Roboterjournalisten retten die Lokalpresse. Wer rettet uns davor?

Nachrichtenagenturen von London bis Helsinki setzen seit neuestem Algorithmen für ihre Lokalberichterstattung ein. Doch statt neutraler Datenberichte liefern die automatischen Textgeneratoren Spin am laufenden Band. Die Öffentlichkeit steht mit dem Beginn des Roboterzeitalters im Journalismus vor einer neuen Herausforderung.

Roboter in einem Berliner Spielzeugladen. Marschieren die demnächst bei der BZ ein? – Public Domain Alexander Fanta

Die Press Association liefert seit 150 Jahren die Nachrichten, auf die sich Großbritannien verlässt. Die Nachrichtenagentur bietet unabhängige, neutrale Berichterstattung, ein bisschen langweilig vielleicht, aber zuverlässig. Doch ihre besten Kunden, die Lokalzeitungen, sterben in den letzten Jahren dahin wie die Fliegen: Knapp 200 Blätter wurden im Vereinigten Königreich allein seit 2005 eingestellt. Die Lage ist so schlimm, dass die britische Premierministerin Theresa May kürzlich warnte, der Niedergang der Lokalpresse stelle eine Gefahr für die Demokratie dar.

Um der Krise Herr zu werden, sendet Press Association (PA) ihren Kunden seit Kurzem eine neue Art von Texten. Das Zauberwort lautet Roboterjournalismus. Mit 700.000 Euro von Google und der Hilfe eines Start-ups bauen die Journalisten von PA gefinkelte Vorlagen, die aus Datensätzen für jede Region, ja jede Postleitzahl in Großbritannien eigene Geschichten schreiben.

Viel Journalismus mit wenig Aufwand

Roboter bedeuten viel Inhalte für wenig menschlichen Aufwand. Das wirft eine brisante Frage auf: Wie wirkt es sich auf den öffentlichen Diskurs aus, wenn Algorithmen immer mehr solcher Texte generieren?

Dazu muss erklärt werden, wie Roboterjournalismus funktioniert. Eine Software frisst Statistiken und erstellt daraus eine faktenbasierte Geschichte. Im Fall von PA geht es um Datensätze der Regierung, etwa zu Geburtenraten, den Wartezeiten in Krankenhäusern oder Kindern mit Gewichtsproblemen. Die Stories gießen trockene Zahlen in Worte und produzieren ganze Artikel samt Schlagzeilen, etwa: „Nahezu eines von drei Kindern in Lewisham ist dickleibig, enthüllen Daten“.

Die Lokalzeitung brachte kurz vor Neujahr eine computergenerierte Story über die städtische Abfallwirtschaft auf ihrem Titelblatt. Beim Titel hat wohl ein Mensch nachgeholfen. - Alle Rechte vorbehalten Norwich Evening News

Die Roboter-Geschichten finden willige Abnehmer. In Blättern wie den Norwich Evening News und dem Cambridge Independent schreibt die Software von PA bereits Titelgeschichten. Noch läuft das „Radar“ genannte Projekt in der Testphase. In Kürze, wenn Radar voll einsatzfähig ist, soll es monatlich bis zu 30.000 Geschichten produzieren. Damit will die Nachrichtenagentur den Hunger der finanziell ausgebluteten Lokalblätter nach Inhalten stillen. „Was Radar uns erlaubt, ist, mit einer kleinen Anzahl zusätzlicher Journalisten mehr lokale Geschichten zu produzieren“, sagt Pete Clifton, der Chefredakteur von PA.

Der Roboterjournalist berichtet über lokale Daten, die menschliche Journalisten zuvor nur auf nationaler Ebene behandeln konnten. Das erlaube selbst in kleinen Orten Berichterstattung und damit eine faktenbasierte Debatte, sagt PA-Chefredakteur Clifton. „Es ist eine fantastische Übung in Demokratie.“

Automatisierung macht die Massenproduktion von etwas möglich, das bisher Handwerk war. In der Welt, die wir kannten, suchte jede Lokalzeitung ihren eigenen Zugang zu einem Thema, jeder Journalist schrieb auf Basis der selben Fakten eine zumindest leicht andere Geschichte. In Großbritannien zeichnet sich nun ein neuer Weg ab: Selbst lokale Nachrichten werden nun aus der selben Vorlage gegossen, aus dem gleichen Blickwinkel geschrieben.

Konservativ, kontextfrei, konfrontativ

Wie problematisch die Roboternachrichten sein können, macht ein Blick auf zuletzt veröffentlichte Geschichten der Press Association deutlich. Hier drei Beispiele:

  • Eine automatisch generierte Geschichte in der englischen Lokalzeitung Express and Star trug den Titel: „Die Hälfte aller frischgebackenen Mütter in Wolverhampton sind unverheiratet“. Am Beginn der Meldung heißt es, dass bei 56,5 Prozent der Kinder in dem Ort die Eltern weder verheiratet noch verpartnert sind. Später wird berichtet, 77 Prozent der Kindern würden in Haushalte mit zwei Eltern hineingeboren. Die Entscheidung des Algorithmus, den Beziehungsstatus der Eltern zum Aufhänger der Geschichte zu machen, gibt ihr nicht nur einen sozialkonservativen Spin. Der Titel ist zudem irreführend, da er es klingen lässt, als wären die Frauen alleinerziehend, während beinahe vier von fünf Kindern zuhause auf zwei Eltern zählen können.

  • Eine Roboterstory im Lokalblatt Romford Recorder titelt, dass es nur 16 Prozent der örtlichen Kinder aus sozial benachteiligten Familien auf die Uni schafften. Die Geschichte erwähnt zwar den nationalen Durchschnitt, verpasst aber, andere relevante Informationen zu nennen. Das Lokalblatt hatte nur wenige Monate zuvor berichtet, dass die konservative Regierung in London das Budget der Kommune drastisch kürzen werde, mit wohl verheerenden Konsequenzen für benachteiligte Kinder. Zu erwähnen, dass die soziale Lage schlecht ist, aber zentrale Faktoren für die weitere Verschlechterung zu verschweigen, ist politisch bedenklich und schlechter Journalismus.

  • Ein Krankenhaus in der Stadt Bath entschuldigte sich, nachdem ein Roboterbericht auf Basis von Daten der nationalen Krankenversicherung NHS in einer Lokalzeitung meldete, dass Ärzte im vergangenen Monat vier dringende und potentiell lebensrettende Operationen abgesagt hätten. Dies zeigt, dass mithilfe des Algorithmus auch neue, überraschende Fakten bekannt gemacht und damit politische Realitäten geschaffen werden können. Das ist nicht immer problematisch, aber kann es unter bestimmten Umständen werden.

Aus den Beispielen wird deutlich: Roboterjournalismus wird nie völlig neutral sein, denn die Vorlagen, auf deren Basis die Software Texte schreibt, zeigen die politischen Neigungen ihrer menschlichen Erzeuger. Das ist schwer zu umgehen, denn wenn der Algorithmus eine Schlagzeile wählt, muss er unweigerlich eine Seite der Geschichte der anderen bevorzugen. Darum ist eine Meldung über Geburten mehr als nur ein Faktenbericht – sie spiegelt gesellschaftliche Bilder wider.

Auf den Hintergrund kommt es an

Auch die Daten selbst sind nie neutral. Wie der Fall des Romford Recorder zeigt, können einzelne Zahlen das größere Bild verdecken oder verzerren, wenn andere relevante Fakten außer Acht gelassen werden. Die Arbeit von Roboterjournalisten muss daher oft von menschlichen Kollegen mit Kenntnissen der örtlichen Begebenheiten ergänzt werden, um nicht zusammenhanglos zu wirken oder irreführend zu sein.

Durch robotergeschriebene Titelgeschichten schafft es die Press Association bereits, lokale Debatten über Fakten anzustoßen, über die zuvor niemand berichtete. Das erlegt den Automatisierern eine besondere Verantwortung auf, denn anders als gewöhnliche Journalisten lösen sie nicht eine einzelne Debatte an einem Ort aus, sondern womöglich dutzende überall im Land zugleich. Das kann äußerst kontroversiell sein: Man stelle sich etwa vor, eine Roboterrecherche nimmt die neuesten Migrationszahlen aufs Korn. Je nachdem, wie die Datenblöcke herumgeschoben und die Vorlagen gestaltet werden, lautet der Vorwurf dann wohl entweder Rassismus oder Lügenpresse.

Interessant erscheint auch, dass keine der Geschichten von PA den Roboter als Autor nennt. Das ist zwar üblich bei Agenturtexten, hier entfällt häufig die namentliche Nennung der Journalisten. Auch bei Roboterjournalisten ist es in vielen Fällen nicht anders. Ob die Leute jedoch wissen sollten, wenn ihre Lokalnachrichten von Robotern geschrieben werden? Das muss erst debattiert werden. Immerhin: Eine Befragung für das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag holt derzeit dazu die Meinung von Bürgern und Experten ein.

Automatisierung an vielen Orten

Die Briten sind nicht die einzigen, die Roboterreporter einsetzen. Medien überall in Europa automatisieren ihre Nachrichtenproduktion. Zumindest sieben Presseagenturen in europäischen Ländern nutzen automatisch generierte Texte, fand ich in meiner Studie heraus, die ich im Vorjahr als Stipendiat am Reuters-Institut für Journalismusforschung in Oxford durchführte. Mein Bericht kommt zu dem Schluss, dass Roboterjournalisten menschliche Reporter zwar nicht ersetzen, aber von Nachrichtenagenturen zur drastischen Ausweitung ihrer Berichterstattung verwendet werden.

Nachrichtenagenturen in Europa setzen auf Roboter. Die Grafik basiert auf meiner Erhebung im Vorjahr.

Lokalnachrichten eignen sich besonders für die Automatisierung. An vielen Orten sind Daten und Statistiken verfügbar, über die kein Journalist berichtet. Zwei Beispiele aus dem Norden: Die norwegische Nachrichtenagentur NTB setzt einen Roboterjournalisten ein, der aus Ergebnistabellen im Fußball kurze Spielberichte bastelt und über bis zu 20.000 Vereinsspiele schreiben kann, die jedes Jahr in Norwegen stattfinden. Die schwedische Agentur TT programmierte ein Widget, das Zahlen zu örtlichen Schulen und Immobilienpreisen mit dem nationalen Schnitt vergleicht und dem Leser eine kurze Erklärung dazu formuliert.

Roboterjournalismus steht erst am Anfang seiner Entwicklung. Seit ich meinen Bericht im Juli 2017 veröffentlichte, haben Nachrichtenagenturen in Finnland, Österreich und Korea eigene Projekte angekündigt. In Deutschland kommen computergenerierte Texte erst vereinzelt zum Einsatz. Zuletzt starteten Stuttgarter Regionalzeitungen einen automatisierten Feinstaubradar. Auch verwendet der Finanzableger der Deutschen Presse-Agentur, dpa-AFX, automatisierte Vorlagen, die ich in meiner Studie als Vorstufe zum Roboterjournalismus berücksichtigt habe. Anbieter wie AX Semantics und Retresco hoffen, künftig mehr deutschsprachige Medien mit vorgefertigter Software und einer eigenen Markup-Sprache zum Einstieg zu bewegen.

Der Aufstieg der Roboterreporter wird eine neue Art der Wachsamkeit gegenüber journalistischer Arbeit und neue Standards erfordern. Immerhin gilt es nun nicht mehr nur, einzelne Geschichten auf tendenziöse Worte und verzerrte Fakten zu untersuchen. In Zukunft brauchen wir das Rüstzeug dafür, es mit massenproduziertem Bias aufzunehmen. Die datengesteuerte Automatisierung des Journalismus ist ein Feuer, das wir noch zu zähmen lernen müssen.

Eine englischsprachige Version dieser Geschichte erschien auf der Webseite Data Driven Journalism des European Journalism Centre.

 

18 Ergänzungen

  1. Aeh, ja, weil die zu 90% aus gross- und bildungsbuergerlichen Verhaeltnissen stammenden Journalisten ja keinen bias produzieren, wie unsere Qualitaetspresse ja immer demonstriert, genau.

    Wer den Artikel liest und die reisserisch-fehlleitende Ueberschrift ignoriert (hat bestimmt kein bot gebaut?) erkennt, dass es hier um ein Werkzeug geht, dessen Ausgestaltung und Nutzung transparent zu machen und in den Dienst der oeffentlichen Berichterstattung zu nehmen ist. Nicht um die „Rettung vor dem Roboter“. Das schoene an bots ist naemlich durchaus, dass man sie transparent verbessern kann, und das skaliert, was letztlich fuer einige Arten von Artikeln im Schnitt bessere Artikel als von Menschen geschriebene erzeugt. Meinungsartikel und politische Deutungen koennen bots absehbar nicht, aber das ist dann auch bei Menschen gerne mehr Manipulation als Berichterstattung…vielleicht kann man die frei werdenden Resources ja auf eine Verbesserung dort konzentrieren.

    1. Das ganz und gar nicht schöne an Bots – vergleiche dazu ein beliebiges MMOG (Massive Multiplayer Online Game) – : Sie dienen einzig und allein ihren Herrschchens Gold/Credits und schließlich Geld auch auf Kosten „ehrlicher“ Spieler zu generieren und, wenn ungehindert, konkurrenzlos die Ingame-Wirtschaft zu ruinieren bis den Spielehersteller real-wirtschaftlich schädigen zu können.

      Automatisierte Nachrichtengenerierung – losgelassen auf die (leider) Konkurrenzhaftigkeit des journalistischen/medialen Marktes, bestehend aus selbständigen Journalisten, Mediengestalter, Bloggerinnen uvm. und auch noch wie oben zeitnah nachgewiesen – ist schon ein Hammer! Ein guter des Autors! Doch ein übler für die Gesellschaft.

      Nun, Bots können sicher auch für sinnvolle Dinge eingesetzt werden – doch leider ist die pure (Geld)Wert-Vermehrung, und die Konkurrenz darum, das Maß aller Dinge in der globalisierten Welt.

      1. Automatische Webstuehle vernichten die Lebensgrundlage der armen Weber, das muss man verhindern, weil das so ein tolles Leben in Armut ist!

        Andere ueberlegen sich, den Produktivitaetszuwachs durch Technologie zum Nutzen der Gesellschaft einzusetzen.

      2. Ein Zitat? :
        John Swinton, der Altmeister des New Yorker Pressecorps, hielt anlässlich seiner Pensionierung die folgende Rede:
        «Eine freie Presse gibt es nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Weltgeschichte. Sie wissen das, und ich weiss es. Nicht ein einziger unter Ihnen würde es wagen, seine ehrliche Meinung zu schreiben, und wenn Sie es täten, wüssten Sie im voraus, dass es nie im Druck erscheinen würde. Ich werde wöchentlich dafür bezahlt, meine ehrlichen Auffassungen aus der Zeitung draussen zu halten, mit der ich verbunden bin. Andere von Ihnen erhalten ähnliche Saläre für ähnliche Dinge, und jeder von Ihnen, der so töricht wäre, ehrliche Überzeugungen zu schreiben, wäre auf der Strasse, um sich nach einem anderen Job umzusehen. Wenn ich zulassen würde, dass meine ehrlichen Meinungen in einer Ausgabe meiner Zeitungen erscheint, ginge es keine 24 Stunden und meine Berufstätigkeit wäre vorbei.

  2. Nun habe ich den Artikel mehrfach gelesen.
    Ich konnte keinen Punkt finden, der nicht auch auf menschliche Journalisten zutrifft bzw. zutreffen könnte.

    1. Es skaliert halt sehr gut: man kann damit die Lokalpresse an sehr vielen Orten mit zentral vorgegebener Richtung fluten. Man kann also gewuenschten bias allgegenwaertig machen, daher ist Transparenz und Kontrolle von Ausgewogenheit, vielleicht auch automatischer Diskurs oder manuelle Kommentierung, durchaus wichtig.

      1. Genau sowas konnte ich schon vor Jahren bei der Ostseezeitung beobachten. Die hat mehrere „verschiedene“ Lokalausgaben.
        Da hats auch keine Roboterjournalisten gebraucht.

        In meinen Augen sehe ich eher, daß sich die „Presse“ damit endgültig das eigene Grab schaufelt.
        Auf dem Weg dahin gibt es dann noch die Ausrede, daß ja der Compjuta den Mist geschrieben hat.

        Zuerst hat man das Lektorat eingespart, jetzt spart man die Journalisten ein. Da ist es nur folgerichtig, demnächst die Zeitungen einzusparen.

      2. Ohhh!!!!, jetzt wird es gefährlich,…
        —– und was passiert nach einem Buck im System..

        Zum Beispiel: Newsflash> England greift an,… und dann wird Bombe mit Bombe… oder wie soll das laufen,….

        Meine Meinung dazu wäre:
        >>> die FAULHEIT der Menschen sollte Nicht siegen,… heißt: Gewisse Sachen sollten immer, immer und immer in Menschen Hand bleiben…..oder hat noch keiner von den Smart Phone Zombies > Terminator (Skynet Cyberline) mit Arni gesehen…. Gruß TP

  3. Ich plädiere für eine Kennzeichnungspflicht der Presseauswürfe wie bei den Lebensmitteln.
    Schließlich handelt es sich um sowas wie „geistige Nahrung“ und ist nicht harmlos, ja durchaus auch Giftmüll. Wie bei Gentech sollte die Roboterisiertheit angezeigt sein, und man könnte auch ampeln: leichte, mittlere, schwere Belastungsgrade oder…..

    1. Hallo, den Ansatz finde ich nicht schlecht. Wenn, dann sollten sich aber auch die bezalten Journalisten den jeweiligen ,,Denkfabriken“ zu ordnen lassen.

  4. Ich sehe zunächst einmal nichts verwerfliches an der Nutzung von „Robotern“ im Journalismus. Vor allem Sport, Finanzen, Wetter usw lassen sich damit relativ gut Abdecken. Gerade kleine Lokalzeitungen können so doch eigentlich ziemlich gut ihre Reichweite verbessern indem man Sachen abdecken kann, für die vorher die Mittel gefehlt haben. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass solche Texte gekennzeichnet werden sollten. Macht man ja mit Agenturmeldungen genau so.

    Was den Spin angeht: Ich habe mich schon relativ intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und die Systeme sind alles keine trainierten AIs oder dergleichen. Das sind alles Programme, die die Daten auswerten und anhand von Regeln in Satzfragmenteeinsetzten, die dann zusammen gesetzt werden.
    Sowohl die Satzfragmente als auch die Regeln werden von Menschen definiert.
    Der Spin kann also tatsächlich absichtlich drin sein, was ein echter Journalist auch machen kann, oder die Programmierer müssen halt nachbessern, damit die Texte eben keinen Spin mehr erzeugen. Das ist einfach Arbeit die man sich machen muss.

    Das Magazin für Lokaljournalisten „drehscheibe“ hat kürzlich auch eine Videoreihe zu Roboterjournalismus und Lokaljournalismus gestartet. Fand ich ganz interessant zum Einstieg in die Thematik und gibt ein paar gute Einsichten auch zur Funktion der Systeme.

  5. „Roboterjournalisten retten die Lokalpresse. Wer rettet uns davor?“

    -> Das ist relativ einfach, indem wir der Presse ermöglichen ein wirtschaftlich tragfähiges Geschäftsmodell zu behalten. Wie das geht:
    1. Leuten wie Herrn Dobusch entgegentreten und den vermeintlich öffentlich-rechtlichen Rundfunk reduzieren und daran hindern sich im Internet auszubreiten.
    2. Bewusst werden, dass Qualitätsjournalismus Geld kostet und dass das durch die Reduzierung der Kosten für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk freigewordene Geld auch in diesen investiert werden muss.

    1. Man koennte es auch genau anders herum sehen: oeffentlich-rechtliche Medien im 21sten Jahrhundert endlich in allen Medien ihrem Auftrag nachkommen lassen, eben auch lokal. Die Presseunternehmen sparen zZt massiv an Personal und an Ideen, denn die Rendite fliest ja. Investiert wird da nur in Lobbyismus zur Verteidigung eines ueberholten Geschaftsmodells zu Lasten der Gesellschaft.
      Grundversorgung alleine dem Gewinnstreben von Unternehmen zu ueberlassen, hat noch nie funktioniert.

  6. Es gibt diese sehr markante Passage in „1984“, wo der Folterknecht dem Helden offenbart, dass die meiste Musik, die der Pöbel so hört, von einer Maschine geschrieben wird, die vollautomatisch seichte Liebesschnulzen und Gassenhauer produziert. Da sehe ich gewisse Parallelen.
    Was die Charthits im Radio angeht, ist das wohl schon in gewisser Weise Realität.

    1. Dis klassische Hochkultur dudelt seit Jahrhunderten die gleiche Noten hoch und runter, die brauchen nicht mal mehr das ;-)

  7. Wer ließt 2018 noch Artikel auf Papier? o.O
    Und dann noch Lokalnachrichten? O.o

    Wenn es denn wenigstens Artikel wären wie zum Beispiel
    „Sehr geehrter MdB,
    sie sitzen ja für unseren Wahlkreis als direkt Gewählter in diesem hohen Hause.
    Erklären sie doch unseren Lesern kurz warum sie für Kriegseinsatz xyz mit „Ja“ gestimmt haben.
    Wie sie wollen nicht? Dann heißt die nächste Schlagzeile wohl
    „Unser Abgeordneter schick unsere Kinder in den Tod und hüllt sich in Schweigen.“ :>
    PS: Besorgen sie sich schon mal einen Listenplatz. ^^

    Passiert aber nicht, deswegen haben Journalisten leider auch kein Geschäftsfeld mehr.
    Augen auf bei der Berufswahl. Oder „Augen geeeRRRaadee aus“ bei der Bundeswehr.
    Auch Germanistikstudenten können als Kanonenfutter dienen.

  8. Ich weiß nicht, wie es mit der bisherigen Qualität der Berichterstattung lokaler Medien in Brittanien aussieht. Ich empfinde rein lokale Zeitungen, nicht überregionale Zeitungen mit Lokalteilen, soweit ich sie in der BRD kenne, im Regelfall nicht/nicht mehr als Medien, die ihrer Rolle als „4te Macht“ in dieser einen Demokratie-Interpretation gerecht werden würden. Mit wenigen Ausnahmen.
    Ich denke nicht, dass die derzeitige, allgemeine Konstitution der Verlage es zulässt, dass dort qualitativer Journalismus in der nötigen Breite ohne weiteres geleistet werden kann.
    Hinzu kommt sicher eine viel zu starke Hinwendung zu populistischen (nicht gemeint: rechts-populistsch, gemeint: Haustürberichterstattung) und Unterhaltungsthemen.

    Solange diese Medien streng nach kapitalistischer Maßgabe organisiert sind, solange werden sie dahin streben nur noch Buchstaben auf Papier zu sein. Und Umsatz zu generieren.
    Ein Ausweg können da Community-finanzierte Medien sein, die aus der Verwaertungslogik, zumindest teilweise, aussteigen können.
    Andernfall sehe ich keinen Ausweg aus der vorgefundenen Lage. Und keine Abwendung von automatisch generierten Inhalten.

    Anmerkung: Transparente Text-Generatoren. Wer mir schlüssig erklären kann, wie die Arbeitsweise aller veröffenlichenden Text-Generatoren per toto zu einer informierten und verstandenen Transparenz, zu jedem Zeitpunkt führen kann, so dass entsprechende Texte / die Basis der Texte, oder Veröffentlichungsstrategien anhand dieser Information bewertet werden können, dem schenke ich meinen Neid. Mir fällt dazu nichts ein. (Frageform: rhetorisch)

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.