re:publica 2018: Alles automatisch? Wie Daten den Journalismus verändern

Was bedeutet es für den Journalismus, wenn Redaktionen ihre Arbeitsprozesse automatisieren und neue Formen der Darstellung finden? Bettina Figl und Alexander Fanta haben Daten- und Roboterjournalismus erforscht. Ihr Vortrag gewährt Einblicke in aktuelle Entwicklungen und diskutiert Chancen und Risiken eines allgemeinen Trends.

Bettina Figl bei ihrem Vortrag CC-BY-SA 2.0 re:publica

Bettina Figl von der Wiener Zeitung und Alexander Fanta von netzpolitik.org haben beide als Fellows am Reuters Institute in Oxford zur digitalen Innovation im Journalismus geforscht. In ihrem Vortrag „Robots and coding: How data is changing journalism“ auf der re:publica 2018 stellten die beiden Erkenntnisse aus ihrer Arbeit in Oxford vor.

Bettina Figl zeigte Beispiele für gelungenen Datenjournalismus vor. Etwa werteten Buzzfeed und die BBC Datensätze zu 26,000 Tennisspielen aus sieben Jahren aus und entlarvten damit ein gesamtes Manipulationsnetzwerk aus Profispielern. Auch kleinere Nachrichtenredaktionen nützen inzwischen Datenjournalimus. Das gemeinnützige Rechenzentrum CORRECTIV macht mit Euros für Ärzte für jeden von uns ersichtlich, ob unsere Hausärzte des Vertrauens die Hand für Gelder der Pharmaindustrie aufhalten.

Guter Datenjournalismus braucht nach Ansicht Figls nicht notwendigerweise große Teams oder viele Ressourcen. Arbeit mit Daten setze vor allem gute Teamarbeit voraus, und zwar von Menschen mit ganz unterschiedlichen Qualifikationen. Auch kooperierten bei Projekten zunehmend Redaktionen, die eigentlich in Konkurrenz stehen („coopetition“). Programmier-Fähigkeiten sei zwar ein Plus, doch müsse nicht jeder Journalist coden können.

Wieso man sich vor Datenjournalismus nicht fürchten sollte

Aus Sicht von Fanta ist auch die Befürchtung überflüssig, Roboterreporter würden menschliche Journalisten im großen Stil ersetzen. Durch die Möglichkeit, Kurzberichte automatisiert zu verfassen, würden in Nachrichtenredaktionen natürlich gewisse Arbeitsschritte weggekürzt. Doch entstünden auch neue Jobs, etwa um die Korrektheit von Datensätzen zu überprüfen. Keine Panik also! Ebenso unklug wie naive Technikgläubigkeit sei schließlich, in Panik zu geraten, prognostiziert Fanta:

Whatever the robot writes […] is limited to the dataset that is there. So […] further contextualising the data, […] saying what this actually means, that is something that the robot can’t do, so obviously human reporters will be valuable even for providing further context for stories written by software.

Fanta identifiziert den Roboterjournalismus also vielmehr als ein unterstützendes Tool. Er warnt davor, mit nur einer Bezugsquelle zu arbeiten. Um sich einer kritischen Abhängigkeit vom Datenlieferanten zu entziehen, seien natürlich eigene Datenerhebungen ratsam – dies könnten sich aktuell allerdings nur die großen Nachrichtenagenturen leisten.

Ob und inwiefern sich darüber hinaus etwa die Algorithmisierung der Börse und die Automatisierung der Börsenberichterstattung gegenseitig beeinflussen, dies müsse jedenfalls noch erforscht werden. Insgesamt schafft es der Vortrag, viele Anreize für die Zusammenarbeit von Journalisten- und Tech-Gemeinde zu schaffen, ohne dass dabei eine kritische Auseinandersetzung mit dem Daten- und Roboterjournalismus auf der Strecke bleibt.

 

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