Wales: Gesichtserkennung markierte Tausende fälschlich als Kriminelle

Austragungsort des Champions-League-Finales 2017: Das Millennium-Stadion in Cardiff. Hier bei einem Rugby-Spiel. CC-BY-SA 2.0 Alessio Bragadini

Beim Champions-League-Finale 2017 im walisischen Cardiff markierte ein System zur Gesichtserkennung versehentlich mehr als 2.000 Menschen als Kriminelle. Die Technologie erkennt mithilfe von Videokameras Gesichter in Menschenmengen und gleicht sie mit Fahndungslisten ab. Laut walisischer Polizei lag das System in 92 Prozent aller Treffer falsch. Es wurden keine Unschuldigen festgenommen.

Schuld an der falschen Erkennung sei die schlechte Bildqualität der Fahndungsdatenbanken, sagte ein Sprecher der Polizei dem Guardian:

Die Ermittler schoben die hohe Anzahl von Falscherkennungen beim Fußballfinale auf die „schlechte Fotoqualität“ der liefernden Behörden, darunter UEFA und Interpol, sowie auf die Tatsache, dass es der erste große Einsatz der Technologie war. [Eigene Übersetzung]

Auch in Deutschland testet die Polizei aktuell den Einsatz von sogenannter intelligenter Videotechnik mit Gesichtserkennung. Der Probelauf am Bahnhof Berlin-Südkreuz wird seit Start von Datenschützern und Aktivisten kritisiert, unter anderem wegen andauernder Falscherkennungen.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

7 Ergänzungen

  1. Wir sollten nicht so sehr auf der Unzuverlässigkeit rumhacken. Denn erstens wird das in Zukunft besser werden und zweitens ist die naheliegende Lösung bessere Bilder (haben wir nicht biometrische Passbilder irgendwo?) und bessere Kameras zu nehmen.

    1. Du kannst dir doch ein Biodingens Passbild erstellen, aber noch nicht ausdrucken lassen.
      Diese Vorlage morphst du ein wenig um, z.B. die Augenpartie, deine Iris gegen eine andere Tauschen (einfach die von einem Brominenten aus die Indernet Clouden) usw., aber nur so weit, das du noch als du auf dem Bild zu erkennen bist!
      Das druckst du auf passendem Papier aus und gibst es bei der Meldestelle ab.

      Fetisch!

  2. Jo und aufgrund dieser Tatsache wird das nun eingestellt….
    Oder die Datensätze werden mit hochauflösenden Photos (am besten die ganzen Person in 360° photographiert) ergänzt….
    Hmm.. was wohl wahrscheinlicher ist….?

  3. Mehr als 2000 erkannte Gesichter aus Fahndungslisten, 92% davon false positive. Heißt das jetzt, dass dort mindestens 160 gesuchte mutmaßliche Verbrecher im Stadion saßen? Wie genau wurde das verifiziert, wenn dort keine Unschuldigen festgenommen wurden? Woher kommen also die exakten Zahlen?

  4. Und dann ist wohl eine Fahrzeugkolonne Typ „Grüne Minna“ vorgefahren und hat die 160 „Verbrecher“ hinter schwedische Gardinen verbracht? Also, irgendwie fehlen die Konsequenzen aus der Erkennung der „Schwerverbrecher“.

    Nebenbei markiert so ein System nichts und niemanden, sondern identifiziert, vielleicht.

    1. Die 160 Verbrecher sind doch nicht wichtig, die Erfassung der Anderen ist wichtig!

      Stell dir mal vor, die Polizei würde die 160 Verbrecher einlochen, ja, wer soll denn die Verbrechen begehen?
      Dann wären da noch die Gefängnisse, die sind doch nicht dafür ausgelegt, alle Verbrecher aufzunehmen.
      Auch hier muss die Gesellschaft mit der Realität Leben, das Verbrecher wieder auf freien bleiben müssen, bis ein Platz frei wird!

      Die Frage die man sich hier stellen muss, wen würde „die Politik“ (Achtung Synonym!) lieber weg sperren, den Gewaltverbrecher oder einen Journalisten, der die neuen „Anti Terror“ Gesetze als Menschenrechtswidrig (oder Grundgesetz-/Verfassungswidrig, je nach Land) an den Pranger stellt?

      Den Journalisten versteht sich, denn im Gegensatz zum Gewaltverbrecher, wiegelt der die Bürger gegen die Gesetzgeber auf, so das diese in ihrem Tatendrang behindert werden.

  5. In der Medizin würde man noch bei weit höheren Erfolgsquoten von Scharlatanerie sprechen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.