Zurückgeroamt: EU-Kommission zieht 90-Tage-Regelung zurück

Im Ausland ohne Roaming-Gebühren zu telefonieren ist beliebt. Foto: CC-BY-NC-ND 2.0 Oiluj Samall Zeid

Die EU-Kommission zieht auf Anordnung von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ihren umstrittenen Roaming-Vorschlag wieder zurück. Dieser wurde erst vor vier Tagen vorgestellt. Nun kündigt die Kommission an, eine überarbeitete Version vorzulegen.

In den vergangenen Jahren hatten die Digitalkommissare Neelie Kroes und ihr Nachfolger Günther Oettinger immer wieder versprochen, dass Roaming-Gebühren in Europa aufgehoben würden. Eine Idee, die bei den Menschen sehr gut ankommt.

Der präsentierte Vorschlag der Kommission hätte die Roaming-Gebühren allerdings nur für 90 Tage im Jahr aufgehoben und auch nur dann, wenn man sich nach spätestens 30 Tagen wieder im heimischen Mobilfunknetz einwählt; eine reine Urlauberregelung also. Mit dem europaweiten freien digitalen Binnenmarkt, der sonst so gerne angepriesen wird, hat dies wenig zu tun. Denn die großen Telekommunikationsprovider wie die Deutsche Telekom haben Angst, dass mit einem kompletten Wegfall der Roaming-Gebühren die Kunden dann freie Wahl hätten und sich in jedem Land der EU einen Provider ihrer Wahl aussuchen können.

Die grundsätzliche Verordnung, dass Roaming-Gebühren wegfallen sollen, wurde bereits letztes Jahr beschlossen. Wie bei der Netzneutralität geschehen, müssen die genauen Regeln aber erst noch erarbeitet werden. Die konservative EVP-Fraktion im Europaparlament kämpft laut zeit.de zumindest für eine Lösung ohne „viele Hintertüren“. Ein paar dürfen es dann schon sein?

7 Ergänzungen

  1. Das Einhalten des Versprechens die Roaming-Gebühren in 2017 endgültig abzuschaffen, würde zumindest ein wenig die Glaubwürdigkeit der EU Kommission wiederherstellen. Im Übrigen wäre es nur konsequent, wenn auch zum möglichen Nachteil der jeweiligen regionalen Anbieter, den freien Waren- und Dienstleistungsverkehr im gesamten Telekommunikationsbereich zuzulassen.

  2. > Denn die großen Telekommunikationsprovider wie die Deutsche Telekom haben Angst, dass mit einem kompletten Wegfall der Roaming-Gebühren die Kunden dann freie Wahl hätten und sich in jedem Land der EU einen Provider ihrer Wahl aussuchen können.

    Achso, freier Markt und so. Aber nur, wenn’s zum eigenen Vorteil ist. Wenn das dem Kunden zugute kommt, dann geht das ja mal gar nicht!

  3. Wenn unsere Netzanbieter nicht so horrende Summen (freiwillig) für Mobilfunkfrequenzen an den Staat abgedrückt hätten, wäre es schon seit langem möglich, für den Verbraucher vernünftige Preise anbieten zu können. Deswegen wehren die sich auch mit Händen und Füssen gegen einen europäischen Binnenmarkt.

    Soweit ich mich entsinnen kann, wurde gerade der Wegfall der Roaminggebühren als quasi „Entschädigung“ gegen den Wegfall der Netzneutralität (wenn auch nur in eingeschränktem Maße) von der EU-Kommission aka Digitaloberkommissar Öttinger gefeiert.

    Der jetzt vorgeschlagene Entwurf dürfte zur weiteren EU-Verdrossenheit beitragen, sofern hier nicht Wort gehalten wird.

    1. Das glaubst du doch nicht im ernst!
      Selbst wenn sie nur einen symbolischen Euro abgedrückt hätten … würden diese Preise aufgerufen, weil … der deutsche Michel ja zahlt!
      Meine Frau hat ein Dual Sim Handy, die eine Karte für Telefonie, die andere fürs Indernett, sie kommuniziert wie eine Begaste!
      Vorrangig via https://ostel.co!

      1. Doch….glaub ich.

        Ersteigerungskosten: https://de.wikipedia.org/wiki/Versteigerung_der_UMTS-Lizenzen_in_Deutschland#Versteigerung_2000

        plus Kosten für Netzausbau: http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/zehn-jahre-umts-langsam-beschleunigt-das-mobile-internet-a-709250.html

        Das muss erst mal wieder reinkommen. In anderen Ländern wie Öserrreich oder Niederlande sind die UMTS-Lizenzkosten je Einwohner teilweise bis zu 6 x geringer als in Deutschland. Da kann man als Anbieter auch andere Preise machen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.