Theresa Züger (Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft, HIIG) kritisierte in ihrem Vortrag „Reload Disobedience“ auf der re:publica 17 das Alltagsverständnis vom zivilen Ungehorsam als unzureichend, um seine Transformation in der Digitalisierung zu erfassen. Die bisher üblicherweise herangezogenen Theorien John Rawls zu Gerechtigkeit und Hannah Arendts zu Zivilem Ungehorsam seien zu schwach. Sie forderte eine Abkehr von deren Grundsätzen der prinzipiellen Gewaltlosigkeit und der Akzeptanz von Strafen.
Historisch sei die Grenze zwischen zivilem Ungehorsam und Kriminalität je nach Interesse gezogen worden und umkämpft. Wichtig zur Trennung sei der Blick auf soziale Qualität und Effektivität zivil ungehorsamer Handlungen. Dabei müsse die politische Dimension der Handlungen im Vordergrund stehen, wohingegen auf individuellen Vorteil bedachte Handlungen keinen zivilen Ungehorsam darstellten. Angewandt auf die digitale Welt befand Züger, es müsse zwischen Symbolebene, Aktivismus und direkter Aktion unterschieden werden.
Ich möchte nicht behaupten, dass ziviler Ungehorsam und digitale Aktion besonders zusammengehören, da der Zugang zur Digitalität immer noch Privilegierten offensteht, welche weniger Gründe haben aktiv zu werden. Unsere Kommunikation wird zunehmend monetarisiert. Das behindert die politische Öffentlichkeit im Internet. Ich will daher nicht behaupten, dass es keine Probleme mit den neuen Typen zivilen Ungehorsams gibt. Was sich aber sagen lässt, ist, dass es sein enormes Potential für neue Typen von Politik und digitaler Aktion gibt, die es wert sind, sie zu erforschen und zu verteidigen.
Im Interview mit Philip Banse für dctpTV erklärt Theresa Züger die Thematik nochmal in Deutsch:
Die Vorträge gibt es auch als Audio:
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