missbrauchspotenzial der Geräte jedoch unumgänglich.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

9 Ergänzungen

    1. Ich habe die Serie gesehen, der spätere Gag war, das dieser Gavin Belson die Kühlschrankfirma Seppen gegen PipePiper aufhetzen wollte und sich heraus stellte, das die Kühlschränke alle Gesprächsinhalte in die Cloud gestreamt wurden.

      1. (das die Kühlschränke alle Gesprächsinhalte in die Cloud gestreamt wurden.)

        Öhm, „hatten“, gestreamt hatten!

        Wir brauchen statt einer Schreibkorrektur, eine Formulierungskorrektur!
        Das wäre doch mal was KI mäßiges, dann würde es keine mangelhafte schriftliche „Aussprache“ mehr geben!

          1. Ich weigere mich das jetzt zu gucken! Hrm.
            (Und bei manchen schlummert das erst ne Weile auf der Platte, während man noch versucht, Spoilern auszuweichen.)

          2. Ja, das Internet.
            Die Zeit verschwimmt regelrecht!
            Aber ich kann dich beruhigen, die Folge ist sehenswert (Überraschungen und Fragezeichen), gemäß dem Motto/Slogan/Weisheit vom Konfusen (Konfuzius):
            „Der Weg ist das Ziel!“

  1. Tja, sehr tragisch.
    Was technisch möglich ist wird gemacht.
    Grundsätzlich ist es aber auch so, das es nicht schaden kann sich mit seiner Technik etwas zu beschäftigen, diese zu hinterfragen und so zu verstehen wie was und warum funktioniert.
    Hat man dieses Wissen, kann man sich gegen so ein infantiles Verhalten auch wehren.
    Jammern hilft nun mal nicht. Es stellt sich noch die grundsätzliche Frage, ob so jemand der so einen Kontrollfimmel hat nicht schon vor dem Smarthome auffällig war.
    Und grundsätzlich sollte man bei einer Anschaffung immer mal den Gedanken, brauch ich das wirklich welche Vor- und Nachteile hat das, im Kopf hin und her wälzen.
    Ich hatte mich beispielsweise aus aktuellen Anlass damit beschäftigt ob ich mir eine Alarmanlage anschaffe. Letztlich sind es zwei große Hunde geworden, welche über ihre Lebenszeit billiger als der Technikkram sind und ihre Brauchbarkeit schon unter Beweis gestellt haben.
    Die lassen sich auch nicht gegen mich programmieren, die kleinen Racker.
    Letzens haben die einen Eindringling im Grundstück von vorn und hinten in die Mangel genommen, so das der ca vier Stunden warten musste bis ich von Arbeit gekommen bin. Jedesmal schon geknurrt wenn der sich bewegen wollte. Konnte nicht mal das Telefon zücken. Das spricht sich rum und man hat seine Ruhe. Viel besser als smarte Türschlösser.

  2. Und diese Technik ist sehr beliebt in Ländern, in denen Kinder noch verkuppelt werden. Oder die Gesellschaft sogar in Kasten unterteilt wird.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.