Vor einem Jahr kündigte der E-Commerce-Riese Amazon an, dass er einen zweiten Stammsitz in Nordamerika bauen will. Das Hauptquartier in Seattle mit 40.000 Mitarbeiterinnen reicht nicht mehr aus. 238 Städte bewarben sich auf die Ausschreibung (pdf) vom letzten Oktober. Im Januar veröffentlichte das Unternehmen eine Liste von zwanzig Kandidaten. Daraufhin lockten einige von ihnen Amazon mit teils milliardenschweren Steuererleichterungen.
Jetzt, da Amazon-Vertreterinnen einige Städte erneut besuchen, geht dort die Spekulation um Immobilien los, wie das Wall Street Journal berichtet:
Metropolregionen preisen gezielt Grundstücke an und schlagen sogar bestimmte Liegenschaften für Amazons neuen Stammsitz vor. Das ist so, als hätten sie Zielscheiben für Immobilienkäufer erstellt. Einige investieren in Grundstücke, von denen sie denken, dass Amazon sie will; andere wetten auf langfristige Wirkungen, wie etwa eine höhere Nachfrage in Stadtteilen rund um ein neues Hauptquartier.
Mr. Copley [von einem Immobilien-Start-up] sagt, dass er mit proprietärer Software die am wenigsten ausgenutzten Immobilien in jeder Stadt heraussuchen kann. Er sagt, dass er fünf Minuten braucht, um die besten 500 Mehrfamilienhäuser einzugrenzen, sobald Amazon eine Gewinnerstadt bekannt gibt. Dann plant er, Angebote für viele dieser Häuser zu machen, und hofft darauf, dass zumindest einige anbeißen.
Ein US-weites Bündnis aus der Zivilgesellschaft hat den Spieß umgedreht und eine Wunschliste an Amazon zusammengestellt. Punkte daraus sind: dass das Unternehmen Mitarbeiterinnen einen guten Lohn zahlt, Gewerkschaftsarbeit nicht erschwert und aufhört, Steuern zu vermeiden.
Lustig, dass Gemeinden gezielt Liegenschaften anpreisen, damit diese Firma sich dort niederlässt. Aber für so ein großes Unternehmen wird das vom Liegenschaftsrecht her sicherlich kompliziert sich und nicht jeder Standort infrage kommen. Aber ich kann die Gemeinden natürlich verstehen, denn, wenn sich die Firma dort ansiedelt, würde das viele neue Arbeitsplätze bedeuten.